Thema: Bleisulfidschäden: Die Folienproblematik in der Philatelie
Richard Am: 21.02.2008 12:47:25 Gelesen: 209241# 14@  
Presseerklärung des BDPh e.V. zur Problematik der Verwendung von Klarsicht-Blatthüllen für philatelistische Zwecke

Der Bund Deutscher Philatelisten e.V. verfolgt mit großem Interesse die laufende Diskussion zur Problematik der Verwendung von Klarsicht-Blatthüllen für philatelistische Zwecke.

Nach derzeitigem Stand besteht die berechtigte Sorge, dass offenbar die Verwendungsfähigkeit bestimmter Blatthüllen für philatelistische Zwecke materialbedingt eingeschränkt sein kann. Hierzu wird auf die einschlägigen Informationen in Heft 3/2008 der „philatelie“ verwiesen.

Der BDPh e.V. fordert vor diesem Hintergrund im Interesse seiner Mitglieder und der anderen Sammler die Hersteller von Blatthüllen auf, unverzüglich geeignete Maßnahmen zu ergreifen und nur noch Hüllen mit Materialeigenschaften anzubieten, die eine langzeitstabile Aufbewahrung philatelistischen Materials garantieren.

Dem Sammler müssen Hüllen zur Verfügung stehen, die für philatelistische Zwecke in vollem Umfang kurz-, mittel- und langfristig nutzbar sind. Wir empfehlen den Herstellern von Blatthüllen zu prüfen, inwieweit ihr Produkt zweckentsprechend gekennzeichnet wird, z.B. „Zur langzeitstabilen Aufbewahrung philatelistischen Materials ohne Einschränkung geeignet.“

Dieter Hartig
Präsident des
Bundes Deutscher Philatelisten e.V.

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Stellungnahme des Bundesverband Deutscher Briefmarkenversteigerer e.V. (BDB) zur Diskussion „Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken“

Die vom Bund Deutscher Philatelisten e.V. (BDPh) verlegte Fachzeitschrift philatelie, berichtete in den Ausgaben 12/2007, 1/2008 und 2/2008 über Beobachtungen und Untersuchungen hinsichtlich der Entstehung von Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken nach einer längerfristigen Aufbewahrung unter Kunststoff-Folien. Das Problem betrifft hauptsächlich Briefmarken bis ca. 1880, aber auch die halbamtlichen Flugmarken Deutsches Reich MiNr. I bis VI. Eine Aufstellung der betroffenen Marken ist abgedruckt in philatelie 367 (Jaunuar 2008) auf Seite 50.

Der Bundesverband Deutscher Briefmarkenversteigerer e.V. (BDB) verfolgt die Diskussion mit großer Aufmerksamkeit und nimmt auf der Basis des derzeitigen Kenntnisstandes über mögliche „Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken“ wie folgt Stellung:

Die Bildung von Bleisulfid, das die Marken schwarz färbt, erfolgt durch eine chemische Reaktion von Blei- und Schwefelverbindungen. Es ist bekannt, dass Druckfarben zur Herstellung von Briefmarken in einzelnen Fällen Bleiverbindungen enthielten, insbesondere bei klassischen Markenausgaben bis ca. 1880.

Kunststoff-Folien bestehen aus verschiedenen Grundstoffen (PE, PP, Polyester, PVC). Durch die Zugabe von Zusatzstoffen erhalten die Kunststoff-Folien ihre gewünschten Eigenschaften im Hinblick auf Elastizität und Verformbarkeit (Weichmacher) sowie Haltbarkeit (Stabilisatoren).

