Einen habe ich noch und Totgesagte leben länger: Der Berliner Flughafen Tegel war bis zum Jahre 2020 in Betrieb. Eigentlich sollte der Flughafen schon über zehn Jahre vorher schliessen, aber der neue Hauptstadtflughafen in Schönefeld wurde bekanntlich nicht rechtzeitig fertig. Der Flughafen war bei seiner Eröffnung im Jahre 1974 auf 2,5 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt, musste aber zum Schluss fast das achtfache an Menschen bewältigen. Das Terminal C wurde im Jahr 2011 kurz vor der geplanten Schliessung sogar noch um eine Abfertigungshalle erweitert.

Eröffnet wurde der Flughafen Tegel als Provisorium mitten während der Berliner Luftbrücke im Jahre 1948. In den siebziger Jahren legte das Hamburger Architektenbüro von Gerkan, Marg und Partner (gmp) den Grundstein für den modernen Flughafen Tegel, der 1974 eröffnet wurde. Die Landespostdirektion Berlin gab dafür eine Sondermarke heraus.



Tegel galt als Flughafen der kurzen Wege, vom Check-in bis zum Flugzeug waren es nur wenige Meter. Der Flughafen passte zur besonderen Situation der Stadt Berlin, bis zur Wiedervereinigung im Jahre 1990 durften nur Maschinen der Alliierten dort starten und landen. Daher hatten die Planer weitgehend auf Konsumtempel verzichtet, und es gab nur wenige Restaurants und ein paar Geschäfte.

Dem architektonischen Zeitgeist entsprach das Muster aus Drei- und Sechsecken, dass sich von den Bodenfliessen über die Betonsäulen bis zu den Grundrissen der Abfertigungshallen fortpflanzte. Ebenfalls ungewöhnlich ist die Anordnung des Rollfeldes um die Gebäude herum, die gleich einer Insel nur durch einen Strassentunnel erreicht werden konnten. Ein Bahnanschluss war geplant, wurde aber nie realisiert, und so konnte man den Flughafen nur mit dem Bus erreichen. Die Zufahrt war öfters ein stressiges Nadelöhr und bei Strassensperrungen nach Unfällen wurde den Passagieren empfohlen, von der U-Bahn-Station Jungfernheide aus zu Fuß zu gehen. Aus dem Flughafen der kurzen Weg wurde dann ein Flughafen, der erst nach einer Wanderung von über einer halben Stunde mit Gepäck erreicht werden konnte.

Nun ist der Flughafen Geschichte und soll zum ökologischen Wohnen und als Forschungszentrum "Berlin TXL – The Urban Tech Republic" genutzt werden. Die leeren Gebäude wurden zwischenzeitlich als Corona-Impfzentrum und zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.