Thema: Briefmarkenhaus Hermann E. Sieger wird nach 101 Jahren liquidiert !
DL8AAM Am: 19.01.2024 19:09:55 Gelesen: 10387# 21@  
@ rosteins69 [#17]

Der leistet sich zwar keine teure Printwerbung sondern setzt alleine auf Mails.

Das ist ein zweischneidiges Schwert. Oben schrieb sinngemäß jemand, Sieger hätte das Online-Shopping zu sehr links liegen gelassen, dazu passend, dass während Corona - entgegeben des weltweiten Trends - die (Online-) Umsätze nicht geboomt haben, sondern die Zahlen eher noch weiter einbrachen. Ich glaube aber nicht, dass das der Kernproblem ist.

Die Frage ist, wer kauft "solche" Briefmarkenangebote? Die jungen hippen internetaffinen Onlineshpping-"Mädels" sicherlich nicht.

Wenn ich mich hier vor Ort umschaue, ist ein großer Teil der Sammler nicht wirklich im Internet shoppend unterwegs, falls sie überhaupt im Internet aktiv sind. Ich habe fast den Eindruck, dass die Philatelie sogar eine Nische für Internetverweigerer ist. ;-) Wenn ich mir hier auf Veranstaltungen "Sammlungen" anschaue, sieht man oft sogar noch schreibmaschinenbeschriebene Rahmen.

Scheinbar haben etliche keine PCs und Drucker. Das Problem liegt eher am Wegbrechen der kaufenden typischen Basis. "Echte Philatelisten" (sorry für diesen Ausdruck) greifen weniger auf diese Art des Angebots zurück, das ist meist weit außerhalb ihrer Gebiete. IT-affine Philatelisten sammeln anders. Die "Wald und Wiesen" Allround-Spasshobbyisten im stillen Kämmerchen (bitte, das ist nicht abwertend gemeint) werden aber immer weniger und hier kommt so gut wie nichts nach. Damit dass Sieger auf einmal ihre "Olympia-Abo-Sammungen" groß im Internet anbieten, generieren sie damit keine neue Sammlergeneration.

Die jetzt noch auf Markt aktiven Versandhändler zeichnen sich aber leider oft dadurch aus, dass sie inzwischen (für mich) unseriös (erscheinende) Dinge als Kernangebote vertreiben, uns etwas "als Anlage verkaufen" (siehe hier zum Beispiel den Thread mit den "Goldmünzen"-Angeboten). Damit erreicht man eher die "Seniorengeneration" (die billig vermeindliche Werte schaffen wollen, aber nicht eine "echte" Sammlung aufbauen) - und zwar über gedruckte (Papier-) Werbung.

Onlineangebote muss ich als Interessent gezielt aufsuchen, in der Regel suche ich gezielt und weiss vorher, was ich (in etwa) will. Papierwerbung aber überrascht Kunden und motiviert zu eher ungeplanten Käufen (weil mich das Angebot - aus welchen Grund auch immer - zufällig anspricht).

Hier vor Ort rundern sogar Geschäfte schon wieder zurück, die vor einigen Monaten von Flyer-Werbung auf das Online und Apps ungestellt haben, und verteilen inzwischen auch wieder Angebotsheftchen. Die Umsätze gingen scheinbar merklich zurück. Beim ungezielten Rumblättern "auf der Keramik" stolpert man regelmäßig mal über etwas, von dem ich vorher nicht einmal wusste, dass ich es vielleicht wollen würde. ;-) Das ist beim ALDI ebenso, wie bei "Sieger". TEMU macht uns zwar gerade vor, wie man so etwas rein online erfolgreich aufziehen kann, aber die sprechen eben eine komplett andere Zielgruppe an (und noch verkauft TEMU sogar unter ihren "Erstellungskosten", nur um sich im Markt zu positionieren, aktuell - wenn ich der ARD glauben schenken darf - machen die Millardenverluste). Aber diese Online-Zielgruppe schließt aber eben kein Ruanda-Briefmarken-Abo mit einer Handy-App ab. Digitalisierung und Online ist eben nicht immer für jeden Anbieter "der" zielführende (Haupt-) Weg.

Für mich ist der (Haupt-) Grund, dass dieses Geschäftsmodell bzw. das "Angebot" und die dazugehörige Zielgruppe einfach nicht so viele Anbieter auf dem Markt trägt. Die mehr zurückhaltend-seriöseren Anbieter trifft es schneller. Vielleicht hätten sie auch auf überteuerte hauchdünnste Goldfolien-Münzen aus Somalia - als "Goldanlagemodell" - setzen sollen? ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
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