Thema: (?) (11) Portofreie Dienstsache - postalischer Hintergrund
DL8AAM Am: 19.03.2024 23:38:31 Gelesen: 216# 20@  
@ Regis [#19]

Ja, stimmt, ich - als "moderner Philatelist" bringe, wie die Deutsche Post inzwischen auch (so wie die Bundespost in deren Neuzeit auch), die klassischen Begriffe Porto und Gebühren (heute Entgelt) durcheinander. Ich weiß, Porto zahlt der Empfänger (nicht der Absender). Ein portofreier Brief ist im Prinzip ja auch jede Sendung, bei dem der (private) Absender die kompletten, regulären Postgebühren bereits gezahlt hat. Bei Dienstpostsendungen, bei denen der Empfänger von (Nach-) Porto durch "Regelungen" freigezeichnet war. Zumindest war das mal die klassische bzw. ist die frühere (inzwischen aber überholte) Sprachregelung.

Hier in [#9] wurde die Sendung mit einem "kombiniertem" Frankiervermerk freigemacht, siehe dem Text "Postage and Fees Paid", wobei das Wort Postage im Englischen Postgebühren und das "moderne Porto" umfasst, zusätzlich zu etwaigen weiteren "Fees" - Gebühren (d.h. inklusive eventuellen Zusatz- aber auch Nachentgelten, d.h. inklusive dem "klasssischen Porto"). Alle möglichen Kosten wurden vom Absender gezahlt ("Paid") bzw. ausdrücklich abgegolten. Das heisst dann aber auch, sie war prinzipiell nie portofrei (Porto, klasssich wie modern, wurde bereits "paid", d.h. es handelt sich streng genommen dann auch nicht um eine portofreie Dienstsache. Sie ist nur portofrei geworden, da der Absender eventuell entstehendes Porto im Vorfeld irgendwie abgegolten hat. So war seinerzeit die Regelung der US Post. Inzwischen unterscheidet auch die US Post die Begrifflichkeiten nicht mehr. Es heisst nun (auch bei Dienstpost) nur noch "Postage Paid". Ob eine US Dienstpostsendung inzwischen [warum auch immer] (nach-) portopflichtig [z.B. durch Lagergebühren] werden kann, kann ich nicht sagen. Diese Feinheiten sind der modernen Post unbekannt. Der Absender in der modernen Postwelt, beginnend "nach 1945", zahlt Porto alias Postgebühren (Entgelte) und wenn etwas fehlt "Nachporto" oder auch "Nachentgelte". Beide Begrifflichkeiten werden (auch von den Posten) schwimmend-synonym verwendet.

Korinthen: Die von der Post in ihren eigenen Regelwerken geforderte Vermerke, wie "Entgelt bezahlt der Empfänger", wären heute - wenn man streng die klassische Sprachregelung verwenden würde - ja auch falsch, "Porto zahlt der Empfänger" wäre richtig, da die Sendung ja "legal" entgeltfrei eingeworfen werden darf (wenn sie den Eindruck ANTWORT trägt). Die richtige Beschreibung der Konstruktion wäre dann "Die Sendung ist für den Absender entgeltfrei, da die Entgelte/Gebühren beim Empfänger als Porto eingezogen werden".

Kurz, solche US-amerikanischen "Postage and Fees Paid"-Dienstpostsendungen sind strenggenommen keine portofreien Sendungen. Diese Konstruktion, diese "Form" gibt es so (wohl eher) nur (?) im deutschsprachigen Postraum - zumindest noch bis in die frühe Nachkriegszeit hinein, dann verliert sich diese "Form" langsam, sprachlich, wie faktisch. Zur "Klassik" traue ich mich aber nicht, eindeutige Aussagen zu treffen.

Sprache - sogar die Wortbedeutungen - ändert sich.

Edit zur Abrundung: Für Sendungen, die im Bereich der US-Post eingeliefert werden (wurden), macht die deutsche Nomenklatur bzw. das Begriffspaar "portopflichtige" und "portofreie" Dienstsache - als Gegensatzpaar - komplett und absolut keinen Sinn, da es prinzipiell nur ganz "normale" Dienstpostsendungen "Official Mail" gibt (nach Reichspost-Verständins nur portofreie [freigemachte] Dienstsachen). Es gibt dort sowas wie "portofreie Dienstsachen" nicht. Zumindest auf der Strecke Behörde > Bürger. Es gibt keine unfreien Dienstpostsendungen. Zumindest wenn bei der Einlieferung nichts "schief läuft".

Selbst bei einer Übergabe von der US-Post an die DBP/DPAG zur Zustellung in Deutschland, macht die Unterscheidung keinerlei Sinn, auch begrifflich nicht, da die ausgetauschten Sendungen aus den USA in Deutschland nicht [Nachentgelt-] portopflichtig werden (können), da es prinzipiell keine unfreien Dienstpostsendungen (auf der Strecke Behörde > Bürger) gibt.

Beste Grüße
Thomas
 
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