Thema: Haben wir Briefmarkensammler eine Lobby ?
drmoeller_neuss Am: 25.10.2011 19:38:07 Gelesen: 52673# 26@  
Zum Thema BDPh und zum Thema "Lobby" ist alles gesagt worden. Wem meine Beiträge zu lang sind, der lese bitte den Artikel von Polartibeter. Der gibt meine Auffassung in wenigen Sätzen wieder. ( @ Polar-Tibeter [#23])

Daher möchte ich auf den Aspekt der Preisfindung von Günther in Artikel 21 eingehen ( @ Günther [#21] ). Erst einmal herzlichen Glückwunsch vorneweg. Das sind schöne Stücke, die ich auch gerne in meiner Sammlung hätte.

Mir geht es nicht um Rendite, aber ich verhindere sie nicht. Ich habe mich dazu entschlossen, das zusammeln, was ich wieder verkaufen kann und kaufe so ein, daß ich nicht das Gefühl habe, ich würde übervorteilt. Und dabei habe ich mir ein wunderbares Sammelgebiet mit ungeheurer Vielfältigkeit und enormem Spaßfaktor ausgesucht.

Mit dem letzten Satz stimme ich (und hoffentlich auch alle anderen Philaseiten-Leser) 100% überein. Nun, für die erste Aussage bräuchte ich die bereits zitierte Kristallkugel, die ich leider auch nicht besitze.

Die folgenden Beispiele möchte ich als dafür Beweis anführen. Beide habe ich bei eBay in den letzten Tagen gekauft und für die erste Marke (mit Druckerzeichen 5) gerade mal € 8,00 hingelegt für die B&S € 12,06. Weiterhin habe ich im Thread „Berlin: Frauen der deutschen Geschichte“ einen Brief mit Mehrfachfrankatur der DM 5,00 eingestellt, für den ich € 29,00 bezahlt habe. Dafür sind das lächerlich Preise – und dafür bekomme ich bei Sieger höchstens den postfrischen Jahrgang 1990, der vor ein paar Tagen bei eBay für sage und schreibe € 2,60 verkauft wurde.

Du hast den Berlin-Brief bei eBay für 29,00 EUR erstanden. Schauen wir uns einmal den Bieterverlauf einer solchen typischen Auktion an. Bieter A bietet 10,06 EUR, Bieter B, sagen wir 12,00 EUR, Bieter C 20,60 EUR und Bieter D legt sogar noch mehr drauf und macht bei 28,50 EUR Schluss. Günther schlägt für 29,00 EUR zu. War das ein guter Einkauf? Ich würde polemisch sagen, nein. Ich kenne nur vier Sammler, die weniger bezahlt hätten. Aber Günther fühlt sich wohl, weil er vier Sammler besiegt hatte (die bei einer anderen Gelegenheit vielleicht einen ähnlichen Beleg günstiger bekommen). Für ihn ist der Preis lächerlich, da er noch dümmere Sammler kennt, die bei Sieger für wertlose Massenware noch viel mehr ausgeben. Das ist überspitzt ausgedrückt, aber es bringt die Psychologie von Auktionen auf den Punkt. Warum ist eBay so erfolgreich? eBay ist gar nicht billig, da der Höchstbietende immer mehr bezahlt als alle andere Interessenten bereit sind zu tun. Aber der Käufer ist in Siegeslaune und der Körper schüttet Glückshormone aus.
Und was macht der Mensch: anstatt nachzudenken, entschuldigt er sein Verhalten damit, dass er das Geld auf eine noch unsinnigere Weise hätte ausgeben können.
Mir ging es neulich nach einem Tauschtag so: ich sass im Zug, und überlegte, warum Uli, hast Du eigentlich diese gammelige Schwarte, die einmal ein Briefmarkenalbum darstellte, für 10 EUR gekauft? Ich antwortete mir selbst, ich rauche nicht, und habe schon zwei Päckchen Zigaretten gespart, ich habe am Wochenende Freifahrt im Verkehrsverbund, während mein Sammlerkollege schon ohne etwas zu kaufen, 10 EUR an Sprit verfahren hat.

Und da der Begriff Lobby gefallen ist, und das Thema lautet "Haben wir Briefmarkensammler eine Lobby?", möchte ich auch darauf näher eingehen. Der Begriff "Lobby" ist negativ besetzt, neutraler wäre "Interessensgemeinschaft" oder "Vertretung". "Lobby" steht übertragen für Menschen, die sich in der "Lobby", nämlich der Eingangshalle des Parlamentes herumtreiben, um dort auf (un-)redliche Weise die Volksvertreter von ihren Interessen zu überzeugen versuchen.
 
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