Thema: Rohrpostbelege
cartaphilos Am: 08.03.2012 23:14:36 Gelesen: 1257590# 758@  
Guten Abend alle miteinander,

ist ja schon lange nichts mehr passiert hier.

Hier ist gerade ein spannender Beleg herein geflogen:

Nachnahme-Postanweisung für das Ausland vom 15.10.1927 aus Illingen im Saargebiet nach Berlin Schöneberg:



Auf der Vorderseite noch recht unspektakulär, doch auf der Rückseite strahlt uns nicht nur eine schöne Mehrfachfrankatur des Saarlandes entgegen, sondern auch noch der Rohrpost-Minutenstempel des Post-Scheckamtes Berlin vom 17.10.1927, 9.40 V.



Wie kommt der da rauf?

Ganz einfach: Sendungen des Zahlungsverkehrs für Großkunden, wie in diesem Falle dem Langenscheidt-Verlag, wurden nicht zugestellt, sondern per Anweisung deren Post-Scheckkonto gutgeschrieben. Auf der Vorderseite erkennt man den Abschlag eines Gummistempels "Konto ... / P.Sch.A. Berlin" und mit roter Tinte handschriftlich eingetragen die Kontonummer 128. Der zuständige 'Geldbulle' - so nannte man die Geldzusteller bei der Post früher - des Postamtes Berlin-Schöneberg hatte bei den eingehenden Sendungen darauf zu achten, daß entsprechende Wünsche der Kunden, wonach die Geldsendungen eben nicht zuzustellen, sondern dem Postscheckkonto gutzuschreiben waren, beachtet werden und die Sendungen entsprechend umzuarbeiten waren.

Alternativ dazu hätte sich ein Großverlag wie Langenscheidt mit lauter Kleckerbeträgen aus der postalischen Geldzustellung herumschlagen müssen, um diese dann eigenhändig aufs Konto einzuzahlen. Also war es der Wunsch des Hauses Langenscheidt, daß die Geldsendungen auf das Post-Scheckkonto eingezahlt wurden, und eine entsprechende Anweisung wird sich im Zustellbuch oder Zustellfach des betreffenden Geldzustellers gefunden haben. Damit dies dann schnell ging, wurde der Stammabschnitt der Postanweisung per Rohrpost ans Scheckamt Berlin versandt und dort abgestempelt und bearbeitet.
 
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