Thema: Die Poststempel Berlins
Magdeburger Am: 15.01.2012 16:04:10 Gelesen: 3635944# 12@  
@ kauli [#360]

Hallo Kauli,
Liebe Sammelfreunde

folgenden Brief habe ich bei Delcampe gekauft und viele Fragen.



Ein Wert-Paketbegleitbrief, welcher am 26.07.1844 in Berlin geschrieben wurde und 1/2 Loth wog. Adressiert ist er an den
"Herrn Johann David Kestner Sohn in Waltershausen am Bremer Thor über Gotha"

Links unten wurde notiert:
"Hierbei 1 Rolle in enthaltend:
= 332 1/2 R(eichsthaler) in Fried'or
= - 81 2/2 Reichtsthaler in C(assen) A(nweisungen) einliegend
nur baar
H.K. gez(eichnet) Scheingeld zahlt Empf(änger)

Gewogen hat dieses Paket 1 Pfund 2 3/12? Loth.

Siegelseitig ist fast nichts...



Da keine einzige Taxierung vorhanden ist und auch vieles widersprüchlich ist, glaube ich, daß dieses Stück postalisch nicht gelaufen ist.
Widersprüchlich sind die Angabe "nur baar", was eine Cassenanweisung nicht ist. Auch glaube ich nicht, dass die Kosten für den Postschein im dazugehörigen Postvertrag dem Empfänger mit "aufgebürgt" werden konnte.

Auch die Declaration stellt einiges in Frage:
Ein Friedrich d'or bestand aus 21 karätigen Gold und wog ca 6.032 Gramm. Laut Angabe wog das Paket etwas über 1 Pfund preussich. Grob gerechnet sind etwa 500 Gramm begleitet worden. Wenn 332 1/2 Friedrich d'or versendet worden wären, wäre ein Gewicht von über 2000 Gramm incl. der Verpackung notwendig gewesen.

Laut preussischer Taxverordnung wurde ein Friedrich d'or mit 5 Thaler preussisch Courant gleichgesetzt. Gehe ich davon aus, dass die Angabe in preussich Courant Gold richtig wäre und rechnet man nun 332,5 in Gold / 5 = 66,5 Stück. Da auch halbe Friedrich d'or geprägt wurden, ergibt sich ein mögliches Gewicht der Münzen von ca 400 Gramm (67 Münzen * 6 Gramm). Die Verpackung dazu und so ergeben sich die 500 Gramm.

Damit ist auch die Declaration falsch - entweder ist die Angabe in Stück Friedrich d'or oder in preussisch Courant Gold anzugeben. Also ein weiteres Argument gegen eine Versendung. Die Angabe in Courant Gold macht auch Sinn, da die Taxe zumindestens innerhalb Preussens günstiger war als eine Angabe in Courant Silber. Ob dies in dem Postvertrag zu einer Berücksichtigung führte, kann ich nicht sagen.

Die Frage ist ja, warum wurde der Brief überhaupt abgestempelt. Eigentlich ist für mein Dafürhalten nur eine nachträgliche Ablehnung durch einen Postbeamten hier möglich



Der Poststempel von Berlin ist interessant, denn wie es scheint ist das Tagesdatum zusammengesetzt worden.

@Kauli: Kannst Du zum letzteren was sagen?

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/3914
https://www.philaseiten.de/beitrag/44635