Thema: Deutsche Post Neuheiten: Cryptowahnsinn erreicht auch Deutschland
Holo-Gert Am: 24.11.2023 15:39:35 Gelesen: 10627# 184@  
Zu Krypto-Briefmarken allgemein:

Ich sammle seit 2018 crypto stamps/ Blockchain-Ausgaben, NFT gestützte Ausgaben u.ä. Ich möchte mich inzwischen als ein Experte auf diesem Gebiet bezeichneen, zumal ich eine sehr umfangreiche Sammlung aller dieser Ausgaben habe.

Vernian hat einige sehr interessante Fragen aufgeworfen, die allerdings nur in einer mehrseitigen Zusammenfassung zu beantworten wären. Das Grundproblem ist nämlich, dass Krypto-Briefmarke nicht gleich Krypto-Briefmarke ist. Viele Postverwaltungen gehen ihre eigenen Wege.

Insbesondere ist die AT Post eine treibende Kraft für "Innovationen".

Besonderes gilt aber z.B. auch für Gibraltar.

Die thailändische Ausgabe ist für Europäer problematisch.

Die Portugal-Ausgabe ist nur sinnvoll, wenn man die codes wirklich einliest.

Sehr originell die Ausgabe der Färöer.

Wieder etwas anderes ist die französische Ausgabe.

Das ist aber nur das Hauptproblem und das schon würde wohl fast alle Leser total überfordern.

Dazu kommen weitere Probleme: Wer hat überhaupt Ahnung vom virtuellen Marktgeschehen mit NFTs? Im Kunstbereich läuft z.B. ein Handel mit NFTs, der nie richtig Fahrt aufnehmen konnte.

Wer hat eine wallet, z.B. in Metamask? Wer kennt Atomic Hub, "the leading high scale NFT platform for creating, trading and buying / selling NFTs that is used by millions around the world." [1]

Wer beobachtet das Marktgeschehen, wie auf einer realen physischen Briefmarke basierende NFTs z.B. auf OpenSea gehandelt werden?

Zentral die wohl unbeantwortbare Frage, wie viele Käufer ihre Briefmarke tatsächlich in ihre wallet einlesen. Meines Erachtens dürften das sehr wenige, deutlich unter 10 % sein.

Auch der Kauf oder Verkauf einer Kryptomarke ist "zweischneidig": erwirbt man nur das physische Produkt oder kauft man den NFT auch mit, wenn dieser bereits vom Verkäufer eingelesen wurde. So besitze ich z.B. einen echt gelaufenen Brief mit einer kroatischen Kryptomarke des Typs II als Frankatur, wobei ich gleichzeitig den NFT auf meine wallet transferiert bekommen habe. Aber wie viele Sammler machen das wohl?

So ist wohl eher anzunehmen, dass fast nur "postfrische" Kryptomarken gehandelt werden.

Letzten Endes bleibt der Aspekt des "Gewinnspiels", der Zockerei. Dies begann mit der crypto stamp 1.0 Einhorn der AT Post. Von der großen Auflage dieser Marke waren nur 1 % virtuell rot. Die virtuelle Farbe war natürlich beim Kauf nicht zu sehen, sondern erschien erst beim Einlesen des QR codes. Der hype begann und die virtuell rote stamp wurde anfangs mit 1200 bis 1500 € gehandelt.

Der hype ist inzwischen deutlich im Abklingen, zumal einige Postverwaltungen total überzogen haben: Österreich, Schweiz mit ihrer ersten Ausgabe und die Liechtensteinische Post AG.

Die Liechtensteinische Post macht es ja clever: sie bringt Briefmarken "hoheitlich" mit der Aufschrift "Fürstentum Liechtenstein" heraus, auch teils teure Blockchain-Ausgaben und gleichzeitig gibt sie mit der Aufschrift "Liechtenstein Post" eine Serie von Kryptomarken heraus. Dabei stieg die Auflage der ersten Ausgabe von 3000 Stück auf 6500 bei der aktuell 5. Ausgabe. Eines aber blieb immer gleich; von der virtuell regenbogenfarbenen Marke existieren nur 50 Stück. Das sagt allein schon alles, um was es wirklich geht.


[1] "die führende NFT-Plattform für die Erstellung, den Handel und den Kauf/Verkauf von NFTs, die von Millionen Menschen auf der ganzen Welt genutzt wird." (DeepL)
 
Quelle: www.philaseiten.de
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