Thema: Werbung von Phila-Versandhäusern: Ein Analyseversuch am Beispiel Borek
drmoeller_neuss Am: 14.11.2011 15:23:31 Gelesen: 35882# 10@  
Warum können wir uns nicht auf den eigentlichen Punkt beschränken? Als Privatperson kann natürlich Briefmarkensammler nicht direkt gegen Borek vorgehen. Der BDPh kann das nicht, weil die Satzung das nicht hergibt. Das könnte aber der Briefmarkenhändlerverband APHV. Hier mache ich mir aber wenig Hoffnung, da dieser Verband nicht einmal gegen die vielen Schwarzhändler bei eBay vorgeht. Ausserdem hackt eine (Händler-)Krähe der anderen kein Auge aus.

Bleibt nur der Weg über einen Verbraucherverein, wie ich in einem anderen Thread schon vorgeschlagen habe. Ob die anbeissen, kann ich nur spekulieren. Also solltest Du dafür sorgen, dass deren Aufwand möglichst gering bleibt. In eine Bestellung musst Du aber schon investieren, um das Beweisstück mit vorlegen zu können.

Die Werbung suggeriert, dass der Block nur aus 22-karätigem Gold besteht. Ich gehe davon aus, dass er aus Papier besteht, dass mit echtem Gold bedampft ist. Hier liegt für mich eine eindeutige Irreführung des Verbrauchers vor.

Schwieriger wird das mit der Wertsteigerung. Was bedeutet der Wert einer Briefmarke? Ist das der Handelswert, der Rückkaufwert oder der Katalogwert? Zu beanstanden ist aber die Grafik. Bestenfalls gibt es hier zwei Messpunkte (Michel-Katalogpreis zum Erscheinen des jeweiligen Kataloges). Eine Interpolation zwischen beiden Messpunkten suggeriert eine kontinuierliche Wertsteigerung über den Zeitraum und ist nicht haltbar. Es müsste auch hier die Briefmarkenausgabe angegeben werden, auf die sich die Messung bezieht. Und der Rest gibt noch mehr Interpretationsspielraum: was ist ein "Wertsteigerungspotenzial" und was ist "enorme Nachfrage"? Ein Händler, der jeden Satz vielleicht nur ein bis zweimal verkauft, kann bei einer Nachfrage von 20 Stück vielleicht schon von einem enormen Bedarf sprechen. Eine Sittenwidrigkeit sehe ich hier nicht, auch angesichts des niedrigen Verkaufspreises.

Gibt es noch weitere Hintertürchen bei diesem Angebot? Schliesst man ein "unverbindliches Abonnement" für weitere Goldausgaben ab? Das wäre auch zu prüfen. Das blosse Zusenden von Werbung nach einer Bestellung ist nicht zu beanstanden, solange der Verbraucher dem nicht ausdrücklich widersprochen hat.

Nun zu den Beiträgen in diesem Thread:

@ Briefmarkensammler

Ich teile voll Deine Auffassung über dieses Borek-Angebot. Allerdings sollten wir nicht alle Versandhändler über einen Kamm scheren. Ich möchte hier zwischen Borek und Sieger differenzieren. Sieger hat zahlreiche Angebote zu durchaus akzeptablen Preisen. Heimatbelege sind nun mal etwas teurer, wenn der Händler die Arbeit des Sortierens dem Sammler abnimmt. Alternativ stehst Du selbst Stunden am Wühltisch, aber Deine Freizeit kostet ja nichts.

@ Lars

Borek damit zu entschuldigen, dass es noch viel unseriösere Händler gibt, hilft uns nicht wirklich weiter. Oder hast Du jemals einen Fälschungsverkäufer bei ebay akzeptiert, der mit dem Argument kam, dass XXXYYY noch viel mehr bescheisst und noch dreistere Fälschungen im Angebot hat? Es hilft Dir auch nicht bei der Geschwindigkeitskontrolle, zu behaupten, dass der Nachbar an dieser Stelle immer 30 Stundenkilometer schneller fährt, und nie erwischt wird.

Formal gesehen, sind natürlich Buntdrucke, die von einer Bananenrepublik wie Guyana in Auftrag gegeben wurden, amtliche Briefmarken, auch wenn sie die Postschalter des betreffenden Landes nie sehen werden. Philatelistisch stelle ich sie auf die gleiche Stufe wie private Nachdrucke der Zeppelinmarken des Deutschen Reiches.

Übrigens haben auch bisweilen Politiker ihren Namen und das Briefpapier ihres Ministeriums für Werbeaktionen benutzt. Eine Wiederholungsgefahr wurde dadurch ausgeschlossen, dass diese Herren von ihrem Posten zurücktreten mussten.

Für alle Nicht-Eingeweihten: hier ist der Link zur "Borek-Hartig-Affäre":

http://www.bdph.de/forum/showthread.php?4973-Hat-der-BDPh-Präsident-seine-Neutralitätspflicht-verletzt
 
Quelle: www.philaseiten.de
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