Thema: Baldwin's Coins & Stanley Gibbons in der Strand Collectibles Group vereinigt
TeeKay Am: 23.12.2023 11:40:11 Gelesen: 2141# 111@  
Wenn im Prepack jetzt der Hauptanteilseigner und Hauptgläubiger das Unternehmen aus der Insolvenz kauft - also praktisch von sich selbst - dann wird sich an der inkompetenten Führerseilschaft wohl wenig ändern. Wären sie damit unzufrieden gewesen, hätten sie das schon in der Vergangenheit ändern können.

Eventuell ist eine inkompetente, überforderte Führung sogar Voraussetzung für das eigentlich intendierte Geschäft. Die Insolvenz, bei der am Ende der bisherige Gläubiger und Hauptanteilseigner der Alleineigentümer wird, hatte dann wohl vor allem den Zweck, aus nicht mehr genehmen Verträgen wie z.B. Gewerbemieten und Betriebsrenten herauszukommen.

Angesichts der hohen Verluste in den Vorjahren bezweifle ich, dass das ausreichend sein wird, um profitabel zu werden. Das Streichen alter Kredite würde zwar auch hilfreich sein, da keine Zinsen mehr bezahlt werden müssen. Aus Sicht des Käufers und gleichzeitig bisherigen Gläubigers wäre das aber ein aufkommensneutral. Sie konnten bisher nicht mit Rückzahlung rechnen - die Insolvenz macht das nur unwiderruflich. Für Nichtrückzahlung braucht es aber keine das Unternehmensansehen schädigende Insolvenz - sie hätten einfach die Kredite immer weiter verlängern können.

Das Investment bei Stanley Gibbons und das jahrelange Durchfinanzieren des hoch defizitären Unternehmens steht in verblüffendem Gegensatz zu allem, was Phoenix auf der eigenen Website als Teil ihres Vermögensverwaltungsverständnisses und Anlageansansatzes schreibt. Ich bezweifle, dass es Phoenix darum geht, Stanley zu sanieren und zu einem erfolgreichen, sich selbst tragenden Unternehmens zu machen.

Ein Grund für dieses seltsame Verhalten könnte sein: Phoenix Asset Management handelt nicht mit eigenem Geld, sondern mit Kundeneinlagen. Dafür werden Asset Manager zwar gut bezahlt. Noch attraktiver ist es für Asset Manager aber, Deals zu suchen, bei denen augenscheinlich Kundengeld in leider "wider Erwarten" schlecht laufende Geschäfte investiert werden und dann ein Teil dieses Investments zurück zum Asset Manager selbst fließt. Den Kunden erklärt man, dass nicht jedes Geschäft erfolgreich sein kann. Um diese Risiken zu minimieren, investiere man ja in zig verschiedene Ideen und nicht nur eine. Manch eine läuft gut, manch eine schlecht. Shit happens.

Wenn man wie Phoenix als Asset Manager 1 % des investierten Kapitals als Vergütung bekommt und einen Teil über Kickbacks bei solchen Deals, dann kann man sein Einkommen als Asset Manager vervielfachen. Wenn man dafür Teile des Anlegerkapitals verlieren muss, dann ist das zwar für die Anleger blöd, aber klein genug, dass niemand groß murren wird. Zusätzlich bekommen sie über Stanley Gibbons Zugang zu vermögenden Menschen, die sie zu Kunden der Vermögensverwaltung machen können.

2018 war der Fonds 220 Mio Pfund schwer. Bei 1% Managementfee verdienen sie also 2,2 Mio Pfund pro Jahr. Stanley verlor 3,9 Mio, die der Fonds finanzieren musste. Für 3,9 Mio Kundeneinlagen bekommt Phoenix 39.000 Pfund Managementfee pro Jahr. Wenn sie, auf welchen Wegen auch immer, von den 3,9 verlorenen Millionen bei Stanley 1 Mio zurückbekommen, dann hat sie ihr Einkommen für die investierten 3,9 Mio Pfund auf 1.039.000 Pfund erhöht. Das Gesamteinkommen mit dem ganzen Fonds stieg von 2,2 auf 3,2 Mio. Dafür verloren die Anleger 1,77 % des Kapitals.

Diese Art von Kickbacks ist so verbreitet, dass sich Scammer schon darauf spezialisierten, Vermögensverwalter abzuzocken, indem sie ihnen solche Deals vorschlagen. Das ist dann keine 0815 Nigeria-Scam-eMail in schlechtem deutsch, sondern da werden dann große Beträge investiert, um ein nach außen hin seriös wirkendes, gut laufendes Unternehmen zu suggerieren.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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