Thema: Zurück und nachgeschickt
bayern klassisch Am: 03.02.2024 08:44:17 Gelesen: 11253# 926@  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Triest nach Tittmoning in Bayern war ein Standardbrief. 14 Kreuzer Conventionsmünze hinten notiert hatte der Absender bis 1/2 Wiener Loth bezahlt und der bayer. Empfänger 3 Kreuzer rheinisch ab der österr.-bayer. Grenze bis zu sich nach Hause. Aber hier lief es anders.



Halten wir uns an die Chronologie, die außerordentlich gut nachvollziehbar ist:

Verfasst und aufgegeben in Triest am 11.04.1842 an Firma Poschacher in Tittmoning.

Aufgabestempel Triest Franco vom selben Tag und LI = Lettre Italienne. Diagonalstrich als Zeichen der Bezahlung der Gebühren (Grenzfrankozwang bis zur Schweizer Ausgangsgrenze).

Laufweg dank Metternichs Gnaden über den Vorarlberg um Bayern herum und im geschlossenen Transit durch die Schweiz.

Über Basel und Hüningen (Autriche par Hunique 2 Stempeldatum 19.04.1842 aus Paris) und Calais gelangte er nach London (roter Stempel hinten vom 21.04.1842).

Dort taxierte man ihn für den gedachten Empfänger mit 1 Shilling 7 Pence mittig.

Offenbar sah man nachdem man seine routinemäßigen Stempel und Taxen vermerkt hatte, dass dieser Brief rein gar nichts mit der Schweiz, Frankreich und GB zu tun hatte.

Nun gibt es ein zeitliches Loch, denn das nächste, was wir sehen, ist ein Münchener Stempel vom 06.05.1842, also 15 Tage nach seiner Ankunft in London, jedoch keine Hinweise darauf, wie er von London nach München gekommen war.

Ich vermute, dass nach der österr. Fehlkartierung Richtung London man den Brief postinern nach Feststellung des Zielorts Tittmoning über Frankreich (Paris) direkt nach München geleitet hat, weil diese beiden "Chefetagen" immer miteinander arbeiteten, wenn es um ganz besondere Probleme ging.

Wäre der Brief von London aus wieder an den Aufgabeort Triest retourniert worden, um dann richtig geroutet zu werden, hätte es nie einen München-Stempel gegeben, denn München lag nicht auf der Strecke von Österreich nach Tittmoning.

In München wurde der Schlamassel erkannt und München wußte auch, wie hoch das Porto von der österr. Grenze nach Tittmoning (3 Kr.) war, notierte es und sandte ihn so dem Empfänger zu.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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