Thema: Rohrpostbelege
cartaphilos Am: 11.01.2011 00:26:52 Gelesen: 1359181# 599@  
@ philast [#598]

Danke für das Zeigen der Belege.

Doch eine Korrektur: Der Stempel von München 23 auf der Rückseite zeigt das Datum 19 X 39 10 01. Ist ja klar, daß ein Brief mit Hindenburgfrankatur nicht im Jahre 1923 gelaufen sein kann.

Ich halte diesen Stempeltyp für sehr interessant, denn Rechteckstempel wie diesen gibt es nicht viel von der Münchener Rohrpost. Lediglich von München 19 ist mir noch ein entsprechender Stempel bekannt.





Ebenfalls befindet sich auf diesem Telegramm der Rohrpost-L1-Stempel von München IA

Zu diesem Stempeltyp noch eine kleine Rolle rückwärts, denn es ist wohl nicht so, wie ich vorgestern geschrieben habe, daß "die alten L1-Stempel, die ja nun schon 25 Jahre in Betrieb waren, allmählich ihren Geist aufgaben", denn sie waren wenigstens in München 23 weiterhin munter im Einsatz. Es sieht nämlich so aus, als seien der L1 von München 23 und der Rechteckstempel dieses Amtes gleichzeitig im Einsatz gewesen, denn soeben fällt mir ein Telegramm vom 13. März 1944 in die Hand, das rückseitig den alten L1 von München 23 zeigt:





Bei dem L1 von München 23 handelt es sich jedoch nicht etwa um eine Neuanschaffung oder - wenigstens was die Typen betrifft - um einen reparierten Stempel, denn genau das gleiche Stempelbild zeigt er bereits zehn Jahre zuvor:





Eine weitere Neuigkeit: Zudem gibt es neben dem ovalen Stempel und dem L1 von München 2BZ noch einen weiteren L1 von München 2BZ zu vermelden, der nur noch die Inschrift BZ und dann die Datums- und Uhrzeitgruppe zeigt:





Dieses Telegramm ist am 24.12.1937 Stunde 18 vom TA München ausgefertigt und dann nach München 2BZ per Rohrpost weitergeleitet worden. Als Telegramm ist es dann vielleicht mit der letzten Zustellung am 24. Dezember 1937 rausgegangen, als alle schon um den Weihnachtsbaum gehüpft sind? Wohl kaum! Es handelte sich um ein Brieftelegramm, das am 24. Dezember 1937 in Laufen/Baden als solches aufgegeben wurde und an einen Empfänger in München 13 gerichtet war. Geleitet wurde es über Frankfurt/Main und erreichte das TA München um 17.36 Uhr, wie der Ausgefertigt-Stempel links oben zeigt:



Und so wir finden folgerichtig auch keine Spur des Rohrpoststempels von München 13 - weder auf dem Telegramm noch auf dem Umschlag -, denn das Telegramm war nach seiner pneumatischen Beförderung vom TA München nach München 2BZ für die weitere Verteilung zur nächsten gewöhnlichen Zustellung in München 13 vorgesehen. (Das kann durchaus eine Zustellung am 1. Weihnachtstag gewesen sein, denn die Post machte damals noch alles mögliche, was heutigen neoliberalen Gewinnberechnungen widerstrebt.) In München 2BZ endete also die beschleunigte Beförderung dieses telegraphischen Weihnachtsgrußes, rasch noch den Rohrpost-L1 von München 2BZ - jedoch den ohne die "2" - hinten draufgehämmert und ab nach Hause zu Frau und Kindern untern Weihnachtsbaum.
 
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