Thema: Briefmarken als Kapitalanlage
Cantus Am: 05.11.2011 12:33:02 Gelesen: 26321# 39@  
Ich schlage vor, einen derartigen Wortwechsel mit einer Unter-Überschrift zu versehen, etwa so "Diskussionsforum für Philatelisten / Investoren unerwünscht".

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass hier einige mitschreiben, die zwar Briefmarken oder anderes philatelistisches Material besitzen, die aber tatsächlich keine Philatelisten sind, sondern nur ständig auf die Vermehrung ihres investierten Geldes starren. Eines ist doch klar: Das Sammeln irgendwelcher Gegenstände bleibt so lange ein Hobby, als man es für das eigene Vergnügen tut. Bei der Philatelie gehört dazu das Suchen, die Freude beim Finden, die Diskussion mit anderen über das Gefundene, gelegentlich auch das Zeigen des ersehnten Gegenstandes, die Beschäftigung mit dem Gegenstand und viel Literaturstudium.

Wem das zur eigenen Befriedigung nicht genügt, der kann sich ja gerne dazu irgendwelche fiktiven Werte notieren, wobei es völlig egal ist, auf welcher Grundlage diese Werte angesetzt werden. Auf gar keinen Fall hat so ein "Wert" etwas mit dem eingesetzten Kapital zu tun, sondern kann lediglich eine Relation zu anderem Sammelgut darstellen. Genau diesem Zweck sollen ja auch Wertangaben in Katalogen dienen, nämlich dass man sich beim Kauf oder Tausch auf einen vereinbarten Prozentsatz eines Katalog"wertes" einigt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Jeder Sammler, der viel mehr Geld hat, als er zum Leben braucht, und der nicht so recht weiß, was er damit machen soll, aber auch jeder Sammler, der zu faul ist, sich an vielen Orten zu informieren und regelmäßig in unterschiedlichsten Druckwerken nachzulesen, wird sicherlich einen erheblich höheren Geldbetrag für von ihm gesuchtes Sammelmaterial aufwenden als der, der zwar intensiver Sammler ist, dieses aber mit kleinem Geldbeutel realisieren muss. Durch den höheren Geldeinsatz entsteht aber kein höherer Wert, sondern man hat nur dafür gesorgt, dass sich ein anderer am eigenen Geldsegen bereichern konnte. Ein Wert existiert immer erst dann, wenn ich jemanden finde, der bereit ist, eigene Finanzmittel in Höhe des angeblichen Wertes zum Erwerb einzusetzen.

Solange ich niemanden finde, der mein Sammelgut zu einem bestimmten Betrag erwerben will, ist es - finanziell gesehen - wertlos. Ich empfinde unser Hobby jedoch als kulturell wertvoll, vermittelt es bei intensiver Beschäftigung mit der Materie teils tiefe Einblicke in die Art der Herstellung, in den Grund der Herausgabe der jeweiligen Marken, Ganzsachen oder auch des Stempels, in Posttarife und Postwege, einst und jetzt, in der Heimat und weltweit. Und schließlich sollte es einfach eine Freude sein, sich schönes philatelistisches Material anzuschauen, auch wenn man es nicht selber besitzt oder besitzen kann.

Bleibt also bitte Sammler und lasst den ganzen finanziellen Quatsch außen vor, das hat mit der Philatelie als solcher überhaupt nichts zu tun.

In diesem Sinne
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
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