Thema: Numismatik in der Presse (Dauerthema)
Richard Am: 13.06.2009 18:32:21 Gelesen: 6721# 2@  
Flucht ins Gold bringt Umsatzrekorde - Von Jänner bis Mai erwirtschaftete die Münze Österreich bereits so viel Umsatz wie im gesamten Jahr 2008.

Von Reinhard Göweil

Kurier.at (11.06.09) - Das Gebäude am Wiener Heumarkt vermittelt noch die Atmosphäre einer "k. & k. Hauptmünzanstalt", doch der Eindruck täuscht. Die dort beheimatete Münze Österreich ist überaus erfolgreich unterwegs, und verdiente 2008 mit 70 Millionen Euro deutlich besser als ihre Mutter, die Nationalbank. Ihr Generaldirektor, Kurt Meyer, erklärt im Interview den unglaublichen Run auf den "Wiener Philharmoniker".

KURIER: Wie viel Gold und Silber hat die Münze im Vorjahr geschmolzen und geprägt?

Kurt Meyer: Es waren 50 Tonnen Feingold und 350 Tonnen Feinsilber.

Geht der Run aufs Edelmetall weiter?

Wir haben heuer bis Mai so viel Umsatz gemacht wie im Jahr 2008. Da waren es 1,2 Milliarden Euro. Wir waren mit unserer Goldmünze, dem Wiener Philharmoniker, im ersten Quartal mit einem Marktanteil von 29 Prozent erstmals Weltmarktführer. Und auch der silberne Philharmoniker verkauft sich hervorragend.

Gold gilt als Fluchtwährung. Was wird da alles gekauft?

Ja, es sind sicher von Angst vor Geldentwertung getriebene Käufe, im Mai hat sich Lage aber beruhigt. Silber war übrigens in Deutschland sehr stark. Und wir verkauften auch sehr viele Goldbarren. Am beliebtesten sind die 100-Gramm-Barren, vor den 50-Gramm-Barren. An dritter Stelle steht aber schon der Kilobarren.

Der kostet zirka 24.000 Euro. Da marschiert jemand her und zahlt bar?

(lacht). Nein, der Kilobarren Gold geht nur auf Bestellung, und per Überweisung - wegen der Geldwäschebestimmungen.

Wer verkauft eigentlich die Gold- und Silbermünzen?

Wir haben eine Tochtergesellschaft für Osteuropa, den Schoeller Münzhandel. Die läuft ausgezeichnet. Und in Österreich natürlich die Banken: RZB, Erste und Bank Austria - in der Reihenfolge.

Und woher kommt das Gold, das hier verarbeitet wird, eigentlich?

Wir sind mit 25 Prozent an einer Gold- und Silber-Raffinierie in der Schweiz beteiligt, die Argor Heraeus. Von dort wird es in Panzerwagen nach Wien gebracht. Mit Goldminen direkt haben wir keinen Kontakt, aber unser Gold kommt vor allem aus Südamerika - Chile, Argentinien, Peru. Dieses Gold ist sehr silbergrädig, und das wird in der Raffinerie getrennt.

Alles Gold wird auf der Straße transportiert? Ist das nicht riskant?

Die Panzerwagen transportieren maximal fünf Tonnen, für mehr kriegen wir keine Versicherung. Wir haben voriges Jahr von der Bank of England Gold gekauft, und keine Assekuranz gefunden, die einen Transport über den Ärmelkanal versichert hätte. Wir mussten das Gold per Flugzeug in die Schweizbringen, und von dort im Panzerwagen. Der Transport ist ein wesentlicher Kostenfaktor, da muss man sich gut auskennen.

Wie schaut es mit der Sicherheit im Unternehmen aus. Ich nehme an, die sind sehr streng?

Die Mitarbeiter müssen sich kontrollieren lassen, wenn sie das Haus verlassen, es gibt auch Metalldetektoren, die passiert werden müssen. Wir arbeiten derzeit im 3-Schicht-Betrieb und haben zu unseren 220 eigenen noch 38 Leasing-Mitarbeiter. Daher konnten wir auf die Nachfrage so rasch reagieren. Im Oktober konnten die Amerikaner keine Münzen mehr liefern, und wir kamen erstmals auch mit der Deutschen Bank ins Geschäft. Das half mit, dass wir den Umsatz 2008 von 267 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro steigern konnten. Angst ist ein ungeheures Steuerungsmittel in unserem Geschäft.

Das eigentliche Geschäft ist ja die Prägung normaler Euro-Münzen. Verdient die Münze da was?

Wir hatten Optionen auf Nickel, Kupfer, Stahl, sodass wir von dem Preisanstieg der Rohstoffe im Vorjahr kaum betroffen waren. Die Zahl der Umlaufmünzen ist leicht gestiegen, und wir verdienen da mehr als mit Gold. Gold ist für uns ein Geschäft mit niedriger Spanne.



Wiener Philharmoniker Der "Wiener Philharmoniker" ist die am erfolgreichsten verkaufte Goldmünze weltweit.

(Quelle: http://www.kurier.at/geldundwirtschaft/1915041.php)
 


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