Thema: Ladenhandel in Deutschland: Trostlose Zustände ?
B-reeze Am: 31.07.2011 12:34:55 Gelesen: 30979# 12@  
Liebe Mitschreiber,

ich bin 47 Jahre, habe eine Bund/Berlin/DDR-Sammlung vom Vater geerbt. Die lag dann 10 Jahre im Schrank. Irgendwann haben Tochter und ich mal aufgeräumt und alles wieder entdeckt. Ich bezeichne mich also mal als "MittelSammler" - nicht alt, aber auch nicht jung.

Meine Tochter und ich sortieren einfach gerne, nehmen das angebotene (leider auschließlich ebay) und bezahlbare und holen uns interessante Stücke (meistens Stempel und ganz alte Marken, denn die haben für mich einfach Flair) heraus und stellen den Rest ein wenig umsortiert und aufpoliert (macht ja auch Spaß) wieder ein.

Mit der Zeit entwickeln wir so eine Art Faible für bestimmte Dinge/Themengebiete. Daraus entwickelt sich dann ein Sammelinteresse. Also alte Marken Europas von vor 1960 und interessante alte Briefe und Stempel - wegen der historischen Abläufe, denn nur so macht Geschichte Spaß und meine Tochter hat dadurch beispielsweise echt Ahnung von deutscher Geschichte, was ihr in der Schule nutzt.

Nun zu Händlern: Mein Wohnort ist bei Wiesbaden, aber die Preise der dortigen Händler kann und will ich nicht bezahlen. Ich weiß, dass ich damit dem Untergang vielleicht Vorschub leiste. Ebay ist für mich seit einigen Jahren auch eher unbefriedigend, mit fehlt dort das Vertrauen, da mittlerweile gefühlte 80% nur Schrott verkaufen wollen.

Wenn ich mal in die Zeitung schaue und nach Nachlässen suche, um ein paar alte Briefe zu ergattern, dann waren die "Aasgeier" schon da.

Fazit: Für mich ist das Suchen nach schönem - nicht wertvollem - Material schwierig. Die alte Version ist zu teuer für mich, die neue bietet kaum mehr schöne, bezahlbare Dinge, es sei denn man sitzt den ganzen Tag mit Chips und Bier auf der Lümmelcouch und beobachtet interessante Auktionen.

Es hat alles Vor- und Nachteile.

Aber wenn ich die verstaubten und verlorenen Briefmarkenhandlungen sehe, oder die geschäftstüchtigen, die - wenn sie dann ein Opfer wittern - ihre Markensammlungen mit viel Gewinn verkaufen müssen, um sich zu halten ... dann ist es schade, sehr schade. Ich hatte mich mal mit dem Gedanken getragen, mal einen Laden zu übernehmen und auf eigene Faust weiter zu machen - wenn der Besitzer einen Nachfolger sucht.

Meine Beispiele:

Ein Laden in Duisburg: Im oberen Geschoss eines Gebäudes in der Innenstadt. Der gesamte Laden voll mit Kartons, Alben, Stapeln, Stapeln, Stapel und dazwischen ein Mann, dem man die Unlust schon von weitem ansah. Er machte schon ein bisschen den Eindruck eines Messies. Ich denke, wenn man dort Stammkunde ist, bekommt man schon mal ein bisschen etwas angeboten - vielleicht auch zu einem guten Preis. Aber Neukunden sind da erst mal abgeschreckt.

Ein Laden in Eschwege: Kleines Ladenlokal, die üblichen Auslagen, innen ein netter alter Herr, dem man die Sammelleidenschaft ansah, der aber auch freundlich ein Schwätzchen halten wollte. Das ist optimal, obwohl schon absehbar ist, dass dort auch kein Nachfolger sein wird.

Ein Laden in Saarbrücken: Öffnungszeiten: Eine Stunde pro Tag. Beim Eintreten schon sofort der Eindruck: Hier störe ich, kein Stammkunde, der stört. Habe mich nach Hawid-Klemmtaschen erkundigt: Haben wir nicht, da müssen Sie im Internet gucken.

Ein Laden in der Nähe von Mainz: Voll gestellt mit Gerümpel, Trödel ... Briefmarken: Ja habe ich - ich muss mal suchen gehen. Kann ein bisschen dauern, kommen Sie doch nächste Woche mal wieder. Ein Freak. Hatte tolle alte Dokumente auf Lager. Aber sich davon zu trennen, war trotz geschäftlichem Interesse schwer möglich. Er ist selber sein bester Kunde.

Das ist nur eine Übersicht. Die Suche nach schönem Material ist sicherlich auch ein Hobby und macht Spaß, aber manchmal ist es für Otto-Normalsammler auch ganz schön schwierig, wenn man kein großes Bankkonto hat.

Schönen Sonntag noch
Thomas
 
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