Thema: (?) (150/159) Tintenstrahlentwertungen neuer Großbriefsortieranlagen der DPAG
Pommes Am: 28.03.2012 20:07:38 Gelesen: 153970# 28@  
@ EdgarR [#27]

Hallo Edgar,

danke fürs zeigen.

a) die miserable 'Zielgenauigkeit des Tintenpissers ('man' hat wohl noch geübt)

Ich vermute ohne mit der Maschine des Herstellers Solistic vertraut zu sein, dass es zwei Druckköpfe gab, die eben einen gewissen Abstand voneinander hatten. Die Marke wurde nur horizontal erfasst und der Aufdruck entsprechend angebracht. Vertikal waren die Druckköpfe dagegen feststehend. Insofern hat die Technik hier doch noch ganz gut getroffen. Des Weiteren handelt es sich "nur" um einen Betriebsversuch dieser Anlagen, der sich ja auch nicht durchgesetzt hat.

b) das extrem unterschiedliche Breite-Höhe-Verhältnis von 2 Abdrucken aus einem einzigen Arbeitstakt

Dies wiederum ist Absicht. Wenn der obere Aufdruck die volle Höhe erreicht hätte, wäre er über den Briefumschlag hinaus gegangen, daher wurde der Aufdruck per Software abgeschnitten/eingekürzt, sodass er auf dem Umschlag landet. Auch das hat hier ganz gut funktioniert.

Die Frage nach Lichtbeständigkeit habe ich mir noch nicht gestellt, aber die könnte durchaus von Interesse sein. Vielleicht legst Du ja mal einen Aufdruck während der nun hoffentlich folgenden sonnigen Zeit einige Wochen/Monate an einen voll-sonnigen Platz, dann könnte man schon mal eine Prognose wagen. Ich erwarte aber eher, dass die Marke ausbleicht und der Aufdruck insofern "stabiler" ist. Das funktioniert beim heimischen Tintendrucker doch auch ganz gut, oder? Ich kann bei meinen Hausarbeiten aus den 90er Jahren noch keine Veränderungen feststellen. Ob die verwendeten Farben sonst alterungsbeständig sind, weiß ich nicht, ich gehe aber davon aus. Die Farben dürfte es zumindest schon länger geben, als die Anlagen zur Briefentwertung. Einen Brief mit Feder geschieben aus dem 17. Jahrhundert oder ein Brief auf der Schreibmaschine geschrieben in den 30er Jahren kann man heute auch noch lesen, ich bin skeptisch, dass die heutigen Farben bei den hier angestellten Versuchen da einen Vergleich scheuen müssen.

Zur Ästhetik verliere ich lieber kein Wort.

Ich aber schon. Ästhetik ist nun mal subjektiv. Bei der Entwertung von Postwertzeichen auf Brief ging es meines Erachtens in den seltensten Fällen um Ästhetik, sondern darum, das Postwertzeichen als eindeutig bereits geraucht zu kennzeichnen. Hinzu kommt, dass Poststempel Angaben über Einlieferung, Auslieferung, Abfertigung, Gebühren, Einlieferungsort usw. enthalten müssen bzw. sollen. Früher hat man da auch gern mal unterschieden. Der Tagesstempel wurde auf der Sendung lesbar angebracht, der "Entwerter" wurde auf der Marke angebracht. Ich habe es irgendwo hier im Forum schon einmal geschrieben. Es ereifert sich auch keiner über Roststempel auf sächsischen Marken, Korkstempel auf Danzig-Marken oder Nummernstempeln auf bayerischen Marken usw.. Im Gegenteil diese sind ggf. besonders gesucht. Ob das auf diese Tintenstrahldruck-Entwertungen in einigen Jahrzehnten ebenfalls zutrifft, kann ich nicht sagen, aber die Zeit wird es zeigen.

Wer Ästhetik bei Stempeln sucht, sollte besser bei Gelegenheitsstempeln suchen.

Interessant bei Deinem Beispiel ist, dass zusätzlich mit Handrollstempel entwertet wurde. In welcher Reihenfolge kann man aus dem Scan nicht ersehen. Die "Handroller" mit ihrer Welle sind ja auch so ganz sonderlich ungeliebte Stempel. Ich wäre froh, für meine Heimatsammlung einige mehr davon zeigen zu können. Offensichtlich haben aber die meisten Sammler in der Vergangenheit aus "ästhetischen Gründen" darauf verzichtet solche Belege oder Marken aufzuheben. Zeig mir einen Beleg mit Handrollstempel aus Schmölln und ich bin bereit ein mehrfaches dafür zu geben, als wenn der Beleg mit einen waagerechten, zentrischen und gut lesbaren Tagesstempel-Abschlag auf der Marke entwertet wurde!

Diese Tintenspucker hier sind für meine Heimatsammlung nicht relevant, da nach meinem Wissen nur im BZ 90 (Nürnberg) verwendet. Es gibt aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch Sammlerfreunde, die gerade diese Entwertungen für besonders sammelwürdig halten.

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
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