Thema: Rohrpostbelege
DerLu Am: 08.04.2012 09:53:22 Gelesen: 1250643# 759@  
Zuerst möchte ich allen ein Frohes Osterfest wünschen!

Ich habe kürzlich einen Rohrpostbrief mit Inhalt erworben der wohl mehr einige interessante Einzelheiten zum Telegrammwesen enthält, den ich hier aber trotzdem kurz vorstellen möchte:



Der Rohrpostrief wurde am 16.12.1927 vom HTA nach Steglitz geschickt, auf der Rückseite befindet sich als Ankunftsstempel der Minutenstempel von Berlin-Steglitz und ein Botenstempel. Der Umschlag ist als Postsache deklariert und daher portofrei versandt worden.

Der Briefinhalt ist ein ausgefertigtes Telegramm mit einigen sehr interessanten zusätzlichen Stempel. Das Telegramm wurde offensichtlich von Passagierschiff Berlin (es müsste sich um die "Berlin III" handelt) aufgegeben und via Radio Norddeich nach Berlin gesandt. Dort wurde es im HTA um 15:02 aufgenommen.

Auf dem Telegrammformular sind zwei Stempel "Bereits zugesprochen" abgeschlagen, also wurde der Telegramminhalt um 15:37 fernmündlich übermittelt. Rechts oben findet man in Bleistift den Vermerk "St 3510", anscheinend die Telefonnummer des Empfängers. Und tatsächlich ergibt die Suche in einem Telefonbuch von Berlin aus dem Jahre 1926 den folgenden Eintrag : Feuerhahn, Martin, Telegrapheninspektor, Mommsenstr. 52, Steglitz 3510".

Unten links ist ein Rahmenstempel mit dem Text "Auf Wunsch durch Boten" abgeschlagen und direkt links daneben mit Bleistift vermerkt: "Empf. bereit, Gebühr zu zahlen". Rechts ist ein weiterer Rahmenstempel mit dem Text "Ergänzungsgebühr durch Lastschriftzettel beim Haupttelegraphenamt verrechnet".

Zusammengefasst ergibt sich folgende Geschichte: Herr Feuerhahn schickt seiner Familie von der Berlin auf seiner Rückreise aus Amerika(?) ein Telegramm um seine Rückkehr mitzuteilen und ein Treffen in Bremerhaven zu organisieren. Das Telegramm wird von der Küstenfunkstation Norddeich aufgenommen und nach Berlin weitergeleitet. Im HTA wird das Telegramm zunächst per Fernsprecher übermittelt. Der Empfänger wünscht aber das Telegramm zusätzlich auch in Papierform zu erhalten und ist bereit die zusätzlichen Kosten zu übernehmen, also wird das ausgefertigte Telegramm in einen Rohrpostumschlag verpackt und per Rohrpost an den Empfänger verschickt. Die zusätzlichen Kosten werden nicht direkt eingefordert sondern verrechnet.

Warum wurde das Telegramm eigentlich in einem Umschlag verschickt und nicht wie andere Telegramme zusammengefaltet und mit einer Telegrammmarke verschlossen ?

Gruß DerLu
 
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