Thema: Portobriefe / Frankobriefe / Teilfrankobriefe / Fahrpostbriefe
bayern klassisch Am: 13.12.2010 12:35:48 Gelesen: 44660# 28@  
Hallo Totalo-Flauti,

zu deinem Text:

"die Idee grundlegende Definitionen über Belege aus der Vormarkenzeit darzustellen, finde ich sehr gut und interessiert mich auch brennend. Die bereits gemachten Aussagen finde ich hochinteressant. Was mich auch interessieren würde, gibt es eigentlich feste Regeln für die Notierung der Taxierungen auf den Briefen?"

Ja und nein - allein dies aufzuschlüsseln würde Dutzende von Seiten A4 nach sich ziehen und kann so nicht beantwortet werden.

"Wo finde ich die zu zahlenden Porti?"

Porti wurden immer vorne, also auf der Adressseite der Briefe, nominiert. Franki konnten, je nach Zeit und Postverwaltung, hinten oder vorne stehen.

"Welche Landespost vermerkt wo und in welcher Farbe seinen Porto-Anteil?"

Auch die Beantwortung dieser Frage würde Dutzende von A4 Seiten verschlingen, ginge man nur auf Altdeutschland der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein.

"Dürfen nur Grenzpostämter mit dem jeweiligen Kartenschluss zum Ausland entsprechende weiterführende Vermerke oder bestimmte Stempel (z.Bsp. FRANCO-Stempel) führen?"

Im Prinzip ja, wenngleich es immer Ausnahmen gab, die aber unberücksichtigt bleiben können, weil sie weniger als ein Promille aller erhaltenen Briefe ausmachen dürfte. Stempel wie Franko, P.D., P.P., P.F. und andere wurden nur den Ämtern zugeteilt, die sie benötigten. "Normale" Poststellen, wenn sie nicht direkt an der Grenze ins Ausland versandten, führten diese Stempel nicht, weil sie keine Befugnis hatten, diese wichtigen Stempel nebst ihren erheblichen finanziellen und rechtlich weitreichenden Folgen anzuwenden. Prinzipiell fand also bei diesen übergeordneten Poststellen immer eine moderate Art der Kontrolle dessen statt, was von den kleinerem Poststellen "vom flachen Lande" als korrekt angesehen wurde.

"Gibt es nur bestimmte Grenzübergänge wie zum Beispiel Straßburg und Forbach nach Frankreich, Hamburg für Skandinavien oder gibt (was ich auch annehme) es Ausnahmen?"

Grenzübergänge gab es stationär. Bekamen diese Post aus dem Ausland zukartiert, so war dies vertraglich oder in ähnlicher Form zu fixieren. Ambulante Grenzübergangsposten (Bahnpost) arbeiteten ähnlich; ihre Streckenführung war dem Wirtschaftskreislauf angepasst und diesem wiederum folgten die Ausführungen in den Postverträgen. Änderten sich die wirtschaftlichen Einflüsse (neue Bahnlinien, neue Straßen, neue Brücken), wurde also die Infrastruktur optimiert, so folgte die Leitung der entsprechenden Korrespondenz auf dem Fuße.

Frankreich, weil du es ansprachst, hatte viele Grenzeingangsposten; für die deutschen Korrespondenzen waren Kehl - Strasbourg über die Rheinbrücke oder Saarbrücken - Forbach (später per Eisenbahn) die massgeblichsten.

Aber es gab auch regionale Paketschlüsse (z. B. Baden - Mühlhausen) oder überregionale wie Givet, Erquellines usw.. Darüber hinaus gab es noch lokale Paketschlüsse (Wissembourg im Elsaß), die auch für weitergehende Korrespondenzen vertraglich zu überregionalen Paketschlüssen mutieren konnten (Taxis über die bayer. Pfalz nach Frankreich und retour).

"Wie sieht es mit Postverbindungen in den Süden oder in den Osten aus?"

Da gäbe es Baden, ab ca. 1860 nach Erstellung der Eisenbahnlinien auch Württemberg und natürlich Bayern, die Korrespondenzen über die Schweiz und Österreich nach weiter südlich leiteten, aber in Richtung Osten auch Preußen und Österreich, je nachdem, wann, wer, von wo nach wohin etwas verschicken wollte. Ausnahmen von dieser Regel waren z. B. Kriegsumleitungen, für welche besondere Vorschriften galten.

"Ihr seht, da gibt es Fragen über Fragen. Die Literatur ist oft immer nur auf einzelne Länder beschränkt."

Wolltest du alle Literatur über die AD - Staaten bis zum Ende des Postvereins (31.12.1867) beschaffen, wäre ein 50 qm Arbeitszimmer und ein sechsstelliger Betrag als Investment in Fachliteratur positiv zu sehen. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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