Thema: Österreich: Briefe bestimmen
bayern klassisch Am: 12.01.2024 14:45:32 Gelesen: 488# 9@  
@ alex11 [#8]

Hallo Alexander,

das Bild aus dem Ferchenbauer kann ich nicht interpretieren - eingeklebte Marken in einem Brief? Authentisch aus den 1850-er Jahren haftend? Gehen aus dem Text die Gründe hervor, wenn diese Einklebungen zeitgerecht sein sollten?

dass es vor 1860 keine philatelistisch inspirierten Briefe gab, halte ich für ziemlich 'romantisch'.

Ich nicht, aber wenn dein Erfahrungsschatz bedeutend größer ist, als der meine, dann wären ein paar Beispiele sinnstiftend und könnten deine These untermauern. Aber nicht vergessen, wir reden von Drucksachen, nicht wirklich von Briefen.

Es gab damals schon so ziemlich alles: Fälschungen auf Brief, vorsätzlich nicht legal verwendete Marken, etc. - warum dann ausgerechnet keine philatelistisch angehauchten Belege? Unterhalb ein prägnantes Beispiel aus Ferchenbauer 2008, Band I, Seite 381.

Fälschungen auf Brief gab es von vielen Menschen in vielen Ländern - mit "philatelistisch" hatte das aber nichts zu tun, es war nur die Vermeidung von Kosten für die Inanspruchnahme eines Staatsdienstes. Fälschungen auf Drucksachen hingegen kenne ich aus der Klassik keine, weil der erzielbare geldwerte Vorteil nur gering war.

Kannst du mir erklären, was "vorsätzlich nicht legal verwendete Marken" waren? Juristisch gesehen setzt ein Vorsatz ja immer Wissen und Wollen voraus - das müsste dann zwingend aus dem jeweiligen Briefinhalt hervorgehen. Gerne sehe ich Beispiele für dieses Unterfangen.

Vielleicht können wir uns auf eine Definiton von "philatelistisch angehauchten Belgen" verständigen? Für mich bedeutet das immer das Anfertigen eines Poststücks ohne Informationswert. Also schickt sich ein Sammler selbst eine Postkarte/Drucksache/Brief, um in den Besitz eines gestempelten Poststücks zu gelangen. Postbelege wurden erfunden, um Nachrichten von A nach B zu vermitteln; gab es keine Nachricht, gab es sie nur um ihrer selbst willen und das wäre dann zwar ein echt gelaufenes Poststück, aber ohne vorgesehenen Zweck und Sinn. Für die 1850er Jahre kenne ich dergleichen nicht und ich habe sicher Hunderttausende von Briefen aus diesem Zeitraum gesehen bzw. in Händen gehabt.

Blaue Briefhüllen ohne (erhaltenen) Inhalt sind halt eher die Ausnahme als die Regel bei den Drucksachen der ersten Ausgaben Österreichs.

Das habe ich auch nicht bestritten, aber ein Indiz für oder gegen eine Verwendung als Brief oder Drucksache kann ich in der Farbe des Papiers nicht erkennen und es gab auch nie eine.

Anbei noch ein Bild der Rückseite, wie schon erwähnt gibt es allerdings keinen Ankunftsstempel und auch sonst nicht wirklich etwas zu sehen.

Danke dafür - ich wollte nur sehen, ob es nicht doch ein (Trocken-)Siegel gab - hier gab es keine Siegelung, also konnte es nach den damals gültigen Postvorschriften nur eine Drucksache gewesen sein. Hast du mal empirisch eruiert, wie viele Ortsdrucksachen es damals bei großen Postorten gab und wieviele davon hinten Stempel aufweisen?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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