Bei PVC-Folien zur Aufbewahrung von Briefmarken sind in der Vergangenheit Stabilisatoren auf der Basis von Schwefelverbindungen nachgewiesen worden. In wie weit diese Schwefelverbindungen unter bestimmten Voraussetzungen mit der Markenfarbe bei klassischen Marken bis ca. 1880 reagieren, ist wissenschaftlich – trotz einer Vielzahl in durchgeführter Gutachten – nicht geklärt. Beobachtungen und Erfahrungen bei Sammlern und Mitgliedsunternehmen des BDB lassen jedoch darauf schließen, dass unter bestimmten Bedingungen chemische Reaktionen zwischen Bleibestandteilen der Markenfarbe und den Schwefelverbindungen des Stabilisators in der Kunststoff-Folie zur Bildung von Bleisulfid an der Markenoberfläche bei klassischen Briefmarken bis 1880 führen können. Um den chemischen Vorgang der Bildung von Bleisulfid aus Blei- und Schwefelverbindungen zu verhindern erscheint es aus der Sicht des BDB angebracht, die Bleibestandteile der Markenfarbe so wirksam wie möglich vor dem Kontakt mit Schwefel bzw. Schwefelverbindungen zu schützen.

Der BDB empfiehlt daher bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts eine Aufbewahrung von Briefmarken unter Folien mit Stabilisatoren auf der Basis von Schwefelverbindungen zu vermeiden. Anregungen für eine Aufbewahrung bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts finden sich in den o.g. Ausgaben der philatelie.

Von verschiedenen Auktionsunternehmen werden Briefmarken vor und während der Versteigerung zum Schutz vor physischen Beschädigungen kurzzeitig in Folien eingesiegelt. Der BDB verweist in diesem Zusammenhang auf die Hinweise in den Versteigerungskatalogen der Mitgliedsunternehmen, dass diese Folien nicht zur längerfristigen Aufbewahrung von Briefmarken bestimmt sind.

Bei einer längerfristigen Lagerung von Briefmarken unter Folien sollten zur Vermeidung von Bleisulfidschäden schwefelverbindungsfreie Kunststoff-Folien verwendet werden. Welche Kunststoff-Folien „100% schwefelverbindungsfrei“ sind, sollte der Sammler bei dem jeweiligen Hersteller bzw. bei seinem Lieferanten verbindlich erfragen. Alle Hersteller und Vertreiber von Bedarfsartikeln für Briefmarken arbeiten natürlich intensiv mit den Herstellern von Folien an einer Lösung des Sachverhalts.

Gleichzeitig hat der BDB im Hinblick auf die derzeitige Diskussion jedem BDB-Mitgliedsunternehmen empfohlen, eine individuelle Klärung der Beschaffenheit und Eignung der verwendeten Schutzfolien mit dem jeweiligen Lieferanten vorzunehmen.

Der Inhalt dieser Stellungnahme orientiert sich an den Ergebnissen gemeinsamer Konsultationen mit anderen Verbänden in der Philatelie. Der BDB wird im Rahmen seiner Möglichkeiten die Bemühungen aller Beteiligten in der Philatelie zur endgültigen Klärung der „Bleisulfidschäden“ bei klassischen Briefmarken bestmöglich unterstützen.

Der Vorstand des BDB e.V.

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Erklärung des APHV zu Bleisulfidschäden an Briefmarken, ihren möglichen Ursachen sowie zu Maßnahmen zu ihrer Verhinderung

Schon seit Jahren wird in der Philatelie in Einzelfällen beobachtet, dass es bei bestimmten, meist bis ca. 1900 produzierten Briefmarken zu einer chemischen Reaktion zwischen den in den Druckfarben der Briefmarken enthaltenen Bleiverbindungen und Schwefelverbindungen in den Kunststofffolien kommen kann.
Im Sinne äußerster Vorsorge empfiehlt daher der Bundesverband des Deutschen Briefmarkenhandels allen Sammlern und Händlern bis zur endgültigen Klärung der Problematik eine Aufbewahrung von zumindest klassischem Material unter Folien mit Schwefelverbindungen zu vermeiden. Welche Kunststofffolien 100% schwefelverbindungsfrei sind, sollten Sammler und Händler bei dem jeweiligen Hersteller bzw. bei seinem Lieferanten verbindlich erfragen. Den Herstellern der Folien empfiehlt der APHV, die Verwendungsfähigkeit des von ihnen angebotenen Materials schnellstmöglich abschließend und endgültig zu klären und seine uneingeschränkte Nutzbarkeit zur Aufbewahrung von Briefmarken aller Art zu garantieren.

