Thema: Gemachter Sammlerbeleg, philatelistisch beeinflusst oder reiner Bedarf
EdgarR Am: 10.04.2012 15:55:12 Gelesen: 19669# 22@  
@ drmoeller_neuss [#1]

"Beweis" der philatelistischen Fabrikation ist letztlich ebenso unmöglich wie der "Beweis" des Gegenteils.

Aber es gibt, denke ich, ein paar recht gute Anhaltspunkte für 'Bedarfsfrankatur':

1) Der Adressat: ist dies eine Behörde, eine Firma oder Vergleichbares so ist es recht unwahrscheinlich, dass jemand 'philatelistisch frankiert' hat (außer, natürlich, es wäre ein Briefmarkenhändler oder -Auktionator...).

2) Zeitliche Nähe zum Datum der letzten Frankaturgültigkeit: erhöht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein sparsamer Mensch schnell noch alle Marken-Restbestände aufgebraucht hat. Typische Beispiele: kurz vor Ende der Gültigkeit der Berlin- oder der DDR-Marken, kurz vor der Umstellung von DM/Pfennig-Nominale auf €/Cent-Nominale.

3) Verwendung 'gängiger' Stückelung zur Begleichung von (im typischen Privatbedarf) eher selten vorkommender Portostufen. Das fängt schon beim 90-cent-Brief an (2 à 45 cent), setzt sich weiter fort bei den Groß- und Maxi-Portostufen (1 à 55 + 2 à 45 bzw. 4 à 55) usw. usw. Merke: außer Arbeitssuchenden haben Privatleute selten einen Vorrat an 145 Cent-Marken zu Hause!

4) Stückelung kurz nach Portoerhöhungen (zum Aufbrauch der vorrätigen Marken der alten Portostufe, ergänzt dann mit Ergänzungswerten (die häufig eigens deshalb überhaupt nur verausgabt wurden!).

Umgekehrt gibt es allerdings ein nahezu 'todsicheres' Indiz für philatelistische Mache:

Wenn nämlich eine absolut unübliche Portostufe (ich zitiere da immer gern den berühmten 85 g Luftpost-Einschreibebrief an Herrn Müller, hauptpostlagernd Timbuktu...) mit genau einer Einzelfrankatur - oder einer Mehrfachfrankatur einer einzelnen Markensorte - und dann womöglich noch (welch ein Zufall !) am Erstausgabetag verwendet wurde.

MfG

EdgarR
 
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