Thema: Preisverfall bei Briefmarken ?
Briefmarkensammler Am: 22.01.2011 13:18:36 Gelesen: 31894# 6@  
Die Ausgangsfrage "Gibt es einen Preisverfall bei Briefmarken ?" kann man getrost auf alle anderen Güter erweitern, die Menschen sammeln und/oder erwerben um Geld anzulegen/zu investieren.

"Gibt es einen Preisverfall bei Aktien ?" Na klar. Wer die von Gottschalk & Co beworbene Telekom-Aktie vor einigen Jahren für 100 EUR gekauft hat, wird heute feststellen, dass sich sein Geld mehr als gefünftelt hat.

Wer dagegen Anfang der 2000er in Rohstoff-Werte investiert hat, erfreut sich an satten Gewinnen im 3-stelligen Prozentbereich. Gleiches gilt für Oldtimer, Münzen, Immobilien, etc. pp. Es kommt halt immer drauf an.

Hinzu treten "Übertreibungen" der Vergangenheit, die der Markt in regelmäßigen Abständen korrigiert. Dass Briefmarken-Ausgaben mit mehrstelliger Millionen Auflage mit x-fachem Katalogpreis notiert und gehandelt werden, ist eben nicht das Ergebnis einer kontinuierlichen Wertsteigerung, sondern markttechnischer Manipulationen. Ich denke viele ältere Sammler erinnern sich hierbei an Fälle wie der 50 Pfg. Heinemann, Springreiter, Olympiablöcke, usw.

Briefmarkenhäuser wie Sieger, Borek und Krüger, die triviale Massenware als "Anlegeobjekt" beworben haben oder immer noch bewerben, stellen sich dabei in eine Reihe mit unseriösen Bankberatern, die zu einer Altersvorsorge auf Basis US-amerikanischer Immobilienfonds raten. Leider gab und gibt es immer noch viele hunderttausend Sammler, die diesen gemachten Hypes hinterher laufen und sich Jahre später wundern, was mit ihrem sauer verdienten Geld passiert ist. Nur ein toter Fisch schwimmt mit der Strömung.

Fest steht, dass philatelistische Massenware nur über den Preis zu verkaufen ist. Fest steht allerdings auch, dass man auch mit diesem Zeugs Geld verdienen kann, wie zahlreiche recht erfolgreiche Händler/Sammler bei EBAY beweisen. Es kommt halt immer darauf an, wie auf welchem Nivau man gekauft hat. Mit Sicherheit hat dieses Material seit den späten 80igern an "Wert" verloren.

Ein identischer Trend zeigt sich für Marken mit mehr oder minder großen Qualitätsmängeln. Wellen-, Eck- und verschmierte Stempel stellen leider in vielen Sammlungen die Regel dar. So etwas will heute kein Mensch. Gleiches gilt für ** Marken mit Falz oder Gummimängeln. Wenn ich mir heute die klassische BUND-Sammlung ansehe, die ein Philatelist als Lebenswerk zusammengetragen hat, ist festzustellen, dass gut 95% der Marken in diese Kategorie fallen und daher wertlos sind.

Gleichwohl zeigt sich ein sehr stabiler Trend für höherpreisiges Material und Besonderheiten jeglicher Art. Dabei ist es eigentlich egal, um welches Sammelgebiet es sich handelt. Selbst die (zu unrecht) verpönten BUND-Ausgaben der letzten 50 Jahre, werden davon nicht "verschont". Einige besonders spektakuläre Beispiele findet ihr hinter den Links.

Selbst postfrische Massenware der Sechziger lässt sich für 100% Michel an den Mann bringen.

Spitzenwerte aus den Sammelgebieten werden bei EBAY und den zahlreichen Auktionshäusern unverändert mit hohen Preisen gehandelt. Ich habe selbst schon zahllose Lücken meiner eigenen Sammlung für weit mehr als 100% Michel schliessen müssen. Auf 10% Schnäppchen warte ich in dieser Kategorie leider vergebens.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Es gibt aus meiner Sicht keinen generellen Preisverfall bei Briefmarken. Zu beobachten ist dagegen eine sehr wohltuende Normalisierung mancher irrationaler Übertreibungen. Material, das wirklich selten ist, ist im Preis sehr stabil. Im Spitzensegment ziehen die Preise tendenziell eher an.

Es liegt letztendlich an jedem einzelnen Sammler, wie werterhaltend er seine gezackten Schätze zusammen trägt. Mann kann vieles richtig machen. Vieles allerdings auch falsch. Philatelisten, die mir erklären, dass sie nur aus Freude an der Marke sammeln, brauchen sich später dann auf jeden Fall nicht wundern, wenn ihr "Sammelwerk" bei einem Verkauf nur für lange Gesichter sorgt.

[5 tote Links redaktionell entfernt am 25.11.2020]
 
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