Thema: Deutsche Post Neuheiten: Cryptowahnsinn erreicht auch Deutschland
TeeKay Am: 05.04.2024 14:41:51 Gelesen: 1700# 236@  
Wie ist das bei den Sammelkarten und Aufklebern? Da kamen doch zuerst ganz normale Karten/Aufkleber für wenige Cent heraus. Über teils Jahrzehnte bildete sich eine Sammelkultur heraus. Und dann wurden irgendwann mal den Tütchen zufällig seltene limited Editions beigefügt, die aber immer noch für wenige Euro vom Emittenten verkauft wurden. Der potenzielle Wertzuwachs wurde also nicht vom Emittenten abgeschöpft. Wenn das so war, dann unterscheidet sich das fundamental von den Kryptomarken.

Hier gab es zwar einen über Jahrzehnte etablierten Sammeltrend. Der Trend war aber, postalisch verwendete und verwendbare Marken zu sammeln. Die Masse der Sammler war Komplettsammler und gerade nicht spezialisiert auf wenige bestimmte Ausgaben. Bei den Kryptomarken schlägt der Emittent nun bereits einen saftigen Aufpreis auf den Normalpreis der Marken auf und verkauft sie gerade nicht zum gleichen Preis wie die Normalmarken. Darauf aufbauend werden dann nochmal seltenere und noch teurere Special Editions aufgelegt, bei denen der Emittent den potenziellen Wertzuwachs durch Seltenheit abschöpft. Einen postalischen Bedarf gibt es nicht. Teilweise können die Marken nicht einmal verwendet werden, weil es keine Produkte gibt, die man mit den Marken frankieren könnte. Oder man hat das Problem, dass sich ein Goldbarren schlecht auf einem Brief befestigen lässt.

Die sehr niedrigen Auflagen zeigen auch bereits, dass es dem Emittenten nicht darum geht, den Sammelbedarf der Komplettsammler zu decken - denn es werden von vornherein weniger gedruckt, als es Komplettsammler gibt. Man erschafft also mutwillig maximal unzufriedene Stammkunden. Die niedrigen Auflagen sollen Spekulanten anlocken, die teils hunderte Euro pro Marke bezahlen in der Hoffnung, dass der Preis aufgrund der geringen Auflage noch weiter steigen wird. Gleichzeitig wenden sich aber die Menschen, die die Marken tatsächlich sammeln, angewidert ab. Ein Markt, der nur von Menschen bevölkert wird, die darauf hoffen, morgen einen Deppen zu finden, der noch mehr zahlt als sie selbst, funktioniert jedoch nicht. Am Ende sind sie alle weg: Die teils jahrzehntelangen Sammler, die aufhörten, weil sie sich abgezockt fühlen und nicht mehr komplett sammeln können. Die Spekulanten, die auf höhere Preise hofften. Der Handel, der sich aufgrund der hohen Preise nichts mehr auf Lager legt. Und am Ende auch die Post selbst, weil den Scheiss niemand mehr kauft.

Die Deutsche Post ist zusammen mit dem Schwaneberger Verlag sogar so dumm, gleich zwei Sammelgebiete schleichend zu killen: Markenheftchen und die Briefmarken selbst. Bis zur Kryptomarke konnte man sich als Sammler noch sagen, dass die Heftchen und Folienblätter dem echten postalischen Bedarf entspringen, da sie wirklich in teils enormer Stückzahl von normalen Postkunden erworben und verbraucht wurden.

Es ist die Endphase eines Produkts, das zwar aufgrund sinkender Sammlerzahlen unter Druck geriet, aber durchaus noch funktionierte.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/18395
https://www.philaseiten.de/beitrag/339684