Darüber hinaus erachtet es der APHV als selbstverständliche Obliegenheit eines jeden Sammlers, seine Briefmarken regelmäßig zu überprüfen und auf eventuelle Veränderungen hin zu begutachten. Auch wenn die ganz überwiegende Anzahl von Briefmarken von dem Problem nicht betroffen ist, dürfte die regelmäßige Kontrolle der eigenen Sammlung im wohlverstandenen Eigeninteresse jedes Sammlers liegen.

Köln, den 30. Januar 2008
Bundesverband des Deutschen Briefmarkenhandels APHV e.V.

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Artikel aus "Philatelie aktuell", März 2008, Seite 70ff

Schäden bei Briefmarken (4): Verlage und Verbände melden sich zu Wort

Seit den Veröffentlichungen bisheriger Beiträge zum Thema herrscht – im Internet wie hinter den Kulissen – reger, zu weilen gar hektischer Aktionismus. Aussagen sich betroffen fühlen der Sammler stehen mehr oder weniger nützliche Empfehlungen gegenüber. Emotionen, teils gar polemische Reaktionen so wie Unterstellungen, Annahmen und Vermutungen prägen das Bild einer in sich kaum noch zu überblicken den Situation. Der weil gab es, allerdings eher unbemerkt für die Öffentlichkeit, durchaus auch Versuche, Betroffene – dies sind nicht nur Sammler und Händler, sondern auch Verlage und Verbände – an einen Tisch zu bringen, um im Dialog Wege aus der Misere zu finden. Ein Überblick mag dies verdeutlichen.

Schon Ende November 2007 bemühte sich APHV-Präsident Arnim Hölzer, selbst mit Vertretern der Verlage eine Übereinstimmung zu dem von dritter Seite verfassten und von ihm vorgelegten „Beipackzettel“ (vgl. philatelie Januar 2008, S. 50) zu erreichen. Ein grundsätzlicher Konsens hierüber konnte zwar erzielt werden, allerdings wünschten die Verlage die Veröffentlichung einer Pressemeldung, die zusätzlich ihre eigene Sicht weise zum Ausdruck bringen sollte. Dies geschah im APHV- Nachrichtenblatt mit einer Zusammenstellung von Michael Burzan, in der sich dann plötzlich auch der zur gemeinsamen Abstimmung der Verbände gedachte „Beipackzettel“ wiederfand. Sammler wie Händler werteten diese Veröffentlichung als wenig hilfreich und verstärkten, gerade im Internet, ihre Kritik und verlangten von den Verbänden Stellungnahmen.. teils gar von Vorständen Rücktritte.

Ende Januar 2008 kam es zu einem sehr kurzfristig ein berufenen Treffen der Verbände und Verlage, an dem allerdings nur zwei Verlage und auch nicht alle Verbände teilnahmen. Durch eine wenig glückliche Informationspolitik allen Seiten gegenüber, war auch hier nicht die Möglichkeit gegeben, den so notwendigen Dialog endlich zu eröffnen. Dies soll – so die Planung bei Redaktionsschluss – im Februar mit einer internen Sitzung der Verlage nach geholt werden, der dann vielleicht eine gemeinsame Verlage-Verbände-Sitzung folgen wird.

Erklärungen der Verlage

Es ist aus heutiger Sicht völlig belanglos, ob es einer Mail-Umfrage der Redaktion philatelie zu verdanken ist, dass sich die Verlage selbst zu Wort meldeten. Am 8. Januar war diesen nämlich Fragen zur tatsächlichen Beschaffenheit ihrer Produkte zugegangen, weil absehbar war, dass alleine die Hinweise zu den Aufbewahrungsmaterialien selbst dem Sammler wenig nützen würden. Denn wer kann schon Polyester von PVC, Polypropylen von Polystrol etc. unterscheiden? Er wünscht und erbeten waren also wörtlich Antworten auf die Fragen, unter welchen Produktbezeichnungen Folien angeboten werden, aus welchem Material diese bestehen, welche Eigenschaften, welche Formate und ggf. an dere Produktbezeichnungen bekannt sind.

