Thema: Rohrpostbelege
cartaphilos Am: 02.10.2011 21:37:00 Gelesen: 1303646# 709@  
@ DerLu [#706]
@ Postgeschichte [#707]
@ Blaujacke [#708]

Moijn,

ich krame einmal rudimentäre Russisch- und Kyrillischkenntnisse hervor:

Die Karte ist am 28. Januar 1894 nach julianischem Kalender in Kiew aufgegeben worden. Das entspricht nach gregorianischem Kalender dem 9. Februar 1894.

Beim Transport nach Berlin hat der Postbeamte eines Bahnpostwagens auf dem Postkurs Kiew - Berlin die Antwortkarte am 29. Januar 1894 julianisch (= 10. Februar 1894 gregorianisch) abgestempelt. In der Legende des Stempels heißt es: "Рочовыи Вагонъ = Postobi Wagon = Bahnpostwagon".

Am 11. Februar 1894 gregorianisch (= 30. Januar 1894 julianisch) traf die Karte beim für das HTA Berlin zuständige PA W 56 ein, wie der Ankunft- bzw. Bestelltstempel belegt. Dieses befand sich im gleichen Gebäudekomplex wie das HTA: Französische Straße 33.

Am 11. Februar 1894 erhielt es den blauen Eingangsstempel des HTA.

Dann ging's wieder zurück nach Kiew, und zwar ohne weitere Abstempelung, denn der Wertstempel der Antwortkarte war bereits vom Bahnpostschaffner der zaristischen russischen Post einen Tag zuvor auf dem Weg nach Berlin entwertet worden.

Insgesamt ein wunderbarer Beleg dafür, daß das HTA Berlin zu dieser Zeit im Zustellbereich des PA W56 lag.

Ich habe alte Luftaufnahmen vom Berline Zentrum aus den 1920er Jahren gefunden, aus denen hervorgeht, daß dies damals ein einheitlicher Gebäudekomplex war:



Heute sieht das nach Umbau durch die Telekom so aus:



An der alten Fassade links (zur Oberwallstraße hin) war der Eingang zum PA W 56, auch wenn die Adresse Französische Straße 33 lautete. Das Eingangstor ist noch heute zu sehen.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/552
https://www.philaseiten.de/beitrag/41214