Thema: Neues Expertengremium prüft ein breites Spektrum philatelistischer Raritäten
Altsax Am: 21.05.2024 20:35:11 Gelesen: 896# 36@  
@ Richard [#35]

Danke für den link auf den Podcast!

Von Interesse waren für mich drei Dinge:

Um die Haftungsfrage redeten die beiden Herren ziemlich herum. Wenn ich das richtig verstanden habe, bleibt die Haftung weit hinter der des BPP zurück: Die Zeitdauer ist unklar ("mehr als 1 Jahr"), und die Höhe auf den für die Gebühren angesetzten Wert begrenzt. M.W. haften die BPP Prüfer auf die Dauer von 10 Jahren in Höhe des eingetretenen Schadens. Der kann (muß aber nicht) weit über dem angesetzen Gebührengrundlagenwert liegen.

Der zweite Punkt ist die Aussage, daß man 95% aller Prüfstücke ohne spezifische Gebietskenntnisse und ohne Vergleichsmaterial beurteilen könne, allein auf Basis von Equipment, Fachkenntnissen und Erfahrung. Das mag gelten, wenn man als Grundlage für den Prozentsatz das Material nimmt, das ein BPP-Prüfer so über die Jahre vorgelegt bekommt. Da aber nur Ausnahmematerial geprüft wird mit einem Mindest handelswert von 2.000 €, sollten auch nur solche Stücke die Grundlage für eine Prozentangabe darstellen.

Wie will man einen Ersttagsbrief ohne Jahreszahl im Stempel oder Inhalt ohne Vergleichsmaterial beurteilen?

Wie beurteilt man einen Nummernstempel auf einem extrem seltenen Blockstück ohne Vergleichsmaterial auf Echtheit? Das wunderbare "Equipment" reichte da nicht. Man braucht für viele komplexe Fragen sowohl postgeschichtliche Kenntnisse zum Gebiet als auch Vergleichsmaterial! Das gilt in Grenzen sogar für Manipulationserkennung, obwohl dabei in der Regel die Universalisten sehr gute Chancen haben.

Ebenfalls nicht so eindeutig erschien mir die Behandlung der Frage des Fischens in den Gewässern der BPP-Prüfer. Eine klare Antwort darauf, daß man in keinem Falle Stücke aus einem von einem BPP-Prüfer besetzten Gebiet (nach-)prüft, wurde nicht gegeben.

Ich denke, daß der BPP die Entwicklung sehr genau beobachten muß. Wenn die Tendenz zur Zweiklassenprüfung geht, wird sich kaum nach jemand finden, der die Arbeit macht, die bisher sowohl ideell als auch materiell von den Stücken subventioniert wird, auf die sich die Herren konzentrieren wollen.

Beste Grüße
Jürgen
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/19161
https://www.philaseiten.de/beitrag/342539