Thema: Rohrpostbelege
cartaphilos Am: 19.05.2011 20:48:45 Gelesen: 1332507# 647@  
Eine Interpretation des W

Wenn der neue Stempel 3a tatsächlich vorwiegend für die Ausfüllung von Kopfzeilen der Telegrammformulare gedacht war, dann steht das "W." ersatzweise für das "W.", das auch auf den Telegrammformularen in der Kopfzeile zu finden ist, wo es als Abkürzung für das Wort "Worte" steht. Zur Überprüfung der Richtigkeit der Übermittlung von Telegrammen wurde auch die Wortzahl mittelegraphiert, die vor das "W." zu schreiben war.
Betrachten wir nun die Hamburger Telegramme, dann erkennen wir bei dem Telegramm vom 12. Mai 1900 die handschriftliche Eintragung "4" vor dem "W."



Und in der Tat weist das Telegramm nur 4 Worte auf: "[1.] Perret, [2.] Chaux de Fonds, [3.] 8165, [4.] ruhig."

Das Telegramm vom 22. Mai 1900 weist vor dem "W." die handschriftliche Eintragung "14" auf:



und tatsächlich zählen wir 14 Worte Telegrammtext.

Der Stempelteil, der der Eintragung der Wortzahl eines Telegramms vorbehalten war, weist zweifelsfrei auf die Verwendung des Stempels im Rahmen der Telegraphie hin. Daher meine ich, daß damit auch bewiesen sein dürfte, daß der Stempel der Vereinfachung der Telegrammabfertigung bei gleichzeitiger Beschleunigung der sonstigen Bearbeitung gedient hat. Seine Verwendung auf Rohrpostsendungen entsprach nicht seiner eigentlichen Bestimmung, auch wenn dadurch der Weg der internen Bearbeitung einer über den Telegrammschalter aufgelieferten Rohrpostsendung dokumentiert wurde.

Der alte Stempel 2c oder neu 3b, wie er auf der Kopie aus dem Nachlaß Rolf Ritter zu erkennen ist, zeigt aber auch, daß diese Stempelsorte auch als Eingangsstempel für Sendungen an die Börse genutzt wurde. In dem Falle handelt es sich ja um eine Rohrpostkarte an den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Börse. Können wir also von Verwendung sowohl für die Telegrammabfertigung als auch für die Dokumentation des Eingangs von Rohrpostsendungen ausgehen?

fragt telosgraphein007
 
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