Thema: Das Grading von Briefmarken
TeeKay Am: 01.05.2024 10:44:55 Gelesen: 1159# 21@  
@ asmodeus [#18]

"Habe den Eindruck, das Grading aus wirtschaftlicher Gier von Firmen/ Geschäftsleuten eingeführt wurde."

Genau das wird ja im Youtube-Video beschrieben. So war es bei Münzen und Spielen. Und so wird es auch bei Briefmarken gewesen sein. Grading und das Einschweißen macht Sammelobjekte handelsfähig für Menschen, die sich kein bisschen für das Sammelobjekt als Sammler interessieren und keinerlei Ahnung von der Materie haben, sondern das ganze als liquides Anlagegut beworben bekamen. Die werden angelockt von grandiosen Wertsteigerungen, die die Initiatoren des Scams selbst erzeugen (im Video beschrieben). Diesen neuen Marktteilnehmern verkaufen die Initiatoren dann ihre zuvor günstig eingekaufte Ware. Die Auktionsfirmen verdienen durch Provisionen kräftig mit.

Die Konsequenz ist, dass der Markt leergekauft wird von Nichtsammlern, die darauf hoffen, nach wenigen Monaten, maximal Jahren mit drei- bis vierstelligen prozentualen Gewinnen an den nächsten weiterverkaufen zu können. Sammler selbst werden aus dem Markt gedrängt. Der Markt lebt dann davon, neue Spekulanten heranzuführen, die Geld ins System bringen. Da die Preise irgendwann zu hoch sind, kommen NFTs ins Spiel, damit Spekulanten Anteile an für sie zu teuren Objekten erwerben können (hatten wir mit der British Guyana auch schon). Da die Wachstumsraten zwangsläufig zurückgehen, verlieren die ersten das Interesse, wollen komplett verkaufen und stellen irgendwann verblüfft fest, dass es gar kein Kaufinteresse an ihren Millionenwerten gibt - und der Markt crasht binnen Monaten.

Das ganze funktioniert naturgemäß bei postfrischen Marken am besten, da sie gleichförmige, einheitliche, austauschbare Handelsware sind. Gestempelte Marken und Belege sind stets einmalig, schlecht vergleichbar und nicht austauschbar - und damit als liquides Anlagegut für uninformierte Spekulanten weit weniger gut geeignet.

Aber natürlich finden sich wie bei allen Scams wieder ein paar Philatelisten (auch in diesem Thread, ja Dobe, du), die das als total geniale Innovation feiern, die sicherlich den Sammelspaß maximieren wird. Und natürlich wird auch hier wieder die Eigenverantwortung des Sammlers hervorgehoben, der am Ende doch selbst schuld sei.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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