Thema: Wie bringt man die Jugend zum Briefmarken sammeln ?
Clemens M Brandstetter Am: 30.03.2024 12:24:57 Gelesen: 921# 95@  
Die Einschätzungen sind pessimistisch, weil manche von uns in der Praxis auf Granit gebissen haben - doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Man wird sich deshalb ein anderes Zielpublikum suchen müssen...

Deshalb: Auszug aus Tagung des Deutschen Ethikrates (2010) zum Thema: Demenz - Ende der Selbstbestimmung?
Otfried Höffe: Altern in Würde (p. 73 - 82 partim)
ISBN 978-3-941957-33-6

Die heutige Hirnforschung liebt es, von revolutionär neuen Erkenntnissen zu sprechen. Hier darf sie Bescheidenheit lernen. Denn schon vor mehr als zweitausend Jahren betont ein Denker, was die Hirnforschung auch feststellt, also nur bekräftigt. Für manch andere Bereiche der heute hochrenommierten Lebenswissenschaften dürfte es ähnlich aussehen: In nicht wenigen Fällen entdecken sie nicht grundstürzende Neuigkeiten, sondern bestätigen etwas, das schon die Lebenserfahrung mit Lebensklugheit lehrt.
Ältere neigen allerdings, so klagt Cicero, zur Geschwätzigkeit. Dagegen empfehlen sich zwei der „Entschließungen für mein Alter“ des irischen Schriftstellers Jonathan Swift: „Nicht immer die gleiche Geschichte den gleichen Leuten erzählen.“ Und: „Nicht freigebig mit gutem Rat sein, [...] es sein denn, man wünsche ihn.“
Im Abschnitt über das Nachlassen der körperlichen Kräfte empfiehlt Cicero, gesundheitliche Rücksichten zu nehmen und Körper und Geist regelmäßig zu nutzen. Im Übrigen relativiere sich das Schwinden der Körperkraft wegen des Vorrangs der geistigen vor den körperlichen Kräften. Die Hauptaufgaben des Älteren fasst man heute in ein dreifaches L zusammen: Laufen, Lernen und Lieben, gemeint sind körperliche Bewegung, geistige Tätigkeit und Sozialkontakte. Cicero spricht von körperlichem und geistigem Training, womit er die beiden ersten Ls hervorhebt. Weiterhin betont er den Wunsch der Älteren nach einem selbstbestimmten Leben, also nach Autonomie im umgangssprachlichen Verständnis. Und solange man interessanten Beschäftigungen nachgehe, spüre man sein Älterwerden nicht.
Im nächsten, dritten Abschnitt folgt das dritte L. In Überlegungen zum Abnehmen sinnlicher Freuden erklärt Cicero, erneut im Vorgriff auf heutige Forschung, diese Abnahme werde von den meisten, wenn auch nicht von allen Menschen als eine Befreiung von unnötigen oder sogar unerlaubten Begierden angesehen. Denn sie eröffne größere Räume für Geselligkeit, einschließlich des unbelasteten Gesprächs zwischen den Generationen, während das Verlangen nach Trank und Speise nachlassen. Hier spricht er das dritte L an, dass man nämlich, um der gewonnenen Jahre willen, sich in ein soziales Netz einbetten und seine sozialen Fähigkeiten samt Zugehörigkeit und Gebrauchtwerden pflegen muss.
Die Krönung des Alters sieht Cicero in jener auctoritas, dem Respekt einflößenden Ansehen, „das man sich nicht plötzlich durch graue Haare und durch Runzeln verschafft“; vielmehr erntet ein schon früher in Ehren geführtes Leben am Ende die Früchte des Ansehens. Im letzten Abschnitt seiner Altersanalyse wendet sich Cicero dem vierten und beunruhigendsten Anklagepunkt zu, der Nähe des Todes. Er lässt sich auf die beiden damals dominanten Vorstellungen ein: dass der Geist ausgelöscht werde oder aber an einem anderen Ort ewig weiterlebe. Unter beiden Annahmen sei der Tod nicht zu fürchten, denn entweder ist man nach dem Tod nicht unglücklich, oder man lebt sogar glückselig. Im Übrigen empfiehlt Cicero, etwas Bleibendes zu schaffen, womit man über seine eigene Lebenszeit hinaus noch weiterlebe.
 
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