Vorbildlich im Informationsumfang und zeitlich als erster löste der Leuchtturm Albenverlag die erbetene Aufgabe, deren Beantwortung er gleichzeitig auch ab Januar auf seiner Internetseite bereitstellte. Hier eine Kurzübersicht:

Polystrol: SF-Vordruckblätter, OF-Vordruckalben, SF-Schutztaschen, Einsteckkarten aus Karton

Polyester: Blattschutz hüllen (BSH1), LB-Blätter mit auf geklebten Klarsicht folien, Vario-Hüllen (klarsichtig), Grande-Hüllen (klarsichtig)

Hart-PVC: R-/G-Tafeln, ORION-Blätter KABE (Blanko-Albenblätter mit auf geklebten Klarsichtfolien), Stella Blattschutzhüllen KABE, Vario-Hüllen (mit schwarzer Trägerfolie), Optima-Hüllen, Grande-Hüllen (mit schwarzer Trägerfolie), Maximum-Hüllen, HP-Hüllen, Einsteckbücher mit klarsichtigen Streifen

Polypropylen: FDC-Alben, ETB-Alben

Pergamin: Einsteckbücher mit Pergaminstreifen

In einer Erklärung verweist der Leuchtturm-Verlag auf die derzeit aktuelle Diskussion, darauf, dass ein kausaler Zusammenhang mit PVC-Folien und Schäden an darin auf bewahrten Briefmarken durch die Entstehung von Bleisulfid nicht beweisbar sei, aber auch Risiken nicht völlig aus geschlossen sind. Seine Empfehlung für Sammler, die „aufgrund eines eventuell bestehen den Risikos im Zusammenhang mit der Verwendung von Hart-PVC-Produkten auf diese verzichten möchten, … auf Produkte ohne Hart-PVC auszuweichen“. Der Verlag verweist auch auf zahlreiche andere Faktoren, die für die Veränderung von Briefmarken, Belegen oder auch Stempeln verantwortlich sein können, wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichteinwirkung, Luft- Schadstoffe, mangelnde Durchlüftung usw. und empfiehlt, Sammlungen in jedem Fall regelmäßig auf eintretende Veränderungen zu überprüfen.

Die Firma Schaubek teilte am 24. Januar ihre Auflistung mit, wobei deren Klemmtaschen allesamt von HAWID produziert werden, die Blattschutzhüllen und sonstigen Folien-Produkte von KOBRA, eine eigene Folienproduktion also nicht stattfindet. Insofern kam den Stellungnahmen bei der genannter Firmen besondere Bedeutung zu. HAWID ließ statt einer Antwort auf die gestellten Fragen am 24. Januar nur wissen:

Danke, dass Sie unseren Produkten in Ihrer Ausführung in der Philatelie aktuell in der Ausgabe vom Februar 2008 eine Absolution erteilt haben. Dürfen wir Sie aber bitte darauf hinweisen, dass unsere Folie nicht aus Poplyester besteht sondern dass wir unsere Folie seit mehr als 60 Jahren aus reinem Polysterol herstellen. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“ (Anmerkung des Autors: Die Original schreibweise des Briefes wurde beibehalten)

Die Redaktion stellte gegen über HAWID und den Verlagen richtig, dass keinesfalls eine „Absolution“ erteilt worden sei, weder vom Redakteur noch vom Autor des in Wirklichkeit angesprochenen Beitrages, der ja eindeutig mit Ralph Ebnerals Verfasser gezeichnet war. Im Gegenteil: Ebner hatte gerade betont, dass David Beech, Kurator der British Library, wegen seiner Vorbehalte selbst HAWID­Klemmtaschen zur Markenaufbewahrung ablehnt (wegen Brüchigkeit der Klemmnaht). Schäden wie in PVC-Folien sind, so Lesermeldungen bisher, nicht bekannt,es sei denn, Marken unter HAWID werden in PVC-Material aufbewahrt.

Die Firma KOBRA-Sammlerzubehör, deren Produkte auch von anderen Verlagen angeboten werden, teilte am 28. Januar 2008 mit, dass diese Produkte aus Polypropylen- und Hart-PVC-Folien hergestellt werden. Eine nähere Zuordnung dieser unterschiedlichen Materialien zu einzelnen Produkttypen ist seit dem 12. Februar auf der Internetseite http://www.kobra.de ersichtlich, so dass man nun auch eine genaue Information hat, aus welchem Material das jeweils gewünschte Produkt gefertigt ist. Eine zusammenfassende Übersicht soll in Kürze ebenfalls online sein.

