Thema: Zurück und nachgeschickt
bignell Am: 07.12.2023 23:34:18 Gelesen: 16140# 888@  
Liebe Freunde,

ich glaube den Brief den ich vorher erwähnt habe nun ganz gut aufgelöst zu haben.





Erhalten habe ich diesen Brief mit folgender Beschreibung:

9 Kr blau, Handpapier, gemäß Messungen des Sammlers als dickes Papier klassifiziert mit einer Stärke von 0,14 mm, EF auf Brief, geschrieben in WOLFSEGGERN 3.7.50, nach Wien, wenige Wochen nach Ausgabe der ersten Marken, Ankunft 6.7., diverse Vermerke und Nachsendungen nach Tuhr und erneut nach Wien

Wie man am Bleistift-Vermerk links oben erkennen kann, hat sich der Vorbesitzer intensiv mit der Frage beschäftigt, wie dick das Papier der Marke ist (Kartonpapier Stärke 0,13mm bewertet Dr Ferchenbauer bei der 9 Kreuzer Type I mit 140 Euro, keine Bewertung für 0,14mm, Katalogwert der Normalmarke 18 Euro, jeweils lose) - aber deshalb habe ich den Brief nicht gekauft, ich war nur froh dass niemand auf die Idee gekommen ist, die Marke zur Stärkenmessung abzulösen.

Hier nun meine Interpretation:

Geschrieben in Wolfsegg am Hausruck [1] am 3.7.1850, zur Post gegeben in Schwanenstadt am 4.7., frankiert mit 9 Kreuzer Type I, Stempel SCHWANNENSTADT (Müller 2570a, 140 Punkte), Bestell-Stempel von Wien 6.7., in Wien und dann nach "Tuln ?Nordtmühle?" (=Tulln an der Donau) weitergeleitet

Adresse:

An die Wohlgebohrne Frau Anna Morelli abzugeben in dem k:k: Magazin Gebäude am Tabor Wien

Vermerk "bei Fr Baumeister Fr ?Salmpflüger? Wien Leopoldstadt Rauch Fangkehrergasse (heute: Kleine Pfarrgasse) N(ummer) 204 2t Stock"

Ich habe nur die erste Seite des Textes transkribiert, aber das war schon aufwändig genug, vielleicht mache ich mich später mal über den Rest her.

Verehrteste Frau Muhme! [2]
Auf Ansuchen des Herrn Denk in Atzbach [3], wie auch der übrigen Freundschaft, muß ich Ihnen die traurige Nachricht ertheilen, daß Ihre Frau Schwester ?Kizinger? mit Tod abgegangen ist.
D??ir, nebst die D??azinger wurden zur Beerdigung eingeladen. Da die Begräbniß an einem feyertage sind, so konnten wir beyde nicht beywohnen, sondern nur ?? ?? allein. Sie konnte mir aber nicht genug erzählen, wie herrlich schön sie auf die Paradebeet ruhte. Herr Dechant selbst segnete sie zur Erde. Es wurde auch auf ihre Anordnung eine kleine Tafel gegeben. jedoch in 2 Abtheilungen. Die Freunde der Denkischen speißten bey Hl Denk, die anderen beym Schneider.
Übrigens würden Sie bei den Denkischen aufs freundlichste empfangen.
Die Schneiderin hatte viele Mühe und Plage mit ihr, denn sie wartete ihr Tag und Nacht sehr gut ab, wie erzählt wurde.
...
Mit aller Achtung bin ich Ihnen ergebener Freund Joh: Michael Eder Senior
Wolfsegg am 3 July 850


Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsegg_am_Hausruck
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Muhme "Muhme ist eine ältere deutsche Verwandtschaftsbezeichnung und bedeutet zumeist Tante oder Base, kann aber auch allgemein soziale Nähe bezeichnen..."
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Atzbach_(Ober%C3%B6sterreich)
 
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