Thema: Sensationelle Neuentdeckung: Deutsches Reich 223 mit liegendem Wasserzeichen !
Stefan Am: 27.01.2024 09:05:23 Gelesen: 2568# 1@  
Sensationelle Neuentdeckung nach über 100 Jahren – Deutsches Reich Mi-Nr. 223 (500 Mark) mit liegendem statt stehendem Wasserzeichen 1 (Rauten)

Auch nach über 100 Jahren kann es zu einer Neuentdeckung kommen und der findende Sammler hat quasi einen Sechser im Lotto in seiner Briefmarkensammlung. So geschehen im vergangenen Jahr (2023) beim Zusammenführen von Dubletten aus zwei Lagerbüchern in ein Lagerbuch. Der glückliche Finder – ein fünzehnjähriger Schüler und gleichzeitig Jungsammler - wollte lediglich das Wasserzeichen einer banalen und recht häufig vorkommenden Briefmarke zu 500 Mark mit Motiv „Ziffern im Queroval“ aus der Inflationszeit kontrollieren um diese Briefmarke anschließend korrekt einsortieren zu können.

Bekanntermaßen kommt diese Ausgabe in zwei Varianten mit Wasserzeichen 1 „Rauten“ (Mi-Nr. 223) bzw. Wasserzeichen 2 „Waffeln“ (Mi-Nr. 251) vor. Bei dieser Nominale treten gemäß den Angaben im Michel Deutschland-Spezial keine Farbvarianten oder Doppeldrucke auf, so dass man sich als Sammler dieser Briefmarke bei der Bearbeitung recht zügig entledigen und zu anderen Briefmarken übergehen könnte, sofern man nicht auch Plattenfehler oder sonstige Besonderheiten sucht.

Hintergrund: postalischer Gebrauch dieser Ausgabe ab 1922

Die Briefmarke weist die Nominale zu 500 Mark auf und war Anfang Dezember 1922 in der Portoperiode 10 (PP10) postseitig inflationsbedingt bis dato als seinerzeit höchster Ergänzungswert verausgabt worden, gemäß den vorliegenden Hausauftragsnummern (HAN) gedruckt in zwei Auflagen. Es handelt sich hier zusammen mit den Mi-Nrn. 219-222 um die letzten Ausgaben des Deutschen Reiches auf dem Wasserzeichenpapier Rauten (außer der Mi-Nr. 278 X und Dienst 68 bzw. 95 Y). Die nächste Nachauflage dieser Ausgabe zu 500 Mark erschien ab März 1923 in mehreren Auflagen (Hausauftragsnummern) bereits auf dem damals neuen Wasserzeichenpapier Waffeln (Mi-Nr. 251). Zum Zeitpunkt der erstmaligen Verausgabung der Mi-Nr. 223 war am ehesten eine Verwendung als Porto für Pakete denkbar gewesen - das Briefporto einer Sendung bis 20 g im Fernverkehr lag Anfang Dezember 1922 noch bei 12 Mark. Im März 1923 (Portoperiode 13) war die Inflation in Deutschland bereits so weit fortgeschritten, dass diese Nominale neben dem Paketdienst auch im Briefdienst genutzt wurde. Eine Verwendung dieses Wertes zu 500 Mark als Einzelfrankatur im Briefverkehr zur Erleichterung der Frankierung war im Dezember 1922 bzw. ab März 1923 nicht vorgesehen und war in der PP13 vom 01.03.-30.06.1923 lediglich als Paket bis 5 kg bis zu einer Entfernung von 75 km bzw. für Zeitungspakete über 75 km Entfernung möglich.

Mit dem jetzigen Fund sind nun zwei Exemplare der Nummer 223 Y bekannt geworden. Es handelt sich in beiden Fällen um gestempelte Exemplare. Beiden ist gemein, dass die Entwertung unter Infla-Gesichtspunkten falsch ist. Damit ist eine Lokalisierung des Postortes bzw. Postamtes (oder der Postämter), an dem mindestens ein Bogen ggf. zur Verausgabung gelangt sein sollte, weiterhin nicht feststellbar, was sonst die Suche nach weiteren Exemplaren bei gebrauchten Stücken massiv erleichtern würde. Alternativ ist denkbar, dass der Schalterbogen nach dem Ende der Hochinflation seitens des Reichspostministeriums Berlin Mitte der 1920er Jahre in einem der zu versteigernden Auktionslose ungesehen als Altpapier an Händler bzw. Sammler öffentlich versteigert worden ist, um eigene Lagerbestände zu räumen. Das zweite aufgefundene Exemplar weist ein Stempeldatum von 1930 auf und lässt die Spekulation zu, dass diese an sich auch damals bereits billige und häufig vorkommende Briefmarke entweder als rückseitiger Briefverschluss wie ein Siegel verwendet oder bspw. einer regulären Frankatur beigeklebt wurde. Nach der Währungsreform zum 01.12.1923 lag der Katalogwert einer gestempelten Briefmarke der Normalausgabe bei eher niedrigen fünf Rentenpfennig (Senf-Katalog, Ausgabe 1924/25).
 
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