Thema: Sensationelle Neuentdeckung: Deutsches Reich 223 mit liegendem Wasserzeichen !
Stefan Am: 29.01.2024 09:25:00 Gelesen: 2107# 3@  
Übersicht der bisher bekannten Exemplare der Nr. 223 Y zu 500 Mark

Erstes Exemplar (von 1955):

- erstmaliger Hinweis zur Existenz dieser Abart mit der Vorstellung des ersten Exemplars auf einem Infla-Treffen am 15.09.1955 durch den Infla-Prüfer Albert Burneleit, beschrieben im Infla-Bericht Nr. 48 (Gesamtfolge) von Februar 1957 [4]; das Pendant zu 200 Mark (Mi-Nr. 220 Y) wurde ebenfalls (spätestens) 1955 bekannt
- Abbildung des ersten Exemplars in [5], rückseitig doppelt signiert BURNELEIT INFLA
- Stempelort und -datum anhand der Scans in [5] nicht lesbar, lediglich die Beschriftung im unteren Segment (mit Unterscheidungsbuchstaben) „*1d“
- zuletzt Angebot in der „Schlegel Sonderauktion - Zgonc Raritäten“ des Auktionshauses Schlegel vom 08.02.2019 aus dem Nachlass des österreichischen Baumarktgründers & Raritätensammlers Peter Zgonc (1940-2017), Los 10, Ausruf 10.000,00 Euro; Zuschlag 10.000,00 Euro zuzüglich Aufgeld [6]
- Beschreibung des Auktionsloses: „1922, 500 M. Queroffset dunkelrötlichorange mit LIEGENDEM Wasserzeichen, BISHER IM MICHEL VÖLLIG UNBEKANNT, farbfrisch und einwandfrei gezähnt, trotz nicht zeitgerechter Entwertung ein herausragendes UNIKAT, sign. Burneleit, W und Monogrammstempel sowie Fotoattest Weinbuch BPP 08/2018“
- vorliegendes Fotoattest Dieter Weinbuch BPP vom 27.08.2018; laut Attest handelt es sich bei der Stempelentwertung um einen Falschstempel



Zweites Exemplar (von 2023):

- 2023 wurde dieses Exemplar von einem fünfzehnjährigen Schüler beim Umstecken von Dubletten in ein neues Lagerbuch vorgefunden: bei der Kontrolle des Wasserzeichens (ob Wasserzeichen 1 = Rauten oder ob Wasserzeichen 2 = Waffeln) fiel dem Sammler die Besonderheit dieser Briefmarke auf
- das zweite Exemplar wurde am 06.01.2024 erstmals der philatelistischen Öffentlichkeit auf dem monatlichen Philaseiten-Treff in Essen-Steele [7] vorgestellt und dieser Artikel ansatzweise besprochen
- vorliegendes Fotoattest Rolf Tworek BPP vom 08.12.2023
- Entwertung durch einen Stempelabschlag aus Kötzschenbroda vom 12.08.1930 (24h-Stempel) und damit außerhalb der Gültigkeit dieser Briefmarke (demnach ebenfalls ein Falschstempel wie das erste Exemplar) – der Altmeister Rolf Tworek BPP hat es wieder geschafft, einem schwach abgeschlagen und sehr schwer lesbaren Stempel die relevanten Informationen zu entlocken
- Unterscheidungsbuchstabe vom Postamt 1 (der Buchstabe selbst kaum lesbar, eventuell ein „f“ mit waagerecht verlaufendem Fuß)



Der Ort Kötzschenbroda erhielt 1924 das Stadtrecht. Zum 01.01.1935 erfolgte mit Radebeul der Zusammenschluss zur „Stadt Radebeul“ um einer drohenden Eingemeindung nach Dresden zu entgehen [8]. Die beiden Stempeldatenbanken Philastempel [9] und stampsX [10] führen Stempel von Kötzschenbroda für die Postämter 1 und 2 auf, wobei für das Postamt 1 bis zum Zeitpunkt der Stempelung (1930) die Unterscheidungsbuchstaben in alphabetischer Reihenfolge bis mindestens „e“, also Inschrift „*1e“ vergeben worden sind. Es kann sein, muss aber ausdrücklich nicht, dass auch das erste Exemplar der Nr. 223 Y (lesbar „*1d“) auf die gleiche Art und Weise wie das zweite Exemplar in Kötzschenbroda gestempelt worden ist. Sollte dies wider erwarten zutreffen, wäre es sinnvoll, zukünftig bei der Sichtung von Belegekisten auf Belege mit Ortsstempel Kötzschenbroda UND Stempeldatum nach Inflationsende 1923 zu achten und bei einen vorgefundenen Beleg sich die Frankierung anzuschauen bzw. einfach einmal umzudrehen und zu schauen, ob dort eine Briefmarke aus der Inflation als Verschlussmarke klebt. Es dürfte wenig überraschend sein, sollte es sich bei dem Absender einer solchen Sendung um einen Briefmarkensammler handeln.

Es ist etwas irritierend, dass das zweite bekannt gewordene Exemplar mehr als 90 Jahre lang unbemerkt geblieben ist – immerhin existiert diese Ausgabe mit zwei verschiedenen Wasserzeichen, in diesem Fall auch zwei verschiedenen Kataloghauptnummern. Rückseitig wurde die Zahl „223“ von einem früheren Sammler mittels Bleistift mit der Katalognummer (nach Michel) beschriftet. Eine derartige Kennzeichnung bei gestempelten Exemplaren war jahrzehntelang durchaus üblich. Demnach hat der damals beschriftende Sammler offensichtlich das Wasserzeichen dieser Briefmarke kontrolliert um die korrekte Katalognummer festzustellen. Es erscheint kaum vorstellbar, dass dem Vorbesitzer das liegende Wasserzeichen nicht aufgefallen war. Man sollte meinem, dass einem Sammler die Alarmglocken schrillen, wenn man sich die gut erkennbare Stellung des Wasserzeichens anschaut.

Dem glücklichen Finder dieses Exemplars klingelte es im vergangenen Jahr offensichtlich gewaltig bei der Betrachtung dieses Stückes, weshalb anschließend eine Prüfung bei Herrn Tworek BPP veranlasst wurde. Das Prüfergebnis ist jetzt bekannt und ist die Grundlage für diesen Artikel.

Die Jagd nach einem dritten Exemplar sei damit auf diesem Wege eröffnet.

Der Autor und der Finder danken an dieser Stelle dem Auktionshaus Schlegel (Berlin) für die prompte Unterstützung mit Informationen und Bildmaterial zur Auktion von 2019.

Gruß
Stefan

Quellen:

[4] https://www.infla-berlin.de/17_Daten/Berichte/NF/17-48.pdf?m=1588422547&
[5] http://philadb.com/?site=list&catid=&catuid=484&id=560
[6] https://auktion.auktionshaus-schlegel.de/de/ha_9097_4664/Schlegel_Sonderauktion_Zgonc_Raritaeten.html
[7] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?CP=0&ST=5765&F=1&page=0
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6tzschenbroda
[9] https://www.philastempel.de
[10] https://stampsx.com/ratgeber/stempel-datenbank.php
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/18930
https://www.philaseiten.de/beitrag/334914