Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
inflamicha Am: 28.11.2023 21:38:06 Gelesen: 139593# 10310@  
@ lueckel2010 [#10309]

Guten Abend!

Alles nicht so tragisch. ;-)

Wie sich das mit dem 4-fachen Nennwert in manchen Köpfen festgesetzt hat zeigt mein heutiger Beleg:



Der Brief wurde am 4.12.1923 (PP 27a) vom Konzern Kaniss in Charlottenburg an Herrn Kisch in Berlin SW 68, also innerorts, verschickt. Das Porto betrug 5 Rentenpfennig oder 50 Milliarden Papiermark. Der Absender verklebte mit den Mi-Nrn. 324 AP, 326 AP und 2mal 333 AP nur 12,5 Mrd. Mark, die wie gedacht mal 4 gerechnet die nötigen 50 Mrd. Mark ergeben sollten.

Dummerweise galt die Vierfachrechnung nur bis 30.11.1923, jetzt waren die Marken nur wieder so viel wert wie draufstand. Es fehlten also 37,5 Mrd. Mark bzw. 3,75 Rentenpfennig. Davon wurde das Eineinhalbfache, mindestens aber 10 Rentenpfennig als Nachporto vom Empfänger erhoben (ganz unfrankiert wäre also der gleiche Betrag zu zahlen gewesen).

Der Empfänger war jedoch nicht bereit das Nachporto zu zahlen und verweigerte die Annahme. Das Zielpostamt strich (entlastete) den Betrag also in seinem Einnahmenachweisbuch, brachte die Stempel "ENTLASTET S.W.68" sowie "ZURÜCK" an und sandte den Brief an den Absender zurück. Dieser "durfte" dann die 10 Pfennig Nachporto zahlen.

Gruß Michael
 
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