Thema: Das Handwerkszeug des Numismatikers ('Die Welt')
Richard Am: 31.03.2009 23:27:25 Gelesen: 1653# 1@  
Für eine Münzensammlung braucht man nicht nur Münzen

Von Fritz Rudolf Künker dnd Sebastian Steinbach

4. Teil: Das Handwerkszeug des Numismatikers

Die Welt (14.03.09) - Sammeln ist ja mehr als nur ansammeln. Man wird, nimmt man es ernst, seine Sammlung pflegen, nicht nur ideel, sondern auch materiell, und das nicht nur nach Anzahl. Für die meisten Münzsammler beginnt der Aufbau ihrer Kollektion mit einer persönlichen Erinnerung. Vielleicht mit einer Auswahl von Münzen aus aller Welt, die der Großvater aus dem Urlaub mitbrachte und in einer Kaffeedose oder Zigarrenkiste aufbewahrte. Wenn auch eine Zigarrenkiste auf Dauer nicht ausreicht, macht aber schon der Vergleich damit eines deutlich: Ein Münzensammler benötigt in der Startphase weitaus weniger "Equipment" als zum Beispiel ein Golfer, Mountainbiker oder Reiter. Einige der benötigten Hilfsmittel findet er womöglich ohnehin in seinem Haushalt. Im Grunde lassen sich die erforderlichen Werkzeuge auf die einfache Formel "Licht, Sicht und Gewicht" bringen. Doch, wie so oft, scheiden sich bei jedem dieser drei Stichworte die Geister.

Unter welchen Bedingungen die Oberflächenbeschaffenheit einer Münze am besten beurteilt werden kann, ist individuell unterschiedlich. Der Eine schwört auf Tageslicht, wohingegen der Andere eher Kunstlicht einer bestimmten Stärke bevorzugt. Doch leider lassen sich die Idealvorstellungen außerhalb der eigenen vier Wände nicht immer realisieren, dies gilt insbesondere für Münzbörsen.

Um der Sache, besser gesagt: der Münze, am besten näher zu kommen, empfiehlt sich, sozusagen als Grundausstattung, die Anschaffung einer Lupe, mit der auch Details der Prägung gut zu erkennen sind. Eine 6fache Vergrößerung sollte das Minimum sein, in der Praxis bewährt hat sich eine 10fache. Praktisch und günstig sind sogenannte Taschenlupen, die auch auf Börsen und Tauschtreffen gute Dienste leisten können. Wer's ein wenig komfortabler mag, kann natürlich auch zu einer Lupe mit eingebauter Lampe greifen.

Für die Aufnahme der metrischen Daten einer Münze sind weitere Werkzeuge unverzichtbar. Bis ins 19. Jahrhundert hinein lassen sich häufig interessante Unterschiede bei der Feinjustierung und Zentrierung von Münzen feststellen. Dies gilt insbesondere für die Münzen des Mittelalters - einer Zeit, in der man "al marco" prägte: Eine nicht festgelegte Anzahl von Münzrohlingen ("Schrötlinge") musste ein bestimmtes Gesamtgewicht ergeben. Das Gewicht des einzelnen Objekts war also nicht so ausschlaggebend, weshalb sich teilweise erhebliche Unterschiede ergeben.

Zur Bestimmung des Gewichtes einer Münze sind einfache Briefwaagen ungeeignet. Empfehlenswert ist eine elektronische Waage mit einer Messgenauigkeit von einem Hundertstel Gramm. Auch diese Waagen gibt es im Taschenformat und in unterschiedlichen Preisklassen. Um den Durchmesser ermitteln zu können, reicht eine elektronische Schieblehre mit Digitalanzeige, wie man sie günstig in jedem Baumarkt bekommt.

Gelegentlich kann auch ein kleiner Magnet sehr hilfreich sein, um Eisen als Münzmetall zu orten. So ist etwa ein Teil der 2-Pfennig-Stücke der Bundesrepublik Deutschland auf Cu-plattierten Eisenronden (so zum Beispiel1967 G) geprägt worden, die man mit einem Magneten herausfinden kann.

Eine ansprechende Münzsammlung sollte vor allen Dingen optisch angemessen präsentiert werden. Ein Patentrezept gibt es dafür allerdings nicht, weil die Gegebenheiten nur selten vergleichbar sind. Neben dem Sicherheitsaspekt (Stahlschränke, Schließfächer oder Tresore) spielt vor allem die praktische Handhabung eine Rolle. Hier können etwa die sogenannten Beba-Münzschränke (benannt nach ihrem Erfinder BEckenBAuer) empfohlen werden.

In einem Kasten können zehn genormte Tabletts mit unterschiedlichen Einteilungen (5x5 Fächer oder 10x10) untergebracht werden. Einzelne Fächer kann man mit verschiedenfarbigen Filzen auslegen, um die Münzen dekorativ präsentieren zu können und ein Verkratzen der Oberfläche zu vermeiden. Die Kästen sind stabil und deshalb auch leicht stapelbar.

Pflege und Reinigung von Münzen sind eine Wissenschaft für sich und, wie könnte es anders sein, auch immer wieder ein Streitpunkt unter Münzsammlern. Ausschlaggebend ist auch hier sicherlich der individuelle Geschmack. Wo der Eine gerne "blitzblanke" Münzen in seiner Sammlung hat, schätzt der Andere eher eine natürliche Patina bei seinen Stücken. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Oberfläche der Münze weder mechanisch noch chemisch beeinträchtigt werden darf, weil dies immense Auswirkungen auf den Preis haben kann.

(Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article3375210/Fuer-eine-Muenzensammlung-braucht-man-nicht-nur-Muenzen.html)
 
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