Thema: Haben wir Briefmarkensammler eine Lobby ?
drmoeller_neuss Am: 24.10.2011 11:56:59 Gelesen: 53123# 2@  
@ Günther [#1]

Um es klar zu stellen: Die grossen Versandhändler nehmen für gute Ware gutes Geld. Das möchte ich nicht generell anprangern. Wer ein Neuheitenabo bei Sieger oder Borek hat, zahlt nicht mehr als im Ladeneinzelhandel. Natürlich bekommt man Neuheiten billiger. Dann muss man sich aber auch selbst darum kümmern, ausländische Versandstellen anschreiben, sich Gedanken machen, wie ich das Geld in das Ausland bekomme, etc.

Einmal ein Vergleich aus dem alltäglichen Leben: Das Kännchen Kaffee kostet in Sylt 4,50 EUR. Das kann man als Abzocke bezeichnen, oder nimmt den Preis in Kauf, weil das Ambiete und die Ware stimmt. Billiger kommt man auf jeden Fall weg, wenn man sich seinen eigenen Kaffee in der Thermoskanne und Plastiktassen mit an den Strand nimmt.

Was ich den Versandhändlern übel nehme, ist der Hinweis auf Wertsteigerungen. Das wurde in der Vergangenheit selbst bei Kartonphilatelie öfters gemacht, und diese Aussage traf selbst in der Blütezeit der Philatelie nicht zu. Wenn ich mich richtig erinnern kann, ist in einem Fall deswegen die Verbraucherzentrale wegen irreführender Werbung aktiv geworden. Wo ich aber mit Lars übereinstimme, Fälschungen wurden niemals von Sieger, Borek, Krüger & Co. unters Volk gebracht.

Generell sind Spenden eine gute Sache, aber sie sind unter dem Gesichtspunkt der Neutralität kritisch zu sehen. Die Auslobung eines bestimmten Preises finde ich besser als eine allgemeine Zuwendung. Jedem steht es frei, sich an einen gesponserten Wettbewerb zu beteiligen, während die ungebundene Zuwendungen in den allgemeinen Haushalt einfliessen und hier Abhängigkeiten schaffen. Auf Extras wie eine Preisauslobung kann man eher verzichten, wenn der Verband mit den Gebahren des Spenders nicht mehr einverstanden ist.

Bei eBay wird viel missverstanden: das ist eine tolle Plattform, genauso wie viele Trödelmärkte. Ich habe auf eBay und Delcampe schon tolle Sachen gekauft. Allerdings treibt sich auch viel Schund herum. Man muss eben verdammt aufpassen. Anfänger sind mit dem Ladenhandel besser bedient, da hier schlechte Ware reklamiert werden kann. (Philatelistisches) Wissen hilft vor Verlust. Hier empfehle ich http://www.stampsx.com/forum , wo täglich neue eBay-Fälschungsangebote gemeldet werden. In anderen Threads wird diskutiert, wie man Fälschungen erkennen kann.
Was die Preise anbelangt: wir hatten das Thema auf stampsx ausführlich diskutiert, und genügend Beispiele gefunden, wo die Erlöse auf eBay mit denen renommierter Auktionshäuser mithalten konnten. Ausreiser gibt es natürlich immer, vor allem bei exotischen Sammelgebieten kann man auf eBay richtige Schnäppchen machen. Im Übrigen: Millionen von eBay-Benutzern sorgen für einen marktgerechten Preis. So funktioniert eben Marktwirtschaft nach Angebot und Nachfrage. Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder, vor allem bei "Assymmetrien", eben dann wenn der Markt nicht vollkommen und nicht alle Benutzer das gleiche Wissen haben (z.B. weiss nur der Anbieter, dass die Marke eine Fälschung ist, oder der postgeschichtlich bewanderte Käufer entdeckt eine Besonderheit, die dem Anbieter entgangen war).

Ohne Handel geht es nicht. Nicht jeder hat Lust, 3000 Belege anzukaufen, diese aufzuarbeiten und einzeln bei eBay einzustellen. Es gibt genügend überteuerte Angebote - dagegen hilft Wissen. Ansonsten muss ich die Arbeitsleistung des Händlers bezahlen, wenn er für mich Heimatbelege anbietet, schön nach Postleitzahlen sortiert. Oder ich opfere meine Freizeit, und hole die selbst für wenige Cent aus der Wühlkiste.

Im Übrigen kann man auch auf Tauschtagen - unbeabsichtigt oder sogar vorsätzlich (!) - schlechtes Material angedreht bekommen. Aufpassen muss man auch hier immer.

Zum Thema Tauschtage: die tragen sich alleine, sei es durch Standgebühren, Eintritte oder Kaffeeverkauf. Der BDPh kann so etwas nicht bezuschussen. Du musst da nicht hingehen, wenn es Dir zuviel Kommerz ist. eBay ist auch kein Wohltätigkeitsverein, und nicht jeder "privater" Anbieter ist auch wirklich privat.
Ich persönlich bin gerne auf Tauschtagen, nach ein bis zwei Besuchen bekommt man das Gefühl, wo mehr los ist und wo weniger. Und getauscht habe ich meistens auch. Wenn ich nicht getauscht hatte, lag es an mir, dass ich zu bequem war, Material mitzunehmen, oder die ganze Zeit in 5cent-Büchern und Wühlkisten vertieft war.

eBay hat seine Vorteile, dass man die Ware in Ruhe zu Hause aussuchen kann, und nicht in Rücken-schädlicher Haltung über Wühlkisten stehen und sich sofort entscheiden muss. Fälschungen lassen sich aber im Orginal leichter erkennen, und Mängel sich schlechter verbergen. Das spricht für den Einkauf bei Tauschtagen. Die Portokosten bei den Auktionsplattformen kann man gegen den Eintritt und die Fahrtkosten aufrechnen (einige Tauschtage sind aber ohne Eintritt, wie der Tauschtag am 13. November in Breyell).
 
Quelle: www.philaseiten.de
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