Thema: Rohrpostbelege
cartaphilos Am: 08.01.2011 22:40:20 Gelesen: 1360713# 593@  
Hallo Joey,

danke für die Korrekturen. Irgendwann sieht man einfach den Baum vor lauter Wäldern nicht mehr.

Ich werde das Ganze demnächst noch einmal neu fassen, denn es liegen mir inzwischen noch weitere Belege mit dem Rechteckstempel des HTA vor, auch solche, die sich noch in irgendwelchen Kisten bei mir herumgetrieben haben. Nicht aber die besagte N° 2 meiner Aufstellung, die bei mir nur ein virtuelles Dasein auf der Festplatte fristet, während sie in Deinen Kisten sich wohl munter mit anderen Rohrpostbelegen verstecken kann.

Du bist übrigens frei, jederzeit alle Abbildungen von Stücken aus meiner Sammlung zu jedem philatelistischen Zweck zu benutzen: Was ich ins Netz stelle, ist für jedermann, denn ich mache - im Gegensatz zu anderen, die sich als Spezialisten andienen und Informationsfluß immer nur als Einbahnstraße in die eigene Richtung verstehen, diese Leute spielen in diesem Forum aber glücklicherweise keine Rolle - keine Geheimnisse aus meinem Wissen.

Ansonsten heute einmal etwas nettes aus München: Eine Ortskarte per Eilboten, war 3 Rpf billiger als die Rohrpostkarte, aber ging genauso flott durch die bajuwarische Röhre:



Angenommen am 24. Juni 1924 in München 1 B.P. (Bahnpost? Briefpost?) vielleicht am Hauptbahnhof oder aber weiter östlich in der Residenzstraße, weitergeleitet in Richtung Westen nach München 2 B.Z. (Brief-Zentrum) in der Hopfenstraße. Dort gstempelt mit dem ovalen Brücke-Gitter-Stempel "München 2 b B.Z." (zur Unterscheidung von München 2 B.S. = Bayerstraße). Der Numerator im Stempel zeigt Stellung 629, was eher der Zahl der eingegangen Eilsendungen und Telegramme bis zur Stunde 10-11 V entspricht als einer Rohrpost-Fahrt Nr. 629. Eine Fahrt Richtung Osten mit der von 1910 bis 1988 in Betrieb befindlichen unterirdischen Post-U-Bahn für den Brieftransport, die es in München zwischen Hauptbahnhuf und München 2 B.Z. gab, zurück bis Hauptbahnhof kommt nicht in Frage, denn Rohrpostsendungen von München 2 B.Z. wurden über das Münchener HTA Richtung Osten gesendet. Zur Illustration dieses Sachverhalts nachfolgende Fern-Rp-Lp-Eilbarte aus Berlin nach München, die von München 2 B.Z. wahrscheinlich per Rohrpost ans HTA München zur Zustellung in der Landwehrstraße 18 (im Hause des Deutschen Theaters, wohl schon damals ein Hotel) zugeleitet wurde:



Hier ist nun interessant, daß der Numerator im ovalen Stempel die Sendungen in München 2 B.Z. erfaßt (bis Stunde 14 insgesamt 6755), währen der einzeilige Numerator der des TA München sein dürfte und nun schon die Ziffer 11002 zeigt, was in einjer Großstadt wie München alleine schon aufgrund des Telegrammaufkommens als plausibel erscheint.

Zurück zur 33-Pf-Orts-Eilkarte: Nach Abfertigung in München 2 B.Z. ging es weiter per Rohrpost in Richtung Osten über HTA München, München 6, München 1, München 26, München 11, München 30 nach München 8 in der Orléansstraße 7, wo der blaue L1 "8 24 Jun 24 V 11 08" abgeschlagen wurde und dann der Transport in die benachbarte Grillparzerstr. 53 erfolgte.

Da gibt es nur noch eine Bemerkung: Während die 36-Pf-Rohrpostkarten aus Berlin und München zur Weimarer Zeit mit gutem Willen und etwas Glück zu finden sind, habe ich bislang in etlichen Jährchen eine tatsächlich per Rohrpost beförderte Orts-Eilkarte im 33-Rpf-Tarif weder aus Berlin noch aus München zu Gesicht bekommen.

Und noch eine: Es scheint so zu sein, als sei der ovale Stempel von München 2 B.Z. ein mit einem Numerator kombinierter Tagesstempel. Erst wenn sich einer der Münchener Rohrpoststempel auf der Sendung befindet, können wir von einer Rohrpostsendung sprechen, der ovale Stempel von München 2 B.Z, reicht als Beleg nicht aus. Was aber mit der gezeigten Eilkarte aus Berlin? Hat nach Zuführung der Karte über den Münchener Flughafen nach München 2 B.Z. die Beförderung zwischen München 2 B.Z. und dem für die Zustellung zuständigen Telegraphenamt München per Rohrpost stattgefunden? Hier spricht alles dafür. Wer weiß mehr?
 
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