Thema: Rohrpostbelege
cartaphilos Am: 17.01.2011 21:28:58 Gelesen: 1358847# 603@  
@ kauli [#602]

Ja, das hat etwas mit Rohrpost zu tun, denn Telegramme wurden in Berlin vielfach per Rohrpost transportiert. Es ist aber kein Rohrpoststempel, denn der dürfte sich nach Versand des Telegramms irgendwie als Beweis für den Bearbeitungszeitpunkt auf der Telegrammurschrift befinden, auf der auch einmal diese Marke klebte. Der Stempel auf der Marke ist eine der üblichen Telegrammentwertungen auf Marken des Deutschen Reiches, die sich auf praktisch allen Wertstufen wiederfindet. Die Marken wurden auf die Telegrammurschriften geklebt, dem Telegrammschalter übergeben, dort wurde die Frankatur überprüft oder, wenn noch keine Frankatur drauf war, diese aufgeklebt. Die Entwertung, früher bei den Telegraphenmarken des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches - siehe Michel-Katalog - mit schwarzer Tinte, fand jetzt mit einem - wie es scheint - Gummihandstempel statt. Solche Entwertungen gibt es aus Berlin auch vom HTA 1 sowie mit einiger Häufigkeit auch vom Telegraphenbüro der Reichspost in Stuttgart. Der gezeigte Stempel stammt aus der Berliner Börse, in dem das TA 2 untergebracht war. Man muß sich das so vorstellen, daß die Kauf- oder Verkauforder der Aktienhändler allesamt per Telegramm herausgingen oder auch entsprechende Aufträge hereinkamen. Sobald die Order auf die Telegrammurschrift geschrieben war, berechnete der Absender die Gebühren, klebte sie auf die Urschrift und übergab das Telegramm dem Telegraphenbüro.

Komplette Belege aus Berlin sind nicht bekannt, wohl aber entsprechendes aus Hamburg mit Krone-Adler-Frankatur oder mit Germania. Da hat früher einmal jemand sehr tief in die Abfalleimer der Hamburger Post gegriffen, und so schwirren diese Belege bis heute durch Auktionsgeschehen und werten je nach Frankatur so um die 200 bis 600 euronen. Hier ein Beispiel aus Hamburg Börse, das zeigt, wie das Berliner Telegramm in etwa einmal ausgesehen haben wird, bevor die Marken abgelöst wurden:



Eine Großrarität dürfte ein komplett erhaltenes Telegramm aus Friedrichshafen vom 17. August 1904 sein, das nach Südwest-Afrika zu den Truppen geschickt wurde, die gegen die aufständischen Hereros zu Felde geschickt wurden. Insgesamt 189,75 Reichsmark kosteten die wichtigen Nachrichten:



Eine wunderbare Riesenfrankatur - die es, ohne daß wir über entsprechende Belege verfügten, sicherlich bei den rohrpostnahen Telegraphenämtern Berlin HTA 1, Berlin Börse TA 2, München Telegraphenamt und Hamburg Telegraphenamt, Hamburg Börse gegeben hat - aber eben keine Rohrpost.

einen schönen Abend an alle
telosgraphein007
 
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