Thema: Philatelistische Bibliothek Hamburg e.V. im kommenden Jahr insolvent ?
drmoeller_neuss Am: 07.03.2024 15:59:33 Gelesen: 819# 10@  
@ Richard [#1]

Die Autoren machen sich es etwas einfach, von einem Fehlbetrag von 12.000 EUR zu sprechen und um Spenden zu bitten. Da erwarte ich schon ein paar mehr Zahlen, wieviele Mitglieder hat die Bibliothek, sind die Dienstleistungen (Kopien, Fernleihe) gegenüber Nicht-Mitgliedern wenigstens kostendeckend, und vieles mehr. Gab es unerwartete Ausgaben im Jahr 2023? Ansonsten sind für mich jahrelange Defizite ein Ausdruck von Misswirtschaft.

Und zum Fehlbetrag selbst. Beim besten Willen kann ich die fehlenden 12.000 EUR nicht mit den Positionen Indexmiete und Mieterhöhung, Energie- und Stromkosten nachvollziehen. Bei 200 m2 Fläche und einer durchschnittlichen Gewerbemiete in Hamburg [1] macht der Indexanstieg etwa 3000 Euro im Jahr aus. Die Heizkosten schätze ich auf 15 Euro pro Quadratmeter, d.h. 2000 bis 3000 Euro pro Jahr. Und die Bibliothek muss ja nicht rund um die Uhr auf wohlige 20 Grad beheizt werden. Bleiben noch die Stromkosten. Wenn die Kopierer wirklich so viel Strom ziehen, warum erhöht man dann die Kopierkosten nicht entsprechend? Und wem das zu teuer ist, der kann ja selbst in die Bibliothek kommen und mit seinem Handy Photos machen. Im übrigen schont das auch die Literatur, die Bindungen werden durch das dauernde Pressen auf den Kopierer nicht besser.

Und es mag ketzerisch klingen, aber auch die philatelistischen Bibliotheken können nicht die Augen verschliessen und jahrelang am philatelistischen Tropf durchgefüttert werden. Wie sieht es mit der Zusammenarbeit der Bibliotheken in Deutschland aus? Es bieten sich thematische Sammelschwerpunkte an. Für die Fernleihe ist es egal, von wo aus die Kopien verschickt werden.

Im übrigen spart auch die Digitalisierung Kosten für die Bibliothek und den Benutzer. Wenn ich mir einen Rundbrief einer Arbeitsgemeinschaft anschaue: der wird digital erstellt, dann ausgedruckt und die "Pflichtexemplare" werden per Post an den BDPh geschickt. Von dort aus werden die Hefte an die Bibliotheken verteilt. Wenn eine Anfrage kommt, muss der Bibliothekar das Heft heraussuchen und Kopien machen und versenden. Vielleicht scannt der Sammler dann die Papierkopien wieder ein, wo wir wieder am (digitalen) Anfang wären.

Hier wäre eine Aufgabe für den BDPh, Literatur zukunftssicher digital vorzuhalten und einen Literaturserver anzubieten. Das muss nicht umsonst sein. Mit der "Philatelie" funktioniert das schon seit Jahren.

[1] https://invest-immobilien.hamburg/de/gewerbeimmobilienmarkt/gewerblicher-mietpreisspiegel
 
Quelle: www.philaseiten.de
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