Thema: BDPh beschliesst neue Zukunftskommission / Leitung von Alfred Schmidt
Dobe Am: 13.02.2024 10:58:41 Gelesen: 4424# 64@  
@ filunski [#62]

Ich kann mich der Analyse und den Vorschlägen nur anschließen. Ich skizziere vl. mal kurz meinen Weg zur Philatelie, um das aktuelle Problem an meinem eigenen Weg zu verdeutlichen. Als Anfang letzten Jahres meine Mutter verstarb, hatte ich die Aufgabe übernommen, die Briefmarkensammlung meines Vaters zu verkaufen. Mein Vater war über Jahrzehnte ein begeisterter Philatelist, auf vielen Briefmarkenmessen unterwegs (z.T. war ich dabei). Auch ich hatte als Kind eine kleine Briefmarkensammlung. Schon zu Lebzeiten wurden Teile der Sammlung meines Vaters bei einem bekannten deutschen Auktionshaus recht erfolgreich versteigert (viel Altdeutschland). Als ich dann zu einem professionellen Händler in meiner Gegend ging, sagte der mir, dass die "Philatelie eh tot" sei und seiner Einschätzung nach noch maximal 2000 Sammler existierten. Als ich dann durch einen Zufall beim Verkaufen und Versteigern der Sammlung meines Vaters auf eine Altitalien-Sammlung (bei einem bekannten deutschen ich glaube auch hier vertretenen professionellen deutschen Händler) stieß und aus welchen Gründen auch immer sofort fasziniert von den Farben, der Kunst und der Komplexität dieser sehr speziellen Sammelgebiets war, habe ich mich sofort sehr umfassend vertieft, weltweit die alten Werke zusammengesucht und mich dann daran gemacht, bei Auktionen etc pp mit Hilfe der alten Literatur einige Schätze aufzustöbern, was mir häufig auch gelang. Auf die spätere Anfrage bei dem Händler, ob es irgendwelche Ortsvereine gäbe etc pp, denen ich mich anschließen könnte, kam die Antwort, dass es nichts mehr in der Umgebung gäbe und dass er mir nicht helfen könne. Wir reden hier von einem professionellen Händler.

Trotz meiner Interneterfahrung und digitalen Affinität bin im ich Internet nie und zu keinem Zeitpunkt auf irgendein Angebot für einen Jung-Philatelisten wie mich gestoßen. Nur durch einen Zufall (ging um die Bestimmung einer Sardinia) bin ich auf einen Beitrag dieser Homepage gelandet und habe mich dann nach einigen Wochen angemeldet. Eigentlich müsste jemand wie ich DIE Zielgruppe aktuell sein, im Berufsleben, mit Kontakt zu Kindern und Jugendlichen, finanziell einigermaßen abgesichert und bereit, für sein Hobby auch mal etwas Geld auszugeben. Ich habe Jahrzehnte Computer gespielt und mache das immer noch gelegentlich, aber wie viele Andere in meinem Alter auch fängt man an, sich nach intellektuell deutlich anspruchsvolleren Freizeitaktvitäten zu sehnen. Meine Generation ist digital affin und hat über die Eltern noch Kontakt zu Briefmarken gehabt. Aber diese Zielgruppe muss digital erreicht werden.

Ich kenne das aus meinem aktuellen beruflichen Umfeld: Alles wird professionalisiert, das Marketing und das Fundraising überlässt man nicht mehr dem Zufall. Ich kenne die Struktur des BDPh nicht, kann nur davon ausgehen, dass meine Vorschreiber Ahnung davon haben. Ich kann nur ganz dringend empfehlen, dass alles in professionelle Hände zu legen - wenn ich nach Briefmarken suche, müsste z.B. auf der Google-Hitlist der BDPh ganz oben auftauchen - es müsste sich jemand darum kümmern, dass die Homepage modernisiert wird. Ich war jetzt mal auf der Homepage, ohne Frage, die ist ganz ordentlich programmiert und für einen echten Spezialisten auch bestimmt toll aufgemacht. Aber es kann nicht sein, dass auf der Start-Homepage "das WADP Nummerierung-System der UPU" steht (was um alles Welt in der Welt soll das sein?). Auf die Start-Homepage gehören bildgewaltige Informationen, die Lust auf Mehr machen, Links und Vertiefungs-Angebote. Bitte nicht falsch verstehen, für eine Hobby-Vereinigung ist das eine ziemlich gute Homepage, aber überhaupt nicht dafür geeignet, ein neues Klientel zu gewinnen. Sie dient eher den Mitgliedern - was auch völlig OK ist. Wenn aber das Ziel neue Mitglieder sein sollen, dann verfehlt die Homepage das Ziel. Mich hat das abgeschreckt. Ich konnte schlicht und ergreifend mit den Informationen auf der Homepage nichts anfangen.

Jetzt kann man von oben herab sagen, dass ich keine Ahnung habe etc pp - das stimmt sicherlich; aber ich BIN ja die Zielgruppe, die gewonnen werden soll. Und dass ich als Neu-Philatelist keine Ahnung von vielen Dingen habe, ist trivial.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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