Thema: Zurück und nachgeschickt
volkimal Am: 09.03.2012 17:35:08 Gelesen: 633078# 3@  
@ am1937a [#253]

Hallo am1937a,

dieser Brief passt natürlich super zu dem Thema "Zurück und nachgeschickt", denn er wurde zunächst nach- und anschließend zurückgeschickt. Ein sehr interessanter Beleg! Für mich ist besonders schön, dass er von Deinem Großonkel und damit aus der Familie stammt.

Du schreibst "Bitte mich nicht über den genauen Weg fragen." Der ist auch gar nicht so einfach zu erkennen. Das finde ich gerade so interessant an diesen Belegen. Ich liste einmal auf, was ich bisher alles erkennen kann. Dabei weiß ich nicht alles und einiges sind nur Vermutungen. Ich würde mich über Ergänzungen und Korrekturen freuen. Ich denke, dass hier gleich mehrere Spezialisten oder Detektive gefragt sind.

1) Als Adresse ist keine Straße angegeben, sondern der Brief sollte „…postlagernd“ sein. Der erste Teil des Wortes ist durch den Aufkleber verdeckt.

2) Der Brief ist mit einer 1 1/2 Pfennig-Marke der Münchener Privatpost Courier frankiert. Diese ist aber nicht mit einem der üblichen Stempel der Privatpostanstalt entwertet, sondern blau durchgestrichen. Die Frage ist, ob der Brief gleich in einem Briefkasten der bayrischen Post gelandet ist.

3) Der Kreisstempel "P 6" berührt die Marke etwas. Wer weiß etwas zu dem Stempel? Bedeutet er evtl. 6 Pfennig Nachporto?

4) Beim Postamt München 5 werden am 5. April 1898 zwei bayrische Portomarken zu jeweils 3 Pfg. auf den Brief geklebt. Die Marken tragen den Aufdruck „Vom Empfänger zahlbar“.

Ein Ortsbrief kostete damals 3 Pfennig. Wer ist ein Nachporto-Spezialist und kann sagen, wie sich das Nachporto in Bayern damals zusammensetzte? Der Stempel „T“ im Rechteck kennzeichnet außerdem, dass der Brief mit Nachporto belegt wird.

5) Der postlagernde Brief wird nicht abgeholt. Er bekommt den Aufkleber „Nicht abgeholt“.

6) Woher die Information kommt, dass der Brief nach Zürich nachgeschickt werden soll, ist mir unklar. Rechts steht aber senkrecht geschrieben: „Nachsenden: Zürich Hotel National“



7) Der Brief wird damit zum Auslandsbrief. Wer kann sagen, wie hoch 1898 das Porto für einen Brief von München nach Zürich war? Weder im Michel Spezial noch im Michel Postgebühren-Handbuch ist das zu finden. Zusätzlich ist wieder unklar, wie hoch dann die Nachgebühr ist.

8) Die Nachgebühr wird in blau mit „T 20“ notiert. In Zürich angekommen wird eine schweizer Portomarke zu 20 Centimes aufgeklebt und mit dem Züricher Stempel entwertet.

9) Der Brief erhält den roten Stempel vom Hotel National & Terminus.

10) Im Hotel ist der Brief nicht zustellbar und das Hotel bezahlt die Nachgebühr nicht. Der Brief geht zurück zur Post.

11) Da das Porto nicht gezahlt wurde bekommt die Schweizer Portomarke den fetten schwarzen Stempel „ANNULEE“.

12) Der Brief geht zurück nach München. Ich weiß aber nicht, wo genau „zurück“ steht. Es ist zu viel in blau durcheinander geschmiert worden.
Am 5. Juni kommt der Brief im Postamt München B.Ü. (= Brief-Übergabe) an. Von dort geht der Brief weiter an das Postamt München 5 und dann an den Absender.

Soweit meine Deutung des Briefes. Was haltet Ihr davon?

Mit detektivischem Gruß
Volkmar
 
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