Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 21.02.2008 23:25:43 Gelesen: 1330250# 66@  
Schätze erzählen Stadtgeschichte

Von Stefan Corssen

Kölnische Rundschau (20.02.08) - Wenn Heinz Jesse seine Schätze ausbreitet, dann wird ein Stück altes Wipperfürth wieder lebendig und anschaulich. Alte Rechnungen, Briefe, Lebensmittelkarten und hunderte von Postkarten - seit 50 Jahren ist der Wipperfürther Sammler auf der Jagd. „Zuhause habe ich ganze Schränke voll. Wenn einen die Leidenschaft einmal gepackt hat, lässt sie einen nicht mehr los“, sagt Jesse.

Sein ältestes Stück: ein Schreiben der „Kaiserlichen Ober-Postdirection aus Cöln an Rhein“ aus dem Jahr 1895 an den „Posthülfsstelleninhaber Herrn Karl Müller in Kreuzberg“. Damals wurde in Kreuzberg eine Postagentur neu eingerichtet, Müller wurde aufgefordert, eine Kaution von 200 Mark zu hinterlegen sowie einen selbstverfassten Lebenslauf und ein vom Bürgermeister beglaubigtes polizeiliches Führungszeugnis einzureichen. Eine andere Karte erinnert an den Besuch von Kaiser Wilhlem II. 1913 in Oberberg und zeigt die kaiserliche Dienstkarosse und unzählige jubelnde Menschen.

„Seit ich zehn Jahre alt bin, sammle ich Briefmarken“, erzählt Jesse. Und so kam er an zahlreiche alte Briefe, darunter auch viele Feldpostbriefe. „Zurück, Empfänger gefallen für Großdeutschland“, so steht es in großen roten Buchstaben auf einem Brief aus dem Jahr 1942. Seltenheitswert hat auch ein Brief, der am 27. November 1923 - zum Höhepunkt der Inflation - nicht weniger als 14 mal abgestempelt wurde, mit insgesamt 40 Milliarden Euro Porto.

Alte Ansichtskarten zeigen Wipperfürth, wie es früher einmal aussah. Etwa die Pfarrkirche St. Nikolaus mit ihrer alten Sakristei oder das alte Wipperfürther Krankenhaus. Der Karnevalsclub Rot-Weiß Wipperfürth präsentiert sich stolz mit seinem Funkenmariechen - einem Mann. Oft hat Jesse ganze Konvolute aufgekauft, etwa aus dem Nachlass der Buchhandlung Büllesbach in der Hochstraße. „Der alte Büllesbach war ein sehr frommer Mann“, weiß Jesse zu erzählen. Neue Fundstücke findet Heinz Jesse vor allem auf Tauschbörsen. „Ich grase alles in der Umgebung ab, von Köln über Essen bis nach Siegburg und Hagen.“

Jesse ist aktives Mitglied im Briefmarkensammlerverein Engelskirchen, der mit den Wipperfürther Briefmarkenfreunden fusioniert hat. „Wir treffen uns immer einmal im Monat sonntags in Haus Koppelberg in Wasserfuhr“, erzählt Jesse, „zum Tauschen und zum Fachsimpeln.“ Neue Interessenten sind jederzeit willkommen. Nur über eines schweigen die Briefmarkenfreunde - das Geld. Heinz Jesse: „Was jemand für ein Sammlerstück bezahlt hat, darüber wird nicht geredet.“

(Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1203439254143.shtml)
 
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