Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 28.02.2008 14:46:46 Gelesen: 1329931# 69@  
Viel gucken, wenig kaufen - Impressionen aus dem Reich der Münz-, Briefmarken- und Postkartensammler / Des einen Leid, des anderen Freud

Von Stefan Löffler

Freies Wort, Sonneberg (26.02.08) – An Besuchern mangelte es am Sonntag zum Großtauschtag mit Börse der Sonneberger Briefmarken- und Münzfreunde im Gesellschaftshaus nicht, an Käufern hingegen schon. So zumindest die Aussage etlicher auswärtiger Händler, die sich von diesem Tag mehr versprochen hatten.

Ein Anbieter aus Zella-Mehlis beklagte, dass sich die Leute teilweise noch nicht mal mehr die Zeit ließen, die Angebote ordentlich zu sichten. Und das, obwohl diese zumeist auch noch bestens vorsortiert und -geordnet sind, um den Sammlern die Orientierung zu erleichtern.

Der Zella-Mehliser war darüber hinaus enttäuscht, dass seine sonst eigentlich gut angenommenen thematischen Angebote diesmal nicht so punkten konnten. „Statt Leuten, die sich nach diesem oder jenem Sammelfeld erkundigten, liefen dieses Jahr bei mir mindestens zehn Personen auf, die ausschließlich an Postkarten mit historischen Ortsansichten aus dem Sonneberger Land interessiert waren. Die aber konnte ich ihnen leider nicht bieten“, so der Senior.

Was er feststellte, liegt jedoch im Trend. Auch anderen Händlern und Anbietern ist aufgefallen, dass sich die Suche nach Sammelobjekten, die mit der engeren Heimat in Bezug stehen, intensiviert hat. Und Interessenten mit solchen Anliegen waren beispielsweise bei den Hergers an der richtigen Adresse. Die Brüder Thomas und Peter Herger haben sich nämlich aufs Sammeln historischer Ansichtskarten aus dem Raum des Landkreises Sonneberg und der näheren Umgebung konzentriert – und fuhren gut damit, was den Absatz betrifft. „Wir können jedenfalls nicht klagen, dass es schlecht gelaufen wäre“, resümierte Peter Herger am Sonntagnachmittag, als sich die sechsstündige Veranstaltung ihrem Ende zuneigte.

Ganz und gar nicht einer solch positiven Meinung war, am Tisch gegenüber, Uwe Sander. „Jetzt bin ich schon das zweite Mal reingefallen hier in Sonneberg. Es geht ja so gut wie gar nichts. Manche der Besucher kamen noch nicht mal an den Tisch, um mein Angebot auch nur eines Blickes zu würdigen. Und wenn sich welche interessierten, mäkelten sie an der Qualität der Ware herum oder wollten sie zu Tiefstpreisen erwerben. Wenn bei mir jemand als Sammler um zwei Euro für ein gutes Stück feilscht, ist das für mich kein echter Sammler mehr“, machte der Jenenser seiner Wut Luft. Tatsächlich schien diesmal für viele Besucher als Hauptprinzip zu gelten: Viel gucken, wenig kaufen.

Ganz anders bei Reinhard Kirchschläger. Der Oberlinder mit seinem umfangreichen Angebot fehlt auf keiner Börse vor Ort. Über den Verkauf konnte er nicht klagen – „auch wenn ich diesmal mehr Briefmarken und nicht so viele Postkarten wie sonst dabei hatte“.

Joachim Baddack, ein erfahrener Anbieter, der in Hildburghausen einen Sammlerladen unterhält, kann den alljährlich im Frühjahr stattfindenden Sonneberger Großtauschtag mit Börse nur empfehlen. „Im Umkreis von etwa 80 Kilometern gibt es nichts Attraktiveres, deswegen komme ich auch gerne her“, so seine Meinung. Sein Angebot ist überaus facettenreich – reicht von Briefmarken, Münzen und Medaillen über Ansichtskarten der vergangenen 100 Jahre bis hin zu Feldpostbriefen und historischen Hochzeitsfotos.

Und dennoch gab es am Sonntag auch Kundenwünsche, die er nicht befriedigen konnte. „Ein Sammler fragte nach historischen Ansichtskarten mit Münzdarstellungen. Das war wirklich ein sehr spezieller Wunsch – den ich nicht erfüllen konnte“, so Baddack.

Sehr gelassen blieb am Sonntag der Zella-Mehliser Adolf Weigelt. Schon seit 60 Jahren sammelt er Briefmarken – hauptsächlich deutsche, früher auch polnische und ungarische. Er stellte allerdings fest, dass es sich beim Publikum zumeist um Ältere handle, die ihre Sammlungen so gut wie komplett haben und nur noch auf wenige Einzelstücke aus seien. Der Nachwuchs, der erst beginne und seine Sammlungen noch aufbaue, fehle hingegen fast ganz.

Trotz der recht kontroversen Meinungen zum Erfolg oder Misserfolg des Großtauschtages und der Börse vom Sonntag, waren sich doch alle Angesprochenen – auch die Kritiker – in einem einig: Bei allem, was einem persönlich vielleicht missfiel – für die gute Vorbereitung und Organisation, den schönen Veranstaltungsort und die akzeptable Standgebühr wurden die Ausrichter – Sonnebergs Philatelisten und Numismatiker – ausdrücklich gelobt.

(Quelle: http://www.freies-wort.de/nachrichten/regional/sonneberg/sonneberglokal/art2407,777761)
 


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