Thema: (?) (32) Bund: Gestohlene Makulatur
Stefan Am: 05.04.2024 15:56:13 Gelesen: 674# 33@  
@ lueckel2010 [#30]

Allerdings war ich doch ein wenig verwundert, dass Sie ausgerechnet meinen Post [#8] aus 2011 genutzt haben, um eine schon seit Jahrzehnten sehr "kalte Suppe" wieder aufzuwärmen, obwohl diese überhaupt nicht mehr aufgewärmt werde mußte!

Ich werde auch weiterhin im Bedarfsfall ältere Forumsbeiträge zitieren. Dies ist durchaus Bestandteil eines Diskussionsforums. Die Philaseiten bestehen seit 2007, da kommen auch einige ältere Beiträge vor.

Und ja, alte Suppen sollten gelegentlich aufgewärmt werden. Woher sollen nachfolgende Sammlergenerationen erfahren, was ältere Sammler bzw. Altvordere irgendwann einmal vor Jahrzehnten oder mehr als einem Jahrhundert oder 150 Jahren recherchiert und publiziert haben - und sei in lokalen Vereinszeitschriften, welche es außerhalb des damaligen eigenen Sammlervereins sonst kaum in die allgemeine öffentliche Verbreitung geschafft haben? Es gibt tatsächlich Sammler hier im Forum, die aufgrund des Alters noch ein paar Jahrzehnte arbeiten gehen müssen, die aktuellen monatlichen Beiträge zur Rentenkasse bezahlen und die damaligen Vorgänge (hier in den 1980er Jahren) altersbedingt damals nicht selbst mitbekommen bzw. nicht selbst erlebt haben.

Wie du vielleicht an meinem vorherigen Beitrag bemerkt hast, war ich in den 1980er Jahren noch im Vorschulalter gewesen und habe damals in der DDR weder die DBZ noch westdeutsche Vereinszeitschriften lesen können. Dabei ist es hier vollkommen irrelevant, ob ein Versand derartiger Druckerzeugnisse von West nach Ost überhaupt zulässig oder aus Sicht der DDR-Regierung verpönt war. Wie soll man als jüngerer Sammler auf ältere Pubkikationen in Zeitschriften aufmerksam werden, wenn nicht ältere Sammler darüber erzählen (z.B. in einem Diskussionsforum wie die Philaseiten) und im besten Fall konkrete Quellenangaben zu damaligen Veröffentlichungen(Zeitungsartikeln) machen können? Ich wüsste kein Fachbuch als Literatur über Makulatur des Sammelgebietes Bundesrepublik. Ergo bleiben nur Artikel in diversen (!) Fachzeitschriften übrig, welche über Jahrzehnte (!) hinweg erschienen sind, um sich einzulesen. Das dürfte einige Regalmeter Papier zur Durchsicht auf bloßen Verdacht hin ergeben.

Ich kann daher im Moment über deinen Beitrag [#30] inhaltlich nur mit dem Kopf schütteln.

Damit dieser Beitrag nicht ganz trocken ohne Abbildungen bleibt, nachfolgend ein heute dubios wirkendes Exemplar passend zu diesem Thema, ebenfalls ex Sammlung Richard Ebert:



Bund Mi-Nr. 197 vom 23.03.1954, oben und unten ungezähnt, Scan links zu 300 dpi und rechts zu 600 dpi

Das gute Stück wird mit einem Attest vom Altmeister Georg Bühler vom 28.01.1993 begleitet [1]:



Die Briefmarke wurde im Auktionshaus Christian Zieme ca. Mai 1992 (?) verkauft, Losnummer 2604. Der Ausruf (und vermutlich auch Zuschlag zuzüglich Aufgeld) lag seinerzeit bei 1.700 DM. Wenn das Datum der Versteigerung zuträfe, wäre das Attest von Georg Bühler nach dem Kauf ausgestellt worden. Ich habe in Richards Sammlungsunterlagen allerdings sonst keinen Verweis gefunden, dass er eine Prüfung bei Georg Bühler veranlasst hätte (z.B. einen Briefumschlag mit der Rücksendung der Prüfsendung von Bühler). Richards Freizeit war zu jener Zeit als beruflich Selbständiger sehr knapp bemessen gewesen und er soff in reichlich Arbeit ab. Brigitte kam als Mitarbeiterin erst etwas später hinzu um ihn wieder freizuschaufeln.

Der Michel Deutschland-Spezial schreibt in neueren Katalogausgaben (z.B. von 2021) im Nachwort zur Mi-Nr. 197, dass Briefmarken existieren, welche zum Teil erhebliche Formatunterschiede aufweisen. Gemäß Angabe zur Katalogisierung im Katalog liegt bei dieser Briefmarke eine Kammzähnung zugrunde - es wurden drei Seiten der Briefmarke in einem Durchgang gezähnt. Im Katalog werden ausschließlich ungezähnte und links ungezähnte Briefmarken als Abarten gelistet.

Bei einer Kammzähnung ist fraglich, wie technisch betrachtet zweiseitig ungezähnt gebliebene Briefmarken zustande kommen können, wenn nicht an einer Seite eine Zähnung nachträglich abgeschnitten worden wäre (als Manipulation). Ich werde den Eindruck nicht los, dass auf dem Scan zu 600 dpi rechts unten marginale Reste (Ansätze) von Zähnungslöchern zu sehen sind.



Mi-Nr. 197, links das dubios wirkende Exemplar, rechts ein vierseitig gezähntes Exemplar zum Größenvergleich

Um ein solches Resultat wie in dem gezeigten Fall zu erzielen, müsste produktionsbedingt bereits ein größerer versetzter Kammschlag vorliegen (aus Makulaturbeständen?). Mangels Infos oder vorliegender Literatur kann ich nicht beurteilen, ob für die Mi-Nr. 197 von 1954 bereits eine größerere Ausarbeitung in Form eines Artikels existiert, welche vor 30; 40 oder 50 oder noch mehr Jahren erschienen ist.

Damit auch kein falscher Eindruck entsteht: Richard hat nicht nur dubioses Material der Bundesrepublik für seine Sammlung erworben. Es sind Stücke dabei, welche auch heute problemlos eine (erneute) Prüfung bestehen würden.

Gruß
Stefan

[1] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/25112
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/3755
https://www.philaseiten.de/beitrag/339688