Thema: Das Handwerkszeug des Numismatikers ('Die Welt')
Richard Am: 20.04.2009 23:10:28 Gelesen: 1629# 2@  
Bücher über Münzen sind fast so wichtig wie die Münzen selbst

Von Fritz Rudolf Künker Und Sebastian Steinbach 21. März 2009, 00:52 Uhr

5. Teil der Serie: Numismatische Fachliteratur

Die Welt (21.03.09) - "Mir sind alle Bücher zu lang" sagte der französische Philosoph Voltaire (1694-1778) und auch so mancher Münzensammler mag von dem Umfang der Fachliteratur abgeschreckt werden. Dennoch ist eine kleine, gut sortierte Handbibliothek unersetzlich. Für einen Anfänger ist auf jeden Fall die Anschaffung von Einführungswerken (etwa W. J. Mehlhausen: Handbuch Münzensammeln, Regenstauf 2002) und eines überblicksartigen Katalogs empfehlenswert, bevor er die für sein Sammelgebiet vorhandene Spezialliteratur sichtet.

Hier ist die Auswahl um ein vielfaches größer als die Zahl der Sammelgebiete. Ein Klassiker für die deutschen Münzen vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik Deutschland ist beispielsweise der "Jaeger" (K. Jaeger: Die deutschen Münzen seit 1871, Regenstauf 2007, jährlich aktualisiert). Sammler von Goldmünzen greifen gerne zum "Friedberg" (L. und I. S. Friedberg, Gold Coins of the World, Clifton 2003), wohingegen Sammler von deutschen Talern des 19. Jahrhunderts gerne "ihren Kahnt" zu Rate ziehen (H. Kahnt: Die deutschen Silbermünzen 1800-1872, Regenstauf 2000) und Liebhaber von Münzen der römischen Kaiserzeit u. a. bei "Kampmann" (U. Kampmann: Die Münzen der römischen Kaiserzeit, Regenstauf 2004) recherchieren können.

Auch ein Epochen übergreifendes Werk kann einen guten Einblick in den historischen Hintergrund der gesammelten Münzen und Medaillen vermitteln (beispielsweise B. Kluge: Numismatik des Mittelalters, Berlin und Wien 2007 oder R. Göbl: Antike Numismatik, 2 Bände, München 1978). Selbstverständlich gibt es entsprechende Bücher auch für Sammelgebiete, die sich an Motiven oder einzelnen Regionen orientieren. Es ist zugegebenermaßen aufwendig, den passenden Ratgeber zu finden, aber die Suche lohnt sich, nicht nur aus finanzieller Sicht. Die einschlägigen Suchmaschinen im Internet sind hierfür auch sehr hilfreich. Zum Beispiel liefert Google zu den Stichworten "Münzen+Tiermotive" rund 7500 Hinweise. Schreibt man das zweite Wort klein, sind es fast doppelt so viele. In den in der Regel umfangreich bebilderten und gut strukturierten Werken findet man recht schnell das Objekt seiner Sammlerbegierde und kann es korrekt "bestimmen". Die abgedruckten Preise jedoch sind nur als Richtwerte zu verstehen, die beim Kauf oder Verkauf durchaus stark variieren können, denn auch der Münzenmarkt richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Darüber hinaus spielen Punkte wie Erhaltung und Provenienz (Herkunft aus einer berühmten Sammlung) eines Stückes eine entscheidende Rolle bei der Wertbildung. Darauf kann ein Überblickskatalog nicht eingehen.

Einen Einblick in Prägeserien und Preise liefern ebenfalls Fachzeitschriften (z. B. MünzenRevue, Münzen & Sammeln, das Numismatische Nachrichtenblatt oder die Geldgeschichtlichen Nachrichten), die jedem Anfänger ausdrücklich ans Herz gelegt seien. Sie liefern nicht nur viel Interessantes über die verschiedensten numismatischen Themen in kompakter Form, sondern auch Informationen über aktuelle Termine von Münzbörsen, Auktionen, münzgeschichtlichen Ausstellungen oder Fachtagungen.

Qualität und Aktualität der Spezialliteratur für thematisch oder regional eingegrenzte Sammelgebiete gehen oftmals weit auseinander. Während es für einige Gebiete (z. B. Corvey; P. Ilisch, und A. Schwede: Das Münzwesen im Stift Corvey 1541-1794, Paderborn 2007) neue Bücher gibt, sind andere Sammler auf ältere, oftmals nur noch antiquarisch vorhandene, Publikationen angewiesen (z. B. Köln; W. Hävernick: Die Münzen von Köln. Vom Beginn der Prägung bis 1304, Köln 1935). Auch mancher Auktionskatalog mit einer Spezialsammlung wird zu einem beliebten Nachschlagewerk (so etwa die Mittelalter-Sammlungen von Dr. Friedrich Bonhoff, Auktion Dr. Busso Peus Nachf. 293/295, Frankfurt am Main 1977-1978 und G. W. de Wit, Auktion Fritz Rudolf Künker 121, 130 und 137, Osnabrück 2007/2008).

Man sieht, dass das Sammeln der notwendigen Literatur manchmal ebenso zeitaufwendig und kostspielig werden kann, wie das Sammeln von Münzen an sich. Doch auch hier gilt: Nicht alles, was angeboten wird, ist unbedingt notwendig. Jeder bestimmt den Inhalt und damit auch den Wert seiner Sammlung selbst. Wenn man mit einem neuen Hobby anfängt, ist es immer gut, Kontakt zu Gleichgesinnten und "alten Hasen" zu haben, die einen vor so manchem Einstiegsfehler bewahren können und bestimmt den einen oder anderen Tipp haben. Bei der "Deutschen Numismatischen Gesellschaft" oder der "Gesellschaft für internationale Geldgeschichte" findet man Adressen von Münzsammlern und Vereinen. Bei den Treffen hat man Gelegenheit, sich über sein Sammelgebiet auszutauschen.

(Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article3416342/Buecher-ueber-Muenzen-sind-fast-so-wichtig-wie-die-Muenzen-selbst.html)
 
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