Thema: Haben wir Briefmarkensammler eine Lobby ?
DL8AAM Am: 31.10.2011 18:09:44 Gelesen: 51377# 68@  
@ erwin58 [#56]

Ich gehe davon aus, dass ihr Doktortitel nicht von der Uni Bayreuth stammt und fordere sie daher in dieser Diskussion zu mehr Lauterkeit und wissentlicher Genauigkeit auf. Darüber hinaus frage ich mich wirklich, wieso sie so ein Problem mit einem Verband haben, der tatsächlich die Interessen seiner Mitglieder vertritt ?

Also, wenn ich mir die Beiträge hier durchlese, sind die von Lars und vom "Doktor" die einzigen die wirklich sachlich gehalten sind, d.h. über die man diskutieren kann. Andere Schreiber haben vielleicht vom Ansatz her diskussionswürdige Kritikpunkte, aber die Form der, zum Teil bereits recht persönlich gehaltene Polemik (s.o.), diskreditiert diese. Eigentlich sollte man deshalb auf diese überhaupt grundsätzlich nicht mehr reagieren. Auf Grund der Polemik dürfte man eigentlich auch in der Sache nicht mehr reagieren, aber...

Bei einem Teilnehmer habe ich sogar eher den Eindruck, dass hier Clicks (bekommt man dafür eigentlich noch "Provisionen" ?) für die eigene Webseite provoziert werden sollen [letzte Woche wurden dort zwar noch keine Viagras beworben, dafür aber nicht minder offensiv Versicherungen] bzw. dass hier eigentlich nur eine sehr sehr aktive Verkaufsförderung für die eigene Publikation stattfindet.

Daß Junge und Gutgläubige dort einkaufen, ihren Fehler erst später bemerken, weil niemand davor warnt, ist eine Schande.

Was wird eigentlich vom Verband erwartet? "Warnungen" vor legalen Angeboten? Eine EK-VK-Spanne von 650% sieht zwar optisch überzogen aus, kann aber auf Grund des Geschäftsmodells auch erklärbar sein. Wir befinden uns hier nicht im Supermarktsektor, das im Prinzip auf einer 1-zu-1 "Rein-Raus"-Basis beruht. Im Philagewerbe muss ich sehr grosse Lagerbestände vorhalten und vorfinanzieren, mit einem entsprechenden Verwertungs- und/oder Ausfallrisiko (siehe Ausserkraftsetzen alter DM-Briefmarken). Diese Fälle müssen in eine seriöse Kalkulation mit eingehen und müssen sich im Preis widerspiegeln! Die angesprochen Firmen machen NICHTS illegales! Vor legal agierenden Firmen "verbandsoffiziell" explizit namentlich nach der Devise "Kaufe das bloss nichts"-zu warnen, grenzt an üble Nachrede und kann ggf. sogar schadenersatzpflichtig werden. Selbst die "Stiftung Warentest" bekommt regelmäßig das zu spüren, obwohl die immer versuchen vergleichbare Standards gerecht anzuwenden. Nur haben die ein viel dickeren finanziellen Hintergrund, das durchzustehen (selbst wenn man spätergewinnt). Falls aber einmal notwendig, sollte das Kostenrisiko aber kein Grund für ein Nichthandeln
sein.

Das die publizistische "Briefmarkenlobby" nicht regelmäßig marktkritische Positionen (gegenüber Katalogbewertungen, "phil. Produkten" und Spekulationsblasen) bezogen hat, kann aber wirklich nun keiner abstreiten. Gut, es ist keine "Warnung vor dem Haus A" oder kein "kaufe da nicht, weil ..." dabei. "Weil...", ja warum denn weil? Warnen, weil jemand gefühlt zu teuer verkauft? Wer sagt, was wann zu teuer ist, Du? eBay? Das kann nur der Markt selbst. Preisvergleiche anzustellen muss und kann von jeden mündigen Bürger erwartet werden. Solange auf der Händlerseite aber nichts illegales passiert, steht KEINEM das Recht zu, geschäftsschädigende und auf die Zukunft gesehen vielleicht sogar falsche "Kaufe da bloss nichts"-Warnungen abzugeben.

Ich gehöre noch nicht der Briefmarkenlobby an, ich bin weder verein- bzw. verbandlich organisiert, noch bin ich Händler, Katalogherausgeber oder Aktionator bzw. mit irgendwelchem davon beruflich, privat oder (soweit mir bekannt) familiär verbamselt! Werde aber die Tage dem "Verband" (es geht ja nur) als indirektes Mitglied beitreten. Ok, das ist wohl zwar kleinkindliches Trotzverhalten auf Grund der recht unschön geführten Diskussion einiger weniger Kombatanten hier, aber trotzdem gut so.

Übrigens, was passiert denn wenn die Katalogherausgeber mal wieder zaghaft die Preise nach unten korrigieren wollen? Wer schreit am lautesten bzw. wer hat bisher immer geschriehen? Die Händler? Nein, die "normalen Sammler"!

Mir würde persönlich eine "A-B-C-D" Bewertung reichen. A: Massenware, B: einmal mit der Frau Essengehen, C: Teuer wie Auto (C1: Gebraucht-, C2: Neuwagen & C3: Porsche), D: blaumauritische Phantasiepreise. Mehr muss ich zur Beurteilung einer nackten Marke nicht wissen. Um Belege zu bewerten nutzt i.d.R. auch kein Katalog, da hilft nur Wissen und Vergleiche. Ansonsten dienen Katalogangaben nur zum Reichrechnen, für Werbeslogans und mehr oder weniger sinnvolle Tauschwertausgleiche. Der Wert einer Briefmarke ist immer nur "was ist jemand bereit jetzt dafür zu zahlen", der Wert ist also eine reine tages- oder spasspolitische Kopfsache. Im Stück selbst liegt absolut kein Wert, ausser der des Altpapiers.

Das ist wohl auch jedem Sammler klar ... und doch platzen regelmäßig, trotz zahlreicher Mahner, immer wieder Blasen. Nur ob der Mahner auch vorher wirklich Recht hatte oder nur durch Zufall richtig geraten hat, weiss im nachherein auch keiner. Auch kein Verband.

Gruß
Thomas
 
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