Thema: Haben wir Briefmarkensammler eine Lobby ?
DL8AAM Am: 25.10.2011 21:17:11 Gelesen: 52676# 29@  
@ drmoeller_neuss [#26]

> "Lobby" steht übertragen für Menschen, die sich in der "Lobby", nämlich der Eingangshalle des Parlamentes herumtreiben, um dort auf (un-)redliche Weise die Volksvertreter von ihren Interessen zu überzeugen versuchen.

Nicht übertragen, sondern nur diese sind die Lobby. Gruppen können sich beim Bundestag als "Lobby für die Lobby" bewerben und werden, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen, dort registriert. Diese hat in einer Deomokratie auch einen wirklichen elementaren Sinn, denn in der Theorie können Politiker nicht über jeden Themenbereich Bescheid wissen, d.h. sie sollen sich dort (u.a. im Rahmen der Gesetzesfindung) Meinungen einholen, Positionen anhören und sich daraus eine eigene Meinung bilden. Natürlich versuchen die Mitglieder der Lobby für ihre Zwecke Werbung zu machen und ihre Position möglichst durchzusetzten. Das richtig so, das ist ja auch der gewollte Sinn dieser demokratischen Institution. Eine Lobby ist grundsätzlich erst einmal nicht negativ beladen, sondern positiv besetzt. Das ist ein zwingend notwendiger Teil der demokratischen Willenbildung der Politik. Vielleicht sieht man das an den verrauchten Stammtischen und Verschwörungstheoretikerkreisen anders, aber die haben ja sowieso immer recht...

Das ist auch keine geheime Gruppe von Verschwöreren oder ähnlichen, sondern eine sehr öffentliche Veranstaltung. Ihre Mitglieder werden regelmäßig im Bundesanzeiger veröffentlicht:

http://www.bundestag.de/dokumente/parlamentsarchiv/sachgeb/lobbyliste/lobbylisteamtlich.pdf

Und zurück zum eigentlichen Thema "Briefmarkensammler":

In der oben genannten Lobbyliste des Bundestages steht auf Position 233 der "Bund Deutscher Philatelisten", genau zwischen dem Bund Deutscher Lohnsteuerzahlerverbände und dem Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter. Also ist die Frage beantwortet "Ja, wir haben eine Lobby" (in der Lobby)... ;-)

Eine Lobby tritt im Prinzip nur nach außen auf, nicht nach innen. Und für mein Verständnis gehört zur Philatelistenszene neben dem einzelnen Sammler auch der Handel. Ein Philateliedach soll nicht Gruppen innerhalb der Philatelie gegeneinander stärken, sondern die Philatelie nach außen, gegenüber der Politik und auch gegenüber der Post repräsentieren. Eine Zersplitterung in "Wir die Sammler" und "Dort der Handel" innerhalb der Szene ist vollkommen kontraproduktiv!

Wobei nichts dagegen spricht vor etwaigen unseriösen Marktteilnehmern jeder Couleur (Sammler, Händler etc.) zu warnen und ggf. vorzugehen. Aber die oben genannten Anbieter nerven zwar mit ihrer teilweise penetranten, teilweise dümmlich wirkenden Werbung, aber Kunden bekommen genau das, was dort angeboten wird. Wenn man Preise für überteuert hält, gut, dann soll man eben nichts kaufen und sich einen anderen Weg zum gewünschten Produkt suchen. Ich als Händler kann doch meine Preise frei kalkulieren und solange Käufer da sind, die bereit sind diese Preise zu zahlen, gut, das nennt sich Angebot und Nachfrage. Darauf basiert unsere Wirtschaft, und auch recht gut. Wer keine Käuferschichten mehr aktivieren kann, verschwindet als Marktteilnehmer und eine Nische wird für neue Anbieter frei. Das ist im Phila'business wie im Klamottengeschäft so. Obwohl ich teilweise auch die etwas zu reisserisch klingenden Anpreisungen hinsichtlich "Gewinnaussichten", "wirkliche Raritäten", "garantiert limitirte Ausgaben", "nur damit ist ihre Sammlung wirklich komplett" (kam vorgestern) etc. und "getürkten" Absenderkooperationen nicht wirklich schön finde. Für den Kunden sagen diese Aussagen eher etwas über den Anbieter aus, als über das Produkt selbst. Der Markt funktioniert grundsätzlich NUR mit sich selbst informierenden Teilnehmern, wenn einige leider informationsresistent sind, schade, dann darf man sich aber nicht später aufregen. Vom mündigen Bürger kann man erwarten, dass er sich selbst aktiv kundig macht. Für einen Dachverband steht es meines Erachten nicht zu hier einseitig Positionen gegenüber einzelnen Teilnehmer zu beziehen, nach der Devise "der zu teuer". Der teurer Händler macht ja nichts falsches (ausser er geht pleite, weil deshalb keiner mehr bei ihm kauft). Für Preisvergleiche hat der Faule Webseiten nach dem Schema http://www.wogibtsdiebilligstenbriefmarken.de (aber Vorsicht, auch diese Dinger arbeiten nicht aus purer Menschenfreundlichkeit). Um nicht falsch verstanden zu werden, bei Betrug ist das etwas anderes (da kann man übrigens trotzdem immer reinfallen, trotz aller Vorsicht). Aber das ist "hier" ja nicht der Fall. Vor solchen Machenschaften muss ein Dachverband, wenn er dem Gewahr wird, natürlich warnen.

Gruß
Thomas

Auf Grund der teilweise doch sehr polemisch gehaltenen Diskussion in diesem Thread, werde ich doch wohl in den BdPh eintreten, bisher war ich noch reiner Einzelkämpfer.

PS: "Auch ich" habe schon etwas bei den beiden oben genannten Anbietern gekauft, wohlwissend dass das überteuert war, aber ich wollte eben diese Dinger trotzdem gerade so haben...
 
Quelle: www.philaseiten.de
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