Thema: Haben wir Briefmarkensammler eine Lobby ?
Lars Boettger Am: 31.10.2011 18:21:00 Gelesen: 51400# 69@  
1. Keiner zwingt mich, bei Sieger/Borek/Deutscher Post zu kaufen. Ich kann für wenige Prozent Katalogwert Schrott bei eBay kaufen, ich kann für mehrere hundert Prozent Katalogwert schöne Stücke bei einem Auktionshaus kaufen. Dass mein Einsatz immer gedanklich weg ist, sollte bei einem Hobby auch klar sein. Und dass bei einem Prozess nachgewiesen werden kann, dass der Markeneinkaufspreis bei der Post nie der Verkaufspreis sein kann, das ist hoffentlich auch klar! Darum ist jeder gut beraten, Firmen wie Sieger/Borek nicht als "zu teuer" darzustellen. Das Argument haue ich als Anwalt doch jedem um die Ohren.

2. Auf einem Tauschtag oder einer Messe kann ich sicher sein, dass auch Bedarfsbelege aus der 1-Euro-Kiste zu 99,9% nicht wieder verkäuflich sind. Genauso wie das ETB oder der FDC. Wo ist der Unterschied? Wer nicht mit hohem philatelistischen Wissen an seine Beleg- oder Markensuche herangeht, der hat von vorne herein verloren. Nicht umsonst stehen bei den Kennern meterweise Literatur in den Regalen.

3. Wer produziert den Müll? Falls sich einer der Herrschaften schon mal mit Philateliegeschichte befasst hat, seit 1870 sind wir Sammler die grössten Produzenten von gemachten Belegen. Wer das nicht glaubt, der sollte mal die Wühlkisten mit einem offenen Auge durchsehen.

4. Mich stört dieser immer klar zu Tage tretende kommerzielle Hintergedanke bei vielen den Beiträge. Wenn ich ein paar tausend Euro pro Jahr für Urlaub ausgebe, dann möchte ich hinterher für meinen erlebten Urlaub auch kein Geld zurück erhalten. Schon gar nicht Jahrzehnte später.

5. Wer wirklich meint, er müsste Geld für seine Stücke wieder zurück erhalten, der sollte sich fragen, ob er sich das finanziell leisten kann. Wer sich ansieht, mit welchen Summen z.B. Bill Gross jongliert, der weiss von was ich rede. Oder er muss (siehe oben) ein enormes philatelistisches Wissen haben. Das bedeutet, dass man z.B. in Sindelfingen sich von einem Aussteller dessen Sammlung erklären lässt. Ich habe dieses Jahr sehr viel über die russische Inflation gelernt.

6. Kartonphilatelie: Wenn ich diesen abwertenden Begriff lese, dann kommt mir als Europäer die Galle hoch. Die Thematiker sind froh darum. In anderen Staaten wird das gerne gesammelt und ausgestellt (z.B. Maximaphilie). Nur die deutschen Sammler wissen alles besser.

Um Frustration beim Briefmarkensammeln von vorne herein zu vermeiden, sollte man sich spezialiseren. Dann hat man die besten Chancen, mit wenig Geld viel zu erreichen. Da hilft der Beitritt in eine Arbeitsgemeinschaft, da hilft das Ausstellen. Wer in seinem Kämmerlein hockt und sich von irgendjemanden Briefmarken zusenden lässt, der hat von vorne herein verloren.

Die nächste Blase bildet sich in China. Mal sehen, wann die platzt.

Wer wissen will, wie man aus Grabbelkisten ein international halbwegs erfolgreiches Exponat aufbauen will, der kann sich auf "Exponate Online" meine beiden Sammlungen zur Retourpost (Gold Rang 2 Südwest 2011) und zum 1. Weltkrieg ansehen (Vermeil bei der Antverpia 2010).

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
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