Thema: Postautomation - Fluoreszenz und Codierungen
Richard Am: 22.02.2008 22:58:24 Gelesen: 222898# 42@  
Heinz Friedberg schrieb mir zu diesem Thema folgende Mail:

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Auf [Ihrer] Seite werden die wildesten Spekulationen und Vermutungen über die frühere Matrixcodierung und die heutige Linearcodierung ausgetauscht und verbreitet. Ich würde das alles gerne richtig stellen, doch dazu müsste man sich anmelden. Da ich mich grundsätzlich im Internet nirgends anmelde oder registriere schicke ich Ihnen folgende Information, in der Hoffnung, dass Sie sie den Diskussionsteilnehmern irgendwie zukommen lassen können:

Bei den ersten ab 1967 in Betrieb genommenen Briefverteilanlagen der Deutschen Bundespost wurde der „Matrixcode II“ verwendet. Er besteht aus Strichen in vier Spalten mit 8 mm Abstand zu je fünf Zeilen. Die vier Spalten entsprechen von links nach rechts den vier Stellen der damaligen Postleitzahl, die fünf Zeilen haben von oben nach unten die Werte 0, 1, 2, 4, 7. In jeder Spalte müssen zwei Striche vorhanden sein (mehr oder weniger sind Druckwerksfehler) und es gilt die Summe der Werte. Z. B.: 0+1=1, 2+4=6, 1+7=8 usw. 4+7=11 gilt als Null.

Codiert wurde im Allgemeinen die Postleitzahl, doch gibt es eine Reihe von Sonderregeln: Da es keine PLZ gab, die mit Null begann wurde für einige Großstädte in der Tausenderstelle (1. Spalte) eine Null codiert, in der Hunderterstelle (2. Spalte) die Tausenderstelle der PLZ und in den verbleibenden Stellen die Nummer des Zustellamts. So war eine Sortierung gleich auf Zustellämter möglich. Z. B. für „6000 Frankfurt 75“ wurde codiert 0675. War in der Anschrift keine Postamtsnummer angegeben, wurde 00 codiert, also für „6000 Frankfurt“ war es 0600. War ein Vorort angegeben, z. B „6000 Frankfurt-Hausen“ wurde 99 codiert, also 0699. Weitere spezielle Codierregeln gab es für kleinere Großstädte.

In einigen Briefverteilanlagen wurden auch eingehende Sendungen codiert und maschinell für die Zustellung verteilt. Dafür gab es eigene Regeln, nach denen die Codierung aus dem Straßennamen abgeleitet wurde.

Die Codierung erfolgte mit Heißprägebändern, die je nach Anlage und Anwendung (Ausgangs- oder Eingangspost) bei Tageslicht kaum sichtbare hellgelbe, unter der UV-Lampe phosphoreszierende oder fluoreszierende Codierstriche oder schwarze magnetische Codierstriche aufbrachten. Außerdem wurden Platzkennzeichen (Ziffern oder Buchstaben) aufgedruckt, von denen einige sehr selten und von Spezialsammlern gesucht sind.

Ab 1976 wurde der „Linearcode“ eingeführt, der zuerst mit mechanischen Druckwerken von Farbbändern gedruckt, später mit Tintenstrahldruckern aufgebracht wurde. Es gibt etwa ein Dutzend Linearcodeformate. Im heutigen „Codeformat 3“ sind von rechts nach links PLZ, Straßen-Nr., Haus-Nr. und eine Zusatzinformation enthalten.

Allein die Briefverteilanlagen mit Matrixcodierung sind ein äußerst interessantes Sammelgebiet, zu dem die ArGe Briefpostautomation e. V. eine ganze Reihe von Handbüchern herausgegeben hat, in denen auch das Codeformat und die Codierregeln in allen Einzelheiten erklärt sind.

Eine Beschreibung aller 4stelligen Linearcode-Formate enthält der Rundbrief 1-95 der ArGe Briefpostautomation. Der RB 4-97 enthält eine Beschreibung aller bis dahin verwendeten 5stelligen Linear­code-Formate. Der RB 1-99 beschreibt das heutige Linearcode-Format 3, ergänzende Informati­onen sind im RB 2002-3 zusammengefasst. Außerdem stehen Schablonen zur Decodierung der Codierung zur Verfügung.

Für eine komplette Literaturliste und weitere Informationen können Interessenten mich anmailen.

Mit freundlichen Grüßen / Kind regards
Heinz Friedberg
Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation e. V. Rundbriefredaktion
 
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