Für die Schwäbische Albumfabrik (SAFE) teilte Geschäftsführer Dr. Frank Schneider am 24. Januar mit, dass weichmacher- und stearatfreies Hart-PVC seit 1957 für Hüllen, seit 1958 auch für Einsteckblätter verarbeitet werden. Seit 2000 fänden solche Folien in einer modifizierten, mechanisch-veränderten Struktur für die seit 1977 produzierten Dual-Vordruckblätter Verwendung. Aus Polypropylen seien seit 1998 produzierte Hüllen für Postkarten, Briefe und sonstige Sammelobjekte, aus Polyester PET (G-Pet) würden ebenfalls Hüllen, teilweise auch als Deckfolie zu Vordruck blättern gefertigt, die allerdings nicht konkreter namentlich benannt wurden.

Wörtlich hieß es: „Unsere Folien werden laufend getestet. Es besteht kein Anlaß, an der Eignung für Briefmarken, auch für sog. ‚klassische’ Marken zu zweifeln.“

Die Firma Lindner Falzlos GmbH beschränkte sich in einer zeitgleich im Internet und an die Redaktion verbreiteten Stellungnahme darauf, schon mehrfach bisher benannte generelle Aussagen zu wiederholen und ansonsten auf diverse, auch von der Fa. Safe an geführten Gutachten zu verweisen. Eine konkrete Beantwortung der von der Redaktion gestellten Fragen wurde nicht zugeschickt.

Um den Überblick zu komplettieren, sei auch noch die Omnifit-A4-Plus-Folie des Phil*Creativ Verlages erwähnt, die eben falls aus PVC besteht. Gemäß Verlagsangaben sei bislang noch kein einziger Schadensfall bekannt. Dennoch würde den Auslieferungen jeweils der benannte „Beipackzettel“ beigefügt.

Versehentlich nicht angefragt wurde bisher die Deutsche Postphilatelie, die ja ein über aus reichhaltiges Produktprogramm, auch mit Folien, betreibt. Die Informationen werden nach gereicht.

Verbände reagieren

Unabhängig von der mehr oder weniger großen Auskunftfreudigkeit der Verlage, gingen die Verbände Ende Januar dazu über, selbst ihren Mitgliedern Empfehlungen nahezulegen. Der erste Verband war der BDPh, der folgende Erklärung im Internet bekannt gab:

„Der Bund Deutscher Philatelisten e.V. verfolgt mit großem Interesse die laufende Diskussion zur Problematik der Verwendung von Klarsicht-Blatthüllen für philatelistische Zwecke.

Nach derzeitigem Stand besteht die berechtigte Sorge, dass offenbar die Verwendungsfähigkeit bestimmter Blatthüllen für philatelistische Zwecke materialbedingt eingeschränkt sein kann. Hier zu wird auf die einschlägigen Informationen in Heft 3/2008 der „philatelie“ verwiesen.

Der BDPh e.V. fordert vor diesem Hintergrund im Interesse seiner Mitglieder und der anderen Sammler die Hersteller von Blatthüllen auf, unverzüglich geeignete Maßnahmen zu ergreifen und nur noch Hüllen mit Materialeigenschaften anzubieten, die eine langzeitstabile Aufbewahrung philatelistischen Materials garantieren. Dem Sammler müssen Hüllen zur Verfügung stehen, die für philatelistische Zwecke in vollem Umfang kurz-, mittel- und langfristig nutzbar sind. Wir empfehlen den Herstellern von Blatthüllen zu prüfen, in wie weit ihr Produktzweckent sprechend gekennzeichnet wird, z.B. „Zur langzeit stabilen Aufbewahrung philatelistischen Materials ohne Einschränkung geeignet.“

Dieter Hartig
Präsident des Bundes Deutscher Philatelisten e.V.

Dem BDPh folgte der APHV wenige Tage später, am 30. Januar. In dessen Erklärung hieß es:

„Schon seit Jahren wird in der Philatelie in Einzelfällen beobachtet, dass es bei bestimmten, meist bis ca. 1875 mit Naturfarben gedruckten Briefmarken zu einer chemischen Reaktion zwischen den in den Druckfarben der Briefmarken enthaltenen Bleiverbindungen und Schwefelverbindungen in zur Aufbewahrung verwendeten Kunststofffolien kommen kann.

Der APHV empfiehlt in Erfüllung seiner satzungsgemäßen Aufgaben, die ausdrücklich die Förderung der Philatelie einschließen, im Sinne äußerster Vorsorge bis zur endgültigen Klärung der Problematik eine Aufbewahrung von klassischem Material unter Folien mit Schwefelverbindungen zu vermeiden. Welche Kunststofffolien völlig frei von Schwefel sind, sollten Sammler und Händler bei den jeweiligen Herstellern bzw. Lieferanten der Folien erfragen.

Von den Herstellern der Folien erwartet der APHV, dass diese unverzüglich alle Anstrengungen unternehmen, um die Ursachen der Verfärbungen zu erforschen und so dann ggf. die Zusammensetzung ihrer Folien entsprechend zu ändern, um deren uneingeschränkte Verwendbarkeit zur Aufbewahrung von Briefmarken zu gewährleisten. Der APHV erwartet darüberhinaus, dass die Folienhersteller bis zur endgültigen Klärung ihre Kunden über die bestehende Problematik umfassend informieren.

Darüber hinaus erachtet es der APHV als selbstverständliche Obliegenheit eines jeden Sammlers und Händlers, ihre Bestände regelmäßig zu überprüfen und auf eventuelle Veränderungen hin zu begutachten. Auch wenn die ganz überwiegende Anzahl von Briefmarken von dem Problem nicht betroffen ist, dürfte die regelmäßige Kontrolle der eigenen Sammlung im wohlverstandenen Eigeninteresse jedes Sammlers liegen.

Thomas Brückel
Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Briefmarkenhandels “

Der Bundesverband Deutscher Briefmarken-Versteigerer (BDB) gab Anfang Februar eine gemeinsame Erklärung ab, in der es heißt:

„Die vom Bund Deutscher Philatelisten e.V. (BDPh) verlegte Fachzeitschrift „philatelie“, berichtet in den Ausgaben 12/2007, 1/2008 und 2/2008 über Beobachtungen und Untersuchungen hinsichtlich der Entstehung von Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken nach einer längerfristigen Aufbewahrung unter Kunststoff-Folien. Das Problem betrifft hauptsächlich Briefmarken bis ca. 1880, aber auch die halbamtlichen Flugmarken Deutsches Reich MiNr. I bis VI. Eine Aufstellung der betroffenenen Marken ist abgedruckt in philatelie 367 (Januar 2008) auf Seite 50.

Der Bundesverband Deutscher Briefmarkenversteigerer e.V. (BDB) verfolgt die Diskussion mit großer Aufmerksamkeit und nimmt auf der Basis des derzeitigen Kenntnisstandes über mögliche „Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken“ wie folgt Stellung:

Die Bildung von Bleisulfid, das die Markenfarbe schwarz färbt, erfolgt durch eine chemische Reaktion von Blei-und Schwefelverbindungen. Es ist bekannt, dass Druckfarben zur Herstellung von Briefmarken in einzelnen Fällen Bleiverbindungen enthielten, insbesondere bei klassischen Markenausgaben bis ca. 1880.

Kunststoff-Folien bestehen aus verschiedenen Grundstoffen (PE, PP, Polyester, PVC). Durch die Zugabe von Zusatzstoffen erhalten die Kunststoff-Folien ihre gewünschten Eigenschaften im Hinblick auf Elastizität und Verformbarkeit (Weichmacher) sowie Haltbarkeit (Stabilisatoren).

Bei PVC-Folien zur Aufbewahrung von Briefmarken sind in der Vergangenheit Stabilisatoren auf der Basis von Schwefelverbindungen nachgewiesen worden. Inwieweit diese Schwefelverbindungen unter bestimmten Voraussetzungen mit der Markenfarbe bei klassischen Marken bis ca. 1880 reagieren, ist wissenschaftlich – trotz einer Vielzahl durchgeführter Gutachten – nicht geklärt. Beobachtungen und Erfahrungen bei Mitgliedsunternehmen des BDB lassen jedoch darauf schließen, dass unter bestimmten Bedingungen chemische Reaktionen zwischen Bleibestandteilen der Markenfarbe und den Schwefelverbindungen des Stabilisators in der Kunststofffolie zur Bildung von Bleisulfid an der Markenoberfläche bei klassischen Marken bis ca. 1880 führen können. Um den chemischen Vorgang der Bildung von Bleisulfid aus Blei- und Schwefelverbindungen zu verhindern, erscheint es aus der Sicht des BDB angebracht, die Bleibestandteile der Markenfarbe so wirksam wie möglich vor dem Kontakt mit Schwefel bzw. Schwefelverbindungen zu schützen.

Der BDB empfiehlt daher bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalt seine Aufbewahrung von Briefmarken unter Folien mit Stabilisatoren auf der Basis von Schwefelverbindungen zu vermeiden. Anregungen für eine Aufbewahrung bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts finden sich in den o.g. Ausgaben der philatelie.

Von verschiedenen Auktionsunternehmen werden Briefmarken vor und während der Versteigerung zum Schutz vor physischen Beschädigungen kurzzeitig in Folien eingesiegelt. Der BDB verweist in diesem Zusammenhang auf die Hinweise in den Versteigerungskatalogen der Mitgliedsunternehmen, dass diese Folien nicht zur längerfristigen Aufbewahrung von Briefmarken bestimmt sind.

Bei einer längerfristigen Lagerung von Briefmarken unter Folien sollten zur Vermeidung von Bleisulfidschäden schwefelverbindungsfreie Kunststoff-Folien verwendet werden. Welche Kunststoff-Folien‚ 100% schwefelverbindungsfrei’ sind, sollte der Sammler bei dem jeweiligen Hersteller bzw. bei seinem Lieferanten verbindlich erfragen. Alle Hersteller und Vertreiber von Bedarfsartikeln für Briefmarken arbeiten natürlich intensiv mit den Herstellern von Folien an einer Lösung des Sachverhalts.

Gleichzeitig hat der BDB im Hinblick auf die derzeitige Diskussion jedem BDB Mitgliedsunternehmen empfohlen, eine individuelle Klärung der Beschaffenheit und Eignung der während der Auktionen verwendeten Schutzfolien mit dem jeweiligen Lieferanten vorzunehmen.

Der Inhalt dieser Stellungnahme orientiert sich an den Ergebnissen gemeinsamer Konsultationen mit an deren Verbänden in der Philatelie. Der BDB wird im Rahmen seiner Möglichkeiten die Bemühungen aller Beteiligten in der Philatelie zur endgültigen Klärung der 'Bleisulfidschäden' bei klassischen Briefmarken bestmöglich unterstützen.

Der Vorstand“

Soweit die Stellungnahmen dieser Verbände (der BPP folgt noch) kurz vor Redaktionsschluss, die sich im eigentlichen Kern der Aussage völlig einig sind: bis zur Klärung der offen stehen den Frage problembehaftete Marken, zumal die schon in philatelie Nr. 367 auf S.50 aufgeführten altdeutschen Marken, nicht unter PVC-Folie aufbewahren und stattdessen Alternativen zu nutzen. Dass es solche gibt, hat der Verfasser dieser Übersicht schon in der letzten Ausgabe aufgewiesen. Die nunmehr mit geteilten Informationen der Verlage dürften zur zusätzlichen Einschätzung und Wahl der Produkte gewünschter Materialart deutlich mehr beitragen, als Versuche, engagierte Parteien per Abmahnung oder erneuter Klage zum Schweigen zu nötigen.

So wie es keinen Freischein im Sinne einer generellen Amnestie gibt, sollte es allerdings auch keine Sippenhaft und Panikmache geben, denn das Thema Bleisulfid tangiert Briefmarken, deren Druckfarbe Blei enthält. Wohl 99 Prozent aller seit 1900 gedruckten Marken enthält dies eben nicht.

Wolfgang Maassen

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