Thema: (?) (734) Absenderfreistempel: Echt gelaufene Belege
Frankenjogger Am: 18.01.2024 14:05:11 Gelesen: 15440# 679@  
So,

nachdem ich einen Spannungsbogen aufgebaut habe, möchte ich das natürlich auch auflösen.

@ HWS

Deine Zustellungsurkunde ging von Berlin-Zehlendorf nach Berlin W 8, also von West-Berlin nach Ost-Berlin. Aufgrund des Berliner Postkrieges wurden Briefe (auch Zustellungsurkunden) mit Berliner Briefmarken (zu der Zeit waren das Schwarzaufdrucke) an den Absender zurückgegeben. Es gab Umgehungsmöglichkeiten mit Absenderfreistempel (AFS) oder Postfreistempel (PFS oder FS). Dein Beleg ist eine solche Umgehungsmöglichkeit mit AFS.

Ich kann einen Beleg als Zustellungsurkunde aus dieser Zeit (11.9.1948) mit Postfreistempel zeigen, der auch ohne Beanstandung in Berlin W 8 ausgeliefert wurde. Das Landgericht Berlin (dein Beleg) hatte eine Absenderfreistempelmaschine, das Amtsgericht Lichterfelde (mein Beleg) evtl. nicht.



Diese Umgehungsmaßnahme war nur bis 20.3.1949, der endgültigen Umstellung auf DM-West in West-Berlin erfolgreich, danach wurden Briefe nach Ost-Berlin oder in die SBZ mit (meist einfacher) Nachgebühren beaufschlagt und ausgeliefert. SBZ-Marken waren als Umgehungsmaßnahme in West-Berlin ab 21.3.1949 nicht mehr gültig, somit änderte die Post der SBZ ihre Postkriegsmaßnahmen von Zurückweisungen auf Nachgebühren, auch für freigestempelte Sendungen.

Einen solchen Beleg vom 25.3.1949 kann ich auch zeigen. Diese Zustellungsurkunde ging vom Kammergericht Berlin-Wilmersdorf (freigestempelt vom Amtsgericht Charlottenburg) nach Berlin C 2. Dort wurde die einfache Nachgebühr von 92 Pf eingezogen.



Die Gebühr von 92 Pf ergibt sich aus der Gebühr für die förmliche Zustellung von 60 Pf und die Briefgebühren für die Hinsendung 16 Pf (Ortsbrief) und die Rücksendung der Urkunde 16 Pf (auch Ortsbrief).

Zustellungsurkunden mit Bezug zum Postkrieg sind eher selten. „Bezug zum Postkrieg“ deshalb, weil dein Beleg [#677] ja nicht beanstandet wurde, also eigentlich kein wirklicher Postkriegsbeleg ist.

Viele Grüße,
Klemens
 
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