Thema: Die Poststempel Berlins
Stefan Am: 06.04.2024 21:21:22 Gelesen: 35402# 5943@  
@ kauli [#5942]

Der Stempel wird schon original sein. Es ist nicht der einzige der in falsche Hände geraten ist und missbraucht wurden. W. Büttner schreibt in seinem Vorwort das im Handbuch Falschstempel vorkommen können. Ist ja auch normal das nicht jeder Stempel geprüft werden kann.

Ohne das Papierstück als Original gesehen zu haben, gehe ich von dem Stück in Beitrag [#5939] von einer Ganzfälschung, also einem Imitat aus.

Der Stempel"abschlag" schreit - sorry - förmlich danach, eine Ganzfälschung zu sein, siehe auch Beiträge [#5940] von bernhard und [#5941] von stempel. Bereits die einteilige Uhrzeitangabe ist auffällig und ist für den Typ "Kreisstegstempel mit Bogen oben und unten" sehr unüblich (wenn überhaupt am ehesten als Innendienststempel eher gebräuchlich wo die Uhrzeitangabe weniger relevant war). Die Linien sind allesamt sehr sehr fein und dünn (und untypisch für einen Stahlstempel) und die tiefschwarze Stempelfarbe kurz nach Kriegsende ebenfalls sehr ungewöhnlich (was minimum für eine Rückdatierung spräche).

Auf https://www.philastempel.de ist derzeit kein Exemplar zu diesem Stempelgerät vom Postamt Berlin NO 74 vorhanden. In der anderen Stempeldatenbank von stampsX finden sich zwei Einträge [1] und [2], ebenfalls Stempeltyp "Kreisstegstempel mit Bogen oben und unten". Der Stempeltyp [1] weist Stempeldaten von 1920 bis 1935 mit zweiteiliger Uhrzeitangabe (12h-Zeit mit V/N-Angabe) auf und der Stern links unten ist noch vorhanden. Die beiden Scans von [2] "datieren" von 1942 und 1946 mit einteiliger Uhrzeitangabe, in diesem Thema abgebildet in den Beiträgen [#4096] und [#5939]. Bei den in [2] vorhandenen Scans ist kein Sternchen mehr erkennbar. Es ist im direkten Abgleich von [1] und [2] ersichtlich, dass es sich bei [2] nicht um die aptierte Variante von [1] handeln kann, wo (ca. 1938) der Stern entfernt worden wäre (Bsp. abweichende Gestaltung von "NO" in der Ortsangabe, unterschiedliche Zifferngestaltung der "2" und "3" in der Datumswalze). Eine Neuanfertigung eines Stempels in der Stempeltype "Kreisstegstempel mit Bogen oben und unten" ohne Sternchen in den 1930ern entfällt ebenfalls, da diese Stempeltype seinerzeit nicht mehr neu angefertig worden ist sondern bereits das Nachfolgemodell vom Typ "Zweikreisstegstempel" für Neuanfertigungen (neue Ortsstempel und Nachbestellungen als Ersatz für abgenutzte Stempelgeräte) in Gebrauch war. Ergo bleibt nur übrig, dass es sich bei [2] bzw. Beitrag [#5939] um eine Ganzfälschung (Imitat) und nicht um eine Rückdatierung eines echten Stempelgerätes handeln muss.

In Beitrag [#2540] wird ein Abschlag vom dubiosen Stempel BERLIN NO 74a auf einer Zeppelinmarke (Polarfahrt 1931) mit Stempeldatum von 1932 bzw. einer Westberliner Briefmarke von 1952 gezeigt und der Stempel in Beitrag [#3432] erwähnt.

Gruß
Stefan

[1] https://stampsx.com/ratgeber/stempel-datenbank.php?stempelsuche_ort=BERLIN+NO+%2A+74+a
[2] https://stampsx.com/ratgeber/stempel-datenbank.php?stempelsuche_ort=BERLIN+NO+74+a
 
Quelle: www.philaseiten.de
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