Thema: Plattenfehler: Kataloge im Vergleich / Zukunft des Plattenfehler
funnystamp Am: 10.12.2011 12:45:51 Gelesen: 15253# 10@  
Hallo zusammen,

schon vor geraumer Zeit habe ich versucht, das Thema Plattenfehler hier etwas anzukurbeln, aber bis auf wenige, aber sehr konstruktive Meldungen bleib die Reaktion doch spärlich.

Auch scheint sich bereits in dieser kurzen Diskussion die Problematik wieder zu manifestieren, dass z.B. Bundsammler eher milde belächelt werden. Oft hat man hier das Gefühl, dass man als Bundsammler oder gar als Bund-Abartensammler hier eher nur geduldet wird. Andererseits doch ein deutliches Gejammere über Serviceleistungen der modernen Post, über Problematiken der Ausgabepolitik bei Bund.

Für mich persönlich ist das Sammelgebiet Bund Abarten und Plattenfehler ein sehr interessantes Sammelgebiet, weil man hier noch wirklich von Sammeln sprechen kann. Es gibt kein Abo von der Post über Plattenfehler (Gott sei Dank noch nicht), und auch die Post gibt nur indirekt, also nach gezielter Anfege an die Bundesdruckerei, Auskunft über Fehler, Druckzufälligkeiten und sonstige Abarten.

Hier ist also der engagierte Sammler gefordert, der noch mit der Lupe nach jedem abweichendem Pünktchen sucht, der unter UV-Lampe nach Farbunterschieden sammelt, der ungeschnittene Marken entdeckt, der Schmitzdrucke findet, usw. (das Gebot scheint endlos!)

Für einen engagierten Sammler ist dabei der Katalog eine Hilfe, mehr aber auch nicht. Besonders hilfreich sind dabei aktuelle Kataloge, die schnell und auch jedes Pünktchen, sei es noch so klein, registrieren und darüber Veröffentlichungen zur Verfügung stellen.

Wartet man auf den Michelkatalog, ist man sicherlich kein Jäger im klassischen Sinne des Sammelns, denn meiner Erfahrung nach sind diese Sammler, die Ihr Sammelverhalten eben nach Katalognummern ausrichten und darin eine Bibel sehen, an der sie ihre Vollständigkeitsansprüche ausrichten. Das ist legitim und in keiner Weise zu kritisieren. Allerdings weiß man auch, dass die Michel Redaktion auch sehr strikte Kriterien an Plattenfehler (bezüglich Ausprägung, Sichtbarkeit)setzt, bevor diese Eingang in den Katalog finden. Auch das ist eine sinnvolle und nachvollziehbare Wertung der Katalogisierbarkeit.

Andere Kataloge dagegen setzen auf eine tiefere Spezialisierung und, sofern dies konsequent geschieht, muss ein Spezialkatalog dann eben alles katalogisieren, auch wenn die Abart noch so gering erscheinen mag, sonst ist es ja auch kein Spezialkatalog.

Und selbst dieses Katalogen sind noch Grenzen gesetzt. Beispiel Philotax: Dieser Katalog registriert sehr klar auch die scheinbar kleinsten Fehler, veröffentlicht noch nicht registrierte Druckzufälligkeiten. Erst nach einer gewissen Zeit werden dann, sofern Druckzufälligkeiten als solche von der Bundesdruckerei eingestuft worden sind, dann auch gelöscht.

Andere Sammler auf ihren Internetseiten beschäftigen sich noch tiefer und registrieren jeden Farbspritzer, auch das ist legitim, und auch für einen Plattenfehlersammler sehr hilfreich, sofern er forschend tätig ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Bei intensiver Forschung ist es wohl sinnvoll, auch das noch so kleinste Pünktchen zu suchen. Erst dann entdeckt man auch große Unterschiede, Rastervarianten, Farbabweichungen. Im Rahmen dieser Suche fällt natürlich eine ganze Menge an Information und auch entsprechendes Belegmaterial an.

Finde ich dies nun in einem Katalog, bestätigt dies meine Suche. Dennoch bleibt mir als Sammler und Jäger nun freigestellt, diese Sammlung zu gliedern oder entsprechend zu werten und zu präsentieren. Oft tauchen dabei interessante Varianten auf, die nicht als Plattenfehler anerkannt worden sind, aber deutlich an Qualität viele Plattenfehler in den Schatten stellen. Bei dieser Suche sind also Kataloge oft Hilfe, mehr aber auch Ansporn für eigene Suche und Forschung.

Natürlich entsteht dabei auch der Wunsch, das eine oder andere Exemplar, das man selbst nicht finden konnte, käuflich zu erwerben. Nun schlägt die Stunde der Kataloge. Oft sind diese Preisvorgaben dann Phantasiepreise. Man denke nur an die Ausgabe 5 Cent der SWK-Ausgabe mit dem Plattenfehler "gebrochenes Geländer", das mit 100 Euro katalogisiert war, allerdings vollkommen überzogen. Meiner Meinung nach spiegelt das Preisgefüge eines Katalogs nicht den Durchschnittspreis, sondern den Spitzenpreis, der jemals bezahlt worden ist, und das sollte man vielleicht auch beim Kauf auf Katalogbasis bedenken. So haben andere Kataloge niedrigere Preise, wohl eher am Durchschnittspreis orientiert, aber oftmals auch noch scheinbar nicht nachvollziehar.

Interessant aber ist, dass sofern eine Marke, die bisher jahrelang im Philotax registriert worden ist, und die z.B. auf e-bay kaum jemand beachtet hat, nach Aufnahme im Michel im Preis explodiert. Hier treiben wohl die "Komplettsammler" plötzlich den Preis nach oben, weil plötzlich ein reges Interesse dafür da ist.

So war es für mich als Sammler auch immer ein Erfolgserlebnis, wenn einer meiner Funde, den ich reichhaltig bei der Post frühzeitig noch lange vor der Michel-Katalogisierung gekauft habe, plötzlich ein finanzieller Erfolg geworden ist, und der es mir ermöglichte, die doch hohen Investitionskosten etwas zu mildern. Wieder ein Klischee, das ich hier berühre: Muss die Sammlerei finanziell etwas abwerfen? Für mich als Jäger eher nein, aber immerhin ermöglichen mir erfolgreiche Funde eine weitere, doch kostenintensive Suche.

Nun aber muss ich sagen, dass es auch einen Kreis engagierter Plattenfehlersammler gibt, die den Katalog zwar als Informationsbasis benutzen, aber die aktuellen Ausgaben und Funde untereinander rein zum Postpreis tauschen, und dann macht die Sammlung erst richtig Spass, weil man hier wesentlich schneller zu Ausgaben kommt und die Sammlung schnell und zielgerichtet aufbauen kann.

Also: Katalog hin oder her. Ist ein Fund im Michel geadelt, wird er finanziell lukrativ. Aber vollständig wird man weder mit ihm noch nicht mit einem umfangreichen Katalog. Das ist Sammeln, das macht Spaß und das macht eine Sammlung mehr als zu einem Abo-Album!

Viel Spaß
Hermann
 
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