Thema: Definition des Begriffs 'Qualität' bei Briefmarken
Richard Am: 06.04.2008 14:29:23 Gelesen: 20636# 1@  
Altsax hat gestern im BDPh Forum geschrieben. Besonders der vorletzte Absatz gefällt mir sehr gut. Hier seine Ausführungen:

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Wer den Versuch unternimmt, den Begriff "Qualität" in Bezug auf Briefmarken eindeutig zu definieren, wird scheitern.

Eine Problematik ist dadurch entstanden, daß ein Interesse daran besteht, Briefmarken als Handelsobjekte in "Klassen" einzuteilen, um auf diese Weise Vergleichbarkeit in Bezug auf die Preisbemessung herzustellen.

Das führt dann zwangsläufig zu Abgrenzungsproblemen beispielsweise zwischen "kurzen Zähnen", "üblicher Zähnung", "einwandfreier Zähnung" etc.

Über die Frage, ob Briefmarken mit Prüfzeichen noch "postfrisch" sein können, ließe sich promovieren.

Grundsätzlich ist ein "angemessener Preis" exakt der, auf den sich Käufer und Verkäufer einigen können. Dazu gehört, daß der Zustand des Kaufobjektes geklärt ist. Es müssen folglich die nicht mit bloßem Auge erkennbaren Eigenschaften ermittelt worden sein. Wenn Käufer und/oder Verkäufer dazu nicht selbst in der Lage sind, müssen sie sich auf einen neutralen Fachmann einigen. Üblicherweise wird das bei höherwertigen Briefmarken ein Verbandsprüfer sein, was aber natürlich nicht zwingend ist.

Die Einordnung in die üblichen Kategorien "Pracht", "Kabinett", "Luxus" ist dazu denkbar ungeeignet, weil erstens zu grob und zweitens individuellen Ansichten unterliegend.

Selbstverständlich gibt es auch oberhalb der Kategorie "einwandfrei" noch Qualitätsabstufungen, die sich auf die Wertschätzung des Objektes und damit auf den Preis auswirken.

Ich bin einmal auf Unverständnis bei Sammlerkollegen gestoßen, weil ich bereit war, für eine in jeder Hinsicht perfekte, gestempelte Sachsen Mi 4 über 200% des Michelwertes zu zahlen (eine "nur einwandfreie" ist auch für 10% des Michelwertes nahezu unverkäuflich). Ich habe mit dem Rat geantwortet, man möge doch in den eigenen Beständen nach einem gleichwertigen Exemplar suchen, ich sei bereit, diesen Preis für jedes Fundstück zu entrichten. Auf entsprechende Meldungen warte ich bis heute.

Man kann je nach Anspruch und Ausgabebereitschaft mit jeder Qualitätsstufe Freude haben. Wichtig ist lediglich, daß man sich über die jeweilige Beschaffenheit und deren Marktwert im Klaren ist.